
London Großbritannien droht Währungsexperten zufolge bei einem EU-Austritt wirtschaftlicher Schaden. 39 von 45 Devisen-Fachleuten äußerten in einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters diese Meinung. Nur sechs waren der Ansicht, dass es wirtschaftlich keinen großen Unterschied mache, ob das Land die EU verlässt oder nicht. Die Briten sollen am 23. Juni per Volksentscheid darüber abstimmen. Premierminister David Cameron hatte Reformforderungen bei den EU-Partnern durchgesetzt, um Verfechtern eines Austritts den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Finanzmarkt-Wetten auf einen Brexit erscheinen derzeit wenig attraktiv. Hedgefonds-Manager glauben größtenteils nicht daran, dass das Referendum zu diesem Ausgang führt. Sie verweisen – mehr noch als auf Wählerumfragen – auf britische Wettbüros. Die meisten Buchmacher taxieren die Wahrscheinlichkeit eines EU-Austritts auf lediglich eins zu drei. Sollte es doch dazu kommen, werden die Konsequenzen als höchst unklar eingeschätzt. Für Börsen-Zocker ist längst nicht ausgemacht, dass das britische Pfund nach den deutlichen Kurseinbußen in diesem Jahr dann weiter einbrechen wird. Die Währungsexperten halten es sogar für möglich, dass es binnen Jahresfrist leicht steigen wird.
Hinzu kommt, dass die Währungsoptionen, mit denen vorzugsweise auf Pfund-Verluste gewettet wird, derzeit vergleichsweise teuer sind. Denn damit haben sich bereits ausländische Unternehmen und institutionelle Investoren eingedeckt, um sich gegen negative Wechselkurseffekte abzusichern. Für Spekulanten bedeutet dies vielfach, dass Wetten auf einen Brexit das Risiko nicht wert sind, das sie damit eingehen.