Chinas Börsenaufsicht Reformen für den Aktienmarkt

Chinas neuer Chef der Börsenaufsicht, Liu Shiyu, prescht mit Reformversprechen vor. Bei Marktversagen will der Staat aber weiterhin intervenieren.

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„Die Turbulenzen an den Börsen waren wie ein Öltank, der mit rasendem Tempo einen steilen Abhang hinunterrutschte“, sagt der neue Börsenchef Liu Shiyu. Quelle: Zhang wenkui - Imaginechina/laif

Peking Liu Shiyu gibt sich entschlossen. Erst 22 Tage im Amt kündigt der neue Chef der Börsenaufsicht auf seiner ersten Pressekonferenz ein Reformprogramm an. „Die Neuerungen werden kommen“, sagte er am Wochenende vor Journalisten in Peking. Alle Zweifel seien haltlos. Der lange erwartete Umbau des Systems für Börsengänge stehe nicht infrage, versprach er. Der ehemalige Notenbanker machte jedoch auch klar, dass die Änderungen längere Zeit brauchen werden.

Chinas Börsenaufsicht CSRC steht massiv in der Kritik. Chinas Aktienmärkte waren von 2014 an um rund 140 Prozent gestiegen. Im vergangenen Sommer kam dann jedoch der Crash, bei dem rechnerisch rund fünf Billionen Dollar an Aktienwerten verpufften. Unter der Führung der CSRC griffen Behörden massiv in das Marktgeschehen ein, verboten Großaktionären den Verkauf von Wertpapieren und ließen mit Geld über staatliche Investoren den Markt aufpäppeln. Selbst in China wurde das Einschreiten kritisiert, da es auf lange Sicht Marktkräfte an den Börsen ausgeschaltet habe.

Aktienmarkt war unterentwickelt

Der Druck auf Liu ist gewaltig. Sein Vorgänger, Xiao Gang, musste zurücktreten, weil er für die Turbulenzen an Chinas Aktienmärkten mitverantwortlich gemacht wurde. Liu wählt die Flucht nach vorne.

War das Vorgehen der CSRC richtig? Wann werden sich die Staatsinvestoren aus den Märkten zurückziehen? Liu ist zu erfahren, um sich bei den Fragen der Journalisten zu weit vorzuwagen. Er arbeitete sich 18 Jahre lang bei Chinas Notenbank nach oben. 2006 erreichte er als Vizegouverneur die zweithöchste Position in Chinas Zentralbank. Im Oktober 2014 folgte der Aufstieg zum Chef der Agricultural Bank, eine der vier größten Banken des Landes.

„Die Turbulenzen an den Börsen waren wie ein Öltank, der mit rasendem Tempo einen steilen Abhang hinunterrutschte“, antwortete Liu. Es habe eine gewaltige Zerstörung gegeben. „Das hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen“, sagte er. Damals habe er als Chef der Agricultural Bank mit Sorge die Entwicklungen verfolgt. Ein massives Einschreiten sei nötig gewesen. „Die Wurzel der Probleme lag in seinem unzureichend entwickelten Aktienmarkt in China“, schloss Liu seine Ausführungen ab. Ob und wann sich die Staatsinvestoren zurückziehen könnten, habe er noch nicht entschieden, fügt er an.

Investoren besser schützen

Liu will sich nicht drängen lassen. „Falls in Zukunft die Märkte versagen sollten, müssen wir entschlossen handeln“, hob er hervor. Jetzt stehe im Vordergrund, ein umfassendes Reformprogramm aufzulegen. Die Vorgaben für Börsengänge gelten als Überholt, neue Regeln sollten in Kraft treten, einen Zeitplan gibt es jedoch nicht. Bislang entscheidet CSRC über den Zeitpunkt für den Börsengang. Künftig sollen die Firmen mit Blick auf das beste Marktumfeld das Datum selbst festlegen können. 762 Anträge auf Börsengänge lagen der Börsenaufsicht zum Stichtag 18. Februar 2016 vor. 100 davon wurden bereits genehmigt, aber noch keine Daten für den Markteintritt festgelegt.

„Die Reformen funktionieren nur im Paket“, sagte Liu. Ein neues System für Börsengänge könne nur umgesetzt werden, wenn auch die richtigen rechtlichen Rahmenbedingungen ausgearbeitet seien. Der Staat müsse ein Funktionieren des Marktes gewährleisten, und die Interessen der Investoren schützen.

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