Brexit Experte: Britischer Zollaufschub hilft deutschen Exporteuren

Im ersten Monat nach dem endgültigen Brexit ist der deutsch-britische Handel eingebrochen. Die Aussichten sind weiterhin nicht allzu rosig. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer.

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Schiffe werden in einem Containerhafen beladen. Quelle: dpa

Die Brexit-Unsicherheit wird den deutsch-britischen Handel nach Einschätzung eines Außenhandelsexperten noch länger belasten. „Die dringend benötigte Aufbruchstimmung bleibt weiter aus“, sagte Marc Lehnfeld von Germany Trade and Invest (GTAI) in London der Deutschen Presse-Agentur. Doch gebe es Anzeichen, die für eine Stabilisierung sprechen. Als wichtigen Schritt nannte der Experte die Entscheidung der britischen Regierung vom Donnerstag, die Ausweitung der Zollkontrollen um ein halbes Jahr bis Januar 2022 zu verschieben.

„Insgesamt entlastet das deutsche Exporteure, vor allem Mittelständler und Lebensmittelexporteure“, sagte Lehnfeld. Die Entscheidung werde zudem der Sorge gerecht, dass ansonsten vom 1. April an Engpässe bei manchen Lebensmitteln gedroht hätten. Allerdings profitieren britische Exporteure nicht von der Verschiebung: Die EU verlangt bereits seit dem 1. Januar die vollständigen Zollformalitäten.

GTAI ist ein bundeseigenes Unternehmen, das Informationen über ausländische Märkte bereitstellt.

An diesem Freitag gibt das britische Statistikamt die Handelszahlen für Januar bekannt. Es ist der erste Monat seit der Vollendung des Brexits, also des Austritts Großbritanniens auch aus der EU-Zollunion. Das Statistische Bundesamt hatte bereits Januar-Zahlen vorgelegt: Demnach sanken die deutschen Exporte ins Königreich um 29 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahresmonat, die Importe fielen sogar um 56,2 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.

Lehnfeld rechnet jedoch mit einer Erholung. Die Bedingungen für deutsche Exporteure seien gut, weil die Corona-Belastung für die Wirtschaft schwinde und die britische Wirtschaft wieder an Fahrt gewinne.

In bestimmten Branchen gebe es gute Absatzchancen, sagte Lehnfeld. „Ein starker Ausbau des Offshore-Windenergie-Geschäfts im Königreich, dem ohnehin größten Offshore-Windmarkt der Welt, hohe Investitionen in neue staatliche Krankenhäuser und milliardenschwere Verkehrsinfrastrukturprogramme machen die Insel auch mit Zollgrenze attraktiv.“ Der Handel werde sich daher wieder einspielen. Fraglich bleibe aber das Niveau.

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