Brexit-Dinner mit Theresa May Juncker nennt Indiskretionen schweren Fehler

Jean-Claude Juncker und Theresa May trafen sich zum Dinner – das unversöhnlich endete. Im Anschluss wurden Details des Brexit-Gesprächs bekannt. Bei einer Handelsblatt-Veranstaltung bedauert Juncker die Indiskretionen.

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Details aus ihrem Gespräch in London wurden der Presse zugespielt. Das bedauert der EU-Kommissionschef jetzt. Quelle: Reuters

Bonn EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat die Weitergabe von Details an die Medien aus einem Abendessen mit der britischen Premierministerin Theresa May bedauert. „Unabhängig von der Zuordnung der Teilnehmer an diesem Abendessen (...), ist die Tatsache, dass aus diesem Gespräch berichtet wurde, ein schwerwiegender Fehler“, sagte Juncker am Montagabend in einem Gespräch mit Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart in Bonn. Auf die Frage, ob er an diesem Fehler beteiligt gewesen sei, antwortete Juncker: „Ich bin in Sachen Selbstkritik sehr begabt, aber diese möchte ich mir nicht aufhalsen.“

Namen nannte er nicht. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ hatte in der Vorwoche unter anderem über Details aus einem Gespräch in London berichtet, an dem der Zeitung zufolge neben Juncker nur dessen Kabinettschef Martin Selmayr sowie May und einer ihrer Berater teilgenommen hatten. May hatte wenige Tage später nicht näher bezeichnete EU-Vertreter beschuldigt, die britischen Unterhauswahlen am 8. Juni beeinflussen zu wollen. In britischen und deutschen Medien wurde spekuliert, dass Selmayr die Informationen an die „FAS“ weitergegeben hat.

Juncker bestritt, dass sein Verhältnis zu May belastet sei. „Mit Theresa May kann ich sehr gut“, versicherte er. „Sie ist eine toughe Lady.“ Nach dem Gespräch hatte Juncker nach Angaben aus EU-Kreisen gesagt, er verlasse die Downing Street „zehnmal skeptischer“, als er vorher gewesen sei. Daraufhin hatte May gesagt, Juncker werde noch merken, dass sie eine „verdammt schwierige Person“ sein könne.

Juncker ging in Bonn auch auf die Präsidentschaftswahl in Frankreich ein und warnte davor, nach der Niederlage von Marine Le Pen zur Tagesordnung überzugehen. „Sie wurde nicht aus dem Feld geschlagen“, sagte Juncker in der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik. „Die Gefahr des Populismus ist noch nicht gebannt. Die sind nicht übermorgen weg.“

Zum angespannten Verhältnis der EU mit Russland antwortete Juncker flapsig: „Ich sage Putin immer, um ihn zu beruhigen: Warum hat Luxemburg Russland noch nicht angegriffen? Wir haben keinen Platz, um die Gefangenen unterzukriegen.“

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