Chilenischer Energieminister verspricht Deutschland kann bei der Energieversorgung auf Chile zählen

Diego Pardow, chilenischer Energieminister, plädiert für eine größere und intensivere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Chile. Quelle: imago images

Chilenen wissen aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, die Energieversorgung umzubauen. Heute verfügen wir über Ökostrom im Überfluss. Gemeinsam mit der Bundesrepublik können wir in ein neues grünes Energiezeitalter aufbrechen. Ein Gastbeitrag.

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Wir stehen in Chile und auf der ganzen Welt im Energiesektor schwierigen Zeiten gegenüber. Seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine sind die Schwachstellen offensichtlich geworden. Die Kontrolle der Energieströme, die Machtausübung über selbige und die mangelnde Vielfalt der Quellen wurden von internationalen Analysten seit mehr als einem Jahrzehnt vorhergesagt. Nun spüren wir die Auswirkungen auf das tägliche Leben der Bürgerinnen und Bürger an vielen Orten auf der Welt. Auch und gerade in Deutschland.

Obwohl geografisch in einiger Ferne, machte Chile bereits vor mehr als einem Jahrzehnt eine ähnliche Erfahrung. Im Jahr 2004 erfuhr unser Land eine abrupte Unterbrechung der Erdgaslieferungen durch seinen wichtigsten Zulieferer. Diese zwang uns dazu, schwierige politische Entscheidungen zu treffen, um die Industrie sowie den Alltag zu schützen. Wir müssten höhere Preise für Energie zahlen und die nationale Energieerzeugung auf Kohle- und Erdölbasis erhöhen – mit allen klimaschädlichen Auswirkungen. Gleichzeitig sah sich Chile gezwungen, kurzfristig die notwendige Infrastruktur für LNG-Terminals zu errichten, die vorher nicht existierte.

Chile weiß also nur zu gut, welche Anstrengung eine Diversifizierung der Energiequellen bedeutet. Die möglicherweise wichtigste Lektion, die Deutschland aus der chilenischen Energiekrise ziehen kann: Aus Krisen ergeben sich Möglichkeiten – was auch für den Fall Chiles galt, weil wir seitdem den Ausbau der erneuerbaren Energien entschlossen vorantreiben.

Zur Person

Chile verfügt über eine privilegierte geografische Lage, die die Erzeugung mit sauberen Energien zu wettbewerbsfähigen Preisen ermöglicht. Nach Erkenntnissen von McKinsey & Company würden die intensive Sonneneinstrahlung in der Atacama-Wüste und die steten Winde in Patagonien es Chile erlauben, das 70-Fache der Energie aus Erneuerbaren zu produzieren, wie wir selber benötigen. Diese außergewöhnlichen Standortfaktoren verleihen Chile den Status eines potenziellen Ökoenergieexporteurs.

Als Regierung glauben wir, dass grüner Wasserstoff zudem eine Gelegenheit für die Entwicklung neuer Industrien darstellt, die sich an einer wirtschaftlich nachhaltigen Entwicklung orientieren, die lokale Wertschöpfung, höheren Lebensstandard und menschenwürdige Beschäftigung im Einklang mit der Umwelt erlauben. So sind zum Beispiel am Bau und an dem Projekt Haru Oni, das mit deutschem Kapital kürzlich in der Region Magallanes in Betrieb genommen wurde, 250 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beteiligt, von denen ein Großteil aus der Region stammt. Das Beispiel sollte Schule machen.

Mit Norwegen an der Spitze

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, benötigt unser Land vertrauenswürdige Partner, die unsere Ziele teilen. Deutschland besitzt das Potenzial, zum wichtigsten Partner Chiles auf dem europäischen Kontinent zu werden.

Die Bundesregierung hat die Notwendigkeit eines Massenimports von Wasserstoff von außerhalb des europäischen Kontinents anerkannt. Seitdem unternahm unser Land wichtige Anstrengungen, um sich als vertrauenswürdiger Partner für Deutschland im Zuge seiner Energiewende aufzustellen. Chile verfügt über die Kapazität zur Erzeugung von grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen für den deutschen Markt und ebenso über einen großen Reichtum an Rohstoffen und kritischen Mineralien.




Chile und Deutschland unterhalten von solider Freundschaft und Kooperation geprägte Beziehungen, und das bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Bereich der Energie haben sich unsere Beziehungen im Zuge der deutsch-chilenischen Energiepartnerschaft, die seit dem Jahr 2019 besteht, weiter sehr vertieft. Dieses Abkommen hat zu nicht weniger als zur Verbesserung der Kooperation und Koordination unserer Länder in den Bereichen Energiewende, Innovation, Dekarbonisierung und grüner Wasserstoff beigetragen. Zusätzlich unterzeichnete das chilenische Energieministerium im August 2022 eine Absichtserklärung mit dem Hamburger Hafen für die Schaffung der logistischen Kapazitäten für den Import grünen Wasserstoffs.

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Unsere Vision einer größeren und intensiveren Zusammenarbeit stützt sich auch auf die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie der Willy Brandt School of Public Policy über die Art der Energiepartnerschaften Deutschlands. Das Ergebnis war, dass der ideale Partner nicht nur allein über Kosten bestimmt werden könne, sondern langfristig vor allem darüber, dass politischer, wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Fortschritt erzielt wird. Chile und Norwegen standen im Ranking ganz vorne.

Unsere bestehende Kooperation bildet also eine solide Grundlage für mehr. Wir teilen Werte wie die Achtung der internationalen Ordnung und des Multilateralismus, freien und fairen Handel, Rechtsstaatlichkeit, Nachhaltigkeit und lokale Entwicklung. All das kann eine erfolgreiche Energiekooperation in Zukunft begründen und festigen, so wie es Bundeskanzler Olaf Scholz in Santiago bei seinem jüngsten Besuch in Chile darlegte.

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