
London Die britische Premierministerin Theresa May hat am Donnerstag mit hochrangigen Managern heimischer Finanzfirmen über den Brexit beraten. Insidern zufolge machte sie dabei deutlich, dass die Branche bei den bevorstehenden Gesprächen mit der Europäischen Union herausragende Bedeutung habe. „Es war ein ermutigendes, positives Treffen“, sagte ein Banker, der über den Verlauf der Gespräche informiert war. „In dem Treffen ging es offenbar darum, der Finanzindustrie zu sagen: 'Ihr habt Priorität für uns'.“ Im vergangenen Jahr hatten Banker geklagt, in Mays Regierung nicht ausreichend Gehör zu finden.
Am Finanzplatz London geht die Sorge um, dass die dortigen Banken den Zugang zum EU-Binnenmarkt komplett verlieren, wenn Großbritannien am 29. März 2019 aus der Staatengemeinschaft austritt. Die britische Regierung wirbt deshalb für eine Übergangsphase, damit sich die Firmen auf die Änderungen einstellen können. Der britische Finanzsektor beschäftigt 2,2 Millionen Menschen und trägt rund zwölf Prozent zu den Steuereinnahmen des Staates bei.
Die EU und Großbritannien hatten sich im Dezember bei einigen Details der Austrittsbestimmungen geeinigt. Nun sollen die Modalitäten der Übergangsphase ausgehandelt werden. Wann genau diese abläuft, ist aber noch umstritten. Ab März soll zudem über einen neuen Handelsvertrag gesprochen werden, der die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Staatengemeinschaft und den britischen Inseln regeln soll.