
Aleppo Syriens Regime und Russland werfen den Rebellen in der umkämpften Stadt Aleppo vor, während einer Feuerpause einen Korridor für Zivilisten beschossen und drei Menschen leicht verletzt zu haben. Unter ihnen sind nach Militärangaben aus Moskau zwei russische Soldaten. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete am Freitag, auch ein lokaler TV-Reporter sei verletzt worden. Mit dem Beschuss hätten die „Terrororganisationen“ verhindern wollen, dass Menschen den von Rebellen kontrollierten Osten Aleppos verließen.
Insgesamt seien sieben Granaten auf die Castello-Route im Norden der Stadt gefeuert worden, berichtete Sana weiter. Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die Verbindungsstraße sei mit Granaten beschossen worden. Sie machte keine Angaben dazu, wer die Granaten abgefeuert hat. Russland ist im syrischen Bürgerkrieg ein wichtiger Verbündeter der Regierung in Damaskus.
Die von Moskau verkündete zehnstündige Feuerpause war am Freitagmorgen in Kraft getreten und hatte zunächst weitgehend gehalten. Die Waffenruhe sollte Zivilisten und Rebellen Moskau zufolge die Möglichkeit geben, Ost-Aleppo über insgesamt acht Korridore zu verlassen. Ein Sprecher der Rebellengruppe Nur al-Din al-Senki, Jasser al-Jussif, erklärte jedoch am Nachmittag, bislang sei niemand aus den Rebellengebieten fortgegangen.
Die Rebellen lehnten die Feuerpause ab. „Die Waffenruhe ist eine große Lüge“, sagte Al-Jussif. „Niemand traut dem russischen und dem syrischen Regime.“ Die Kämpfer der Opposition hatten vor einer Woche eine neue Offensive begonnen, um die Blockade der Stadtteile im Osten Aleppos zu brechen. Sie kündigten an, ihre Angriffe fortzusetzen.
Nach Angaben von Aktivisten warf das Regime über Ost-Aleppo Flugblätter ab, in denen die bewaffneten Gruppen zur Aufgabe aufgerufen wurden. „Stoppt euren Kampf oder ihr werdet sterben“, hieß es demnach auf einem der Flugblätter.
Aleppo gehört im mehr als fünfjährigen syrischen Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Während einer dreitägigen Waffenruhe im Oktober war es Hilfsorganisationen nicht gelungen, Verletzte und Kranke aus der Stadt zu bringen. Im blockierten Ostteil Aleppos sollen noch bis zu 300 000 Menschen leben. Dort herrscht ein akuter Mangel an Wasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung.