Wie wahrscheinlich ist es, dass der Konflikt eskaliert?
Weil auch die USA daran interessiert sind, wem die Inseln im südchinesischen Meer zufallen, könnte die Reaktion Chinas auf das UN-Urteil, das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen China und den USA weiter verschärfen. Die USA haben als Verbündete der Philippinen ihre Präsenz in der Region bereits verstärkt.
Seit Jahren häufen sich die Zwischenfälle im Luftraum über dem Gebiet, wenn sich amerikanische und chinesische Militärflugzeuge nahekommen. Die USA werde ihre Operationen jetzt nach Eders Einschätzung noch erweitern. „Auch China könnte jetzt dazu übergehen, seine Luftwaffe permanent auf einer der künstlichen Inseln zu stationieren, und seine Marinepräsenz zu verstärken.“ Man dürfe Pekings Bereitschaft zur Verteidigung der Vorherrschaft in dem Gebiet nicht unterschätzten.
Welche Rolle spielen Deutschland und Europa bei der Lösung des Konflikts?
„Es wird zunehmend schwieriger werden, „nur“ eine Mittlerrolle einzunehmen," erklärt Eder. Eine Eskalation würde dazu führen, dass der politische Druck auf Berlin wächst, sich klar zu positionieren.
„Im Rahmen der G7 können sie den G20-Gipfel in Hangzhou im September nutzen, um fehlendes Entgegenkommen Chinas öffentlich zu kritisieren“, fordert der Experte. Sollte sich die chinesische Regierung bis dahin zur weiteren Eskalation entscheiden, ließe sich der Gipfel auch boykottieren. Eine militärische Einmischung Deutschlands, bzw. Europas, ist nach Eders Ansicht unwahrscheinlich. Ein Ende des Konflikts sei allerdings nicht in Sicht. „Im Moment kann man nicht davon ausgehen, dass eine der Konfliktparteien abrückt.“