Cannes steuert um Filmstadt lässt nach Gerichtsurteil Burkini-Verbot fallen

Kein Zwang zum Ausziehen: Burkini-Verbote an der französischen Riviera haben offensichtlich nur noch wenig Chancen. Auch der Vorreiter Cannes muss klein beigeben.

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Nachdem das oberste Verwaltungsgericht Frankreichs das Burkini-Verbot gekippt hat, heben die ersten Kommunen die Kleidervorschrift an Badestränden auf. Quelle: AP

Cannes Die Filmstadt Cannes hat nach einer Gerichtsentscheidung ihr umstrittenes Burkini-Verbot zurückgezogen. Der städtische Erlass, der ursprünglich bis Monatsende laufen sollte, sei nicht mehr gültig. Die Riviera-Gemeinde werde auch keinen Widerspruch gegen die Gerichtsentscheidung einlegen, teilte der konservative Bürgermeister David Lisnard am Dienstag in Cannes mit.

Zuvor hatte das Verwaltungsgericht in Nizza den im Juli eingeführten Bann gekippt. Cannes war mit dem Verbot für Ganzkörper-Badeanzüge für Musliminnen Vorreiter in ganz Frankreich gewesen. Die hitzige Debatte über Sinn und Unsinn solcher Bekleidungsregeln für Strände hatte Frankreich bis in die Pariser Regierung hinein gespalten.

Lisnard erklärte weiter, die Entscheidung des Gerichts in Nizza sei nach dem Urteil des französischen Staatsrats von vergangener Woche absehbar gewesen. Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht hatte das Burkini-Verbot einer Riviera-Gemeinde in der Nähe von Nizza gekippt. Etwa 30 Kommunen hatten solche Verbote ausgesprochen.

Lisnard fügte hinzu, das Problem sei für ihn nicht erledigt. Der Gesetzgeber sollte tätig werden. Entweder solle der Burkini im ganzen Land verboten werden, oder es solle den Bürgermeistern überlassen werden, dies gemäß lokaler Gegebenheiten zu tun.

Vor dem Hintergrund des Burkini-Streits führt der sozialistische Premier Manuel Valls die oft barbusig dargestellte Nationalfigur Marianne als Symbol für Frauenrechte ins Feld. „Ihre Brust ist nackt, weil sie das Volk nährt. Sie ist nicht verhüllt, weil sie frei ist. Das ist die Republik“, sagte er am Montagabend bei einer Kundgebung in der Nähe von Toulouse. Zuvor hatte er betont, beim Platz der Frau in der Gesellschaft dürfe nicht nachgegeben werden.

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