Chinas Wirtschaft zieht an Peking hat keine Angst vor dem Handelskrieg

Chinas Wirtschaft ist stark - trotz Handelsstreit mit den USA Quelle: AP

Die chinesische Wirtschaft ist mit Rückenwind ins neue Jahr gestartet. Peking ist überzeugt: Auch ein Handelskrieg mit den USA würde die Dynamik nicht stoppen.

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Dank seines robusten Wachstums sieht sich China gerüstet für den sich zuspitzenden Handelsstreit mit den USA. Die Wirtschaft des Landes sei widerstandsfähig und verfüge über viel Spielraum, sagte Xing Zhihong, Sprecher des Pekinger Statistikamtes, am Dienstag bei der Vorlage der Wachstumszahlen für das erste Quartal 2018. Die Reibungen im Handel mit den USA könnten „die gute Dynamik und gesunde Entwicklung in China nicht dämpfen“.

In den ersten drei Monaten legte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent zu. Damit liegt das Wachstum bislang über dem Jahresziel der Regierung, das mit „rund 6,5 Prozent“ angegeben wird.

Ökonomen teilen die Auffassung, dass der Handelskonflikt mit den USA vorerst nur einen geringen Einfluss auf das chinesische Wachstum haben wird. „Chinas Wirtschaft dürfte beeinträchtigt werden, aber nicht sehr“, sagte der Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou der Deutschen Presse-Agentur. Nach seinen Schätzungen würden selbst ein kompletter Handelsstopp mit den USA oder ein Handelskrieg das Wachstum Chinas nur zwischen 0,3 und 0,6 Prozentpunkte reduzieren.

Da die Wirtschaft des Landes weniger abhängig von Exporten ist als in der Vergangenheit, sei die „Anfälligkeit für einen Handelsschock zurückgegangen“, stellt auch die US-Ratingagentur Moody's fest. Machten Exporte vor zwölf Jahren nach Zahlen der Weltbank noch rund 37 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung aus, fiel ihr Anteil seit 2016 unter die Marke von 20 Prozent. Rund ein Fünftel der chinesischen Ausfuhren geht in die USA.

US-Präsident Donald Trump ist das hohe Handelsbilanzdefizit mit China ein Dorn im Auge. Im vergangenen Jahr exportierte das Reich der Mitte für 375 Milliarden US-Dollar (303,3 Mrd Euro) mehr Waren in die USA als umgekehrt. Das Weiße Haus begründet sein scharfes Vorgehen aber auch mit chinesischen Verstößen gegen Urheberrechte und dem Diebstahl von Technologie, wodurch das Ungleichgewicht noch größer werde. Washington versucht, eine Antwort auf die ehrgeizige chinesische Industriestrategie „Made in China 2025“ zu finden, mit der das Reich der Mitte zum weltweiten Technologieführer aufsteigen will.

Nachdem die USA 25-prozentige Strafzölle auf Importe aus China im Wert von 50 Milliarden Dollar angekündigt hatten, konterte China mit Strafabgaben in gleicher Höhe auf Einfuhren aus den USA. Trump legte nach, indem er weitere Strafzölle auf Einfuhren von 100 Milliarden US-Dollar plant. Während die USA vor allem auf Technologieprodukte aus China zielt, nimmt Peking mit seinen Zöllen auch US-Landwirte ins Visier - Trumps Kernwählerschaft.

von Simon Book, Jürgen Berke, Melanie Bergermann, Lea Deuber, Konrad Fischer, Matthias Kamp, Silke Wettach

Das China-Institut Merics in Berlin warnte, die Spannungen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt könnten sich auch auf chinesische Investitionen in Europa auswirken. Chinesische Firmen könnten noch stärker in Europa auf Einkaufstour gehen und dabei vor allem Technologiefirmen ins Visier nehmen, heißt es in einer Studie von Merics und der US-Beratungsgesellschaft Rhodium Group.

Dies sei bedenklich, da es zwischen China und Europa immer noch keine fairen Marktbedingungen gebe: „Während chinesische Investoren dieselben Rechte auf dem europäischen Markt besitzen wie europäische Firmen, beschränkt China weiterhin in vielen Sektoren den Marktzugang für ausländische Firmen.“

Für Autokonzerne aus dem Ausland bahnen sich Erleichterungen an: Sie sind in China ab 2020 (Nutzfahrzeuge) beziehungsweise 2022(Pkw) nicht mehr zwingend auf einheimische Partner angewiesen. Das teilte die staatliche Kommission für nationale Entwicklung und Reformen mit. Bisher dürfen ausländische Autobauer in China nur aktiv sein, wenn sie Gemeinschaftsunternehmen mit einheimische Firmen gründen.

Derweil wird die Kritik der EU-Staaten an Chinas Wirtschaftspolitik lauter. Peking bekenne sich zwar offiziell zu den Spielregeln der Welthandelsorganisation, unterfüttere dies aber nicht mit „greifbaren Taten“, zitierte das „Handelsblatt“ (Dienstag) aus einer gemeinsamen Stellungnahme von 27 der 28 EU-Botschafter in Peking, die auch die „Neue Seidenstraße“ der Chinesen thematisiere. Das gewaltige Infrastrukturprojekt, in dessen Zuge neue Wirtschaftskorridore von China nach Europa und Afrika entstehen sollen, laufe „der EU-Agenda für die Liberalisierung des Handels entgegen und verschiebt das Kräfteverhältnis zugunsten subventionierter chinesischer Unternehmen“.

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