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Brasiliens Präsidentin muss harte Entscheidungen treffen

Alexander Busch Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Alexander Busch Korrespondent (Montevideo)

Nach dem Debakel im Spiel gegen Deutschland hat in Brasilien der Wahlkampf begonnen. Für die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff geht es in den nächsten Wochen um ihr politisches Überleben.

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Dilma Rousseff während des Eröffnungsspiels der brasilianischen Nationalmannschaft. Quelle: dpa

Brasilien ist raus – und das nächste Spiel ist schon angepfiffen: Übergangslos hat der Wahlkampf begonnen. In drei Monaten wird gewählt. Die WM hat den Wahlkampf hinter die Kulissen verdrängt. In den letzten Wochen wurden Allianzen geschmiedet, um Werbeminuten gefeilscht und die Konzerne diskret um Spenden angegangen.

Die Präsidentin Dilma Rousseff und die zwei führenden Oppositionspolitiker, die ihr die Wiederwahl streitig machen, konnten fast einen Monat weitgehend unbeobachtet ihre Fäden ziehen. Das ist jetzt vorbei mit der Katastrophe von Belo Horizonte. Jetzt beginnen die Schuldzuweisungen. Präsidentin Dilma Rousseff meldet sich kurz nach dem Fiasko per Twitter zu Wort. „Ich bin sehr, sehr traurig wegen der Niederlage“, schrieb sie. „Ich bin den Gedanken bei den Fans und den Spielern.“

Präsidentin Rousseff und ihr Wahlkampfteam werden die Nacht nicht geschlafen haben. Sie müssen sich nun schnell entscheiden: Soll die Präsidentin aus Solidarität zum Spiel um den dritten Platz gehen – und riskieren erneut ohrenbetäubend ausgepfiffen zu werden? Doch bei einer Niederlage möglicherweise gegen Argentinien möchte sie und auch sonst kein brasilianischer Politiker Zeuge sein. Beim Finale mit Putin, dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping und vermutlich Bundeskanzlerin Angela Merkel kann sie kaum fernbleiben. Sie hatte schon angekündigt ins Maracanã zu kommen. Fotos zwischen Putin und Blatter wird aber auch sie vermeiden wollen.

 

Für Rousseff ist die Katastrophe von Belo Horizonte ein schlechtes Omen für den Wahlkampf. Die vernichtende Niederlage wird ihr in den nächsten Wochen persönlich angelastet. Minas Gerais, der Bundesstaat mit Hauptstadt Belo Horizonte ist ihre Heimat, wo sie aufgewachsen ist und sich politisch zuhause fühlt. Ein Twitter-Beitrag nach dem Spielende war in Kürze immens erfolgreich. Es war das übliche Arbeiterpartei-Bashing der Mittelschicht.

Doch nach dem 7:1 bekommt die Litanei einen anderen Sinn: „Das war mehr als ein Spiel! Es ist ein Lehrstück dafür, dass man sich anstrengen, hart trainieren und studieren muss, um im Leben erfolgreich zu sein. Es reicht nicht mehr zu tricksen.“ 

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