Bombenanschläge in Thailand Opposition weist Verantwortung für Taten von sich

Nach einer Serie von tödlichen Anschlägen in Thailand laufen die Ermittlungsarbeiten auf Hochtouren. Bislang hat sich niemand zu den Taten bekannt. Die thailändische Opposition weist die Verantwortung von sich.

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In Thailand detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze an fünf verschiedenen Orten. Quelle: dpa

Bangkok/Hua Hin Nach den tödlichen Bombenanschlägen in thailändischen Urlaubsorten hat die Partei der gestürzten Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra jede Verantwortung von sich gewiesen. Entsprechende im Internet verbreitete Vorwürfe seien beleidigend und diffamierend, sagte der frühere Außenminister Noppadon Pattama am Samstag. „Jeder frühere Ministerpräsident sorgt sich um das Land und würde nicht so ein Unheil anrichten.“ Der Politiker saß sowohl im Kabinett von Yingluck Shinawatra, die 2014 von der Armee abgesetzt wurde, als auch in dem ihres Bruders Thaksin. Dieser war bei einem Militärputsch 2006 gestürzt worden.

In Thailand detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze in fünf verschiedenen Orten, darunter in Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Unter den Verletzten sind drei Deutsche. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich Touristenziele im Süden des Landes. Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um Thailänder.

Bislang hat sich niemand zu den Taten bekannt. Wenige Tage zuvor hatten die Thailänder eine neue Verfassung angenommen, die von den Militärmachthabern vorgelegt wurde. Sie sieht Wahlen für Ende des kommenden Jahres vor. Experten zufolge sind Gegner der Junta und Aufständische im überwiegend muslimischen Süden unweigerlich in den Verdacht geraten, für die Anschläge verantwortlich zu sein. Die Bevölkerungsmehrheit in Thailand ist buddhistisch.

Die Behörden setzen ihre Ermittlungen zu möglichen Drahtziehern und Motiven fort. Festnahmen gab es bis Samstagmorgen zwar noch nicht, wie der stellvertretende Chef der nationalen Polizei, Pongsapat Pongcharoen, vor Reportern sagte. „Wir hoffen aber, heute oder spätestens am Sonntag eine Liste von Verdächtigen zu haben“, kündigte er an. An den Tatorten seien DNA-Proben genommen worden, die nun mit Datenbanken aus den drei Provinzen im Süden abgeglichen würden.

Die Polizei geht zurzeit davon aus, dass am ehesten Gegner der von der Militärregierung unterstützten und vergangene Woche in einem Referendum beschlossenen neuen Verfassung des Landes hinter den Anschlägen stecken könnten. „Man muss nur sehen, wo die Anschläge stattfanden – all diese Provinzen haben dafür gestimmt“, sagte am Freitag Polizeichef Chakthip Chaijinda. „Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung.“ Seit einem Putsch im Mai 2014 regiert in dem südostasiatischen Land das Militär.

Im Süden des Landes gibt es zudem seit Jahren Widerstand gegen die Regierung in Bangkok. Separatisten fordern die Unabhängigkeit der drei südlichsten Provinzen des Landes. Seit 2004 starben mehr als 6000 Menschen bei Bombenanschlägen und Schießereien. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Separatisten hinter den jüngsten Anschlägen steckten, sagte Polizeichef Chaijinda.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Anschläge scharf. Eine Reisewarnung für Thailand gab das Auswärtige Amt allerdings nicht heraus. Es riet Reisenden lediglich zu äußerster Vorsicht. Man solle große Menschenansammlungen meiden und die Medien verfolgen. Für Urlauber, die ihre geplante Reise stornieren oder umbuchen möchten, ist das ein wichtiger Unterschied: Ohne Reisewarnung sind sie auf die Kulanz des Veranstalters angewiesen.

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