China Schritte zum nachhaltigen Wohlstand in China

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Chinesin beim Einkauf - China will Zuwachs an Wohlstand verstetigen Quelle: Pierre Bessard, Real / LAIF

In welche Richtung der Zug rollen soll, machte Staats- und Parteichef Hu bei einem Treffen mit Wissenschaftlern der Pekinger Akademie der Wissenschaften deutlich. „Wir sind bereit, für einen Platz am Tisch der High-Tech-Nationen zu kämpfen“, verkündete Hu der akademischen Elite des Landes, „wir werden ernsthafte Anstrengungen unternehmen, um die Fähigkeiten unserer Nation zu steigern.“ Chinas Forschungsausgaben steigen jedes Jahr um 20 Prozent. Zudem hat die Regierung begonnen, das Bildungssystem von Grund auf umzukrempeln, um beim Nachwuchs Kreativität, Initiative und Forscherdrang zu fördern.

Künftig wird Peking auch Forschungszentren, Unternehmen aus High-Tech-Industrien und Firmen steuerlich begünstigen, die höhere Gehälter und anspruchsvollere Jobs versprechen. Intels Chipproduktion in der nordostchinesischen Stadt Dalian etwa ist eine willkommene Investition. Eine Textilfabrik, die T-Shirts für einen Euro das Stück herstellt, dagegen nicht mehr.

Billigproduzenten suchen neue Standorte

Schon begeben sich die Billigproduzenten auf die Suche nach neuen Standorten für ihre Fabriken. Manche ziehen, so wie es Chinas Regierung will, ins rückständigere Landesinnere. Manche kehren dem Reich der Mitte aber auch den Rücken und bauen neue Werkshallen in Vietnam, Indien oder Bangladesch auf. Insgesamt 20 000 Fabriken, schätzt der Unternehmerverband Hong Kong Small And Medium Enterprise Association, werden in Südchina bis Ende des Jahres schließen.

Die Folge: Die Einzelhandelskonzerne in den USA und Europa müssen umdenken. Der amerikanische Supermarktriese Wal-Mart beispielsweise, der 2007 für 27 Milliarden Dollar Waren in China orderten, hat erst vor sechs Jahren sein weltweites Einkaufszentrum ins südchinesische Shenzhen verlegt. Jetzt muss er seine Beschaffungsstrategie neu justieren.

„Für ein Land im frühen Stadium der Entwicklung, wie China es vor 20 Jahren war, sind Exportzonen sinnvoll für das Wachstum“, sagt Andy Rothman, Analyst der Investmentbank CLSA in Shanghai, „aber irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr angemessen ist, den Schrott für die Welt zu produzieren.“ Stattdessen expandieren die Unternehmen des Landes in Bereiche wie Medizintechnik, Automobilproduktion, Software oder Biotechnologie. Eine Entwicklung, wie sie vorher schon Japan, Südkorea und Taiwan durchgemacht haben.

Trotz aller Fortschritte beim Umbau der chinesischen Wirtschaft steht der schwierigste Teil der Aufgabe noch bevor. So klagen nach wie vor viele Unternehmen über die laxe Implementierung der Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums und über das Kopieren und den Diebstahl von Technologie, etwa durch Joint-Venture-Partner. Das erschwert es chinesischen Firmen, Technologiekooperationen mit ausländischen Partnern abzuschließen und schneller in die internationale Spitzengruppe vorzustoßen.

Die Basis dafür haben die Chinesen: Selbstbewusste junge Unternehmer, gut ausgebildete Ingenieure und ein scharfer Wettbewerb auf dem chinesischen Markt. Peter Williamson, Managementprofessor an der Universität Cambridge, widerspricht denn auch der verbreiteten Auffassung, China verfüge über kein technisches Know-how. „Die Chinesen gehören beispielsweise zu den Besten bei der Satellitentechnik“, sagt der Co-Autor des Buches „Dragons at Your Door“. So verfüge das Militär über viel technologisches Know-how. Wenn die Regierung nun viele Forschungszentren des Militärs privatisiere, „dann kommt plötzlich Technologie zum Vorschein, von der bislang niemand wusste, dass sie überhaupt existiert“, sagt Williamson.

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