Chinas Präsident Xi Jinping hat einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt, um nach dem Ende Donald Trumps wieder mit den USA ins Gespräch zu kommen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua vergangene Woche berichtete, schrieb Xi einen Brief. Nicht an Joe Biden, der an diesem Mittwoch als neuer Präsident vereidigt wird, sondern an Howard Schultz, den ehemaligen CEO von Starbucks.
Xi bat den US-Milliardär, unter dem Starbucks Tausende Cafés in China eröffnet hatte, weiterhin eine „positive Rolle“ bei der Förderung der chinesisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen einzunehmen. Auch sagte Xi in seinem Brief an Schultz zu, Unternehmen aus der ganzen Welt, darunter auch Starbucks und andere US-Unternehmen, in Zukunft einen größeren Entwicklungsraum in China zu bieten.
Zwar stellte Xinhua klar, dass Xi Schultz lediglich auf einen zuvor an den Präsidenten gesendeten Brief geantwortet habe. Dennoch ist es sicher kein Zufall, dass Auszüge aus dem Schreiben ausgerechnet ein paar Tage vor der Inauguration Bidens veröffentlicht wurden. Schulz, der selbst kurzzeitig für die Demokraten als US-Präsident ins Rennen gehen wollte, später aber Biden seine Unterstützung zusagte, ist politisch bestens vernetzt. Xi sieht in ihm einen Botschafter, der den Amerikanern eine Nachricht übermitteln soll: China ist bereit für Verhandlungen.
Während die neue US-Administration in den kommenden Monaten mit Problemen im eigenen Land alle Hände voll zu tun haben wird, kann sich die Führung in Peking nach der in China so gut wie überwundenen Coronapandemie schon längst wieder auf Themen konzentrieren, die über die eigene Landesgrenze hinausgehen. Die Beziehungen zu den USA haben dabei nach wie vor eine hohe Priorität.
Schon jetzt, so heißt es in unbestätigten Berichten, wird in Peking ein Team zusammengestellt, das mit Bidens Leuten so schnell es geht Verhandlungen aufnehmen soll. So erinnerte kurz vor Bidens Amtseinführung auch die parteinahe „Global Times“ die Amerikaner daran, was auf dem Spiel steht: „Die Beziehungen zwischen den USA und China können sich keine weiteren vier Jahre Außenpolitik im Trump-Stil mehr leisten. Es ist Zeit für die Biden-Regierung, den Kurs zu ändern“, so ein Kommentar der Zeitung. Ein guter Anfang wäre es für Biden, die Rhetorik zu ändern. Unter Trump habe man „Gesicht verloren“.
Dass Peking neue Gespräche mit Washington ins Auge fasst, bedeutet jedoch nicht, dass die chinesische Führung von einem Erfolg ausgeht. Dass Biden es bereits zum Wahlkampfthema machte, eine globale Allianz gegen China aufzubauen, hat man natürlich zur Kenntnis genommen.
Deshalb wird sich an der übergeordneten Strategie der Chinesen auch mit Biden im Weißen Haus kaum etwas ändern: Schwachstellen wie etwa technologische Abhängigkeiten bei Halbleitern oder anderer Hochtechnologie sollen nun noch schneller angegangen werden. Um das zu schaffen, versucht man globale Wertschöpfungsketten ins Land zu holen und setzt auf mehr Autarkie. Der neue Fünfjahresplan, der im März vom Volkskongress verabschiedet werden wird, setzt hierfür den Rahmen.
Beobachter in Peking halten es auch für gut möglich, dass China gegenüber den USA noch entschlossener als bisher auftreten wird. Gleich aus mehreren Gründen strotze die Führung nur so vor Selbstbewusstsein. Der Kampf um die schnellste wirtschaftliche Erholung nach Corona wurde mit Abstand gewonnen. Auch die Bilder der Stürmung des US-Kapitols verdeutlichten aus chinesischer Sicht die Überlegenheit des eigenen Systems.
Xi scheint sich in diesen Tagen seiner Sache sicher. Obwohl in großen Teilen der Welt die Pandemie noch längst nicht unter Kontrolle ist, äußerte er sich am Dienstag bei einem Baustellenbesuch zuversichtlich, dass China im kommenden Winter wie geplant die Olympischen Winterspiele ausrichten wird.
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