Die ehemalige R&S Bick ist nicht das einzige Tetra-Unternehmen, das Hytera im Westen gekauft hat. Der britische Anbieter Sepura wurde ebenfalls an Hytera verkauft – und liefert noch heute einen Großteil der Funkgeräte, mit denen Teile der Polizei und Feuerwehr in Deutschland kommunizieren. 2017 übernahm Hytera dann auch den kanadischen Satelliten-Spezialisten für die Funkerschließung von schwierigem Terrain Norsat, der ebenfalls auf sicherheitskritische Anwendungsbereiche wie Ölfelder spezialisiert ist.
„Aus unserer Sicht ist die Entscheidung der FCC eine rein politische Auswirkung des Handelsstreits zwischen den USA und China“, heißt es bei der die Hytera Mobilfunk GmbH. In den USA läuft schon seit Jahren ein Prozess, bei dem der weltweite Marktführer für Tetra-Funk, die Motorola Solutions, die chinesische Muttergesellschaft Hytera wegen der Verletzung von Patenten und dem Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen verklagt. Doch als das Gericht das chinesische Unternehmen zur Zahlung von 765 Millionen Dollar verurteilte, meldete die US-Tochter von Hytera kurzerhand Konkurs an und verkaufte ihre Assets für nur 7,9 Millionen Dollar an ein neu-gegründetes Unternehmen, Hytera US.
Prädikat: „Durchaus abhörbar“
„Das amerikanische Problem ist, dass die chinesische Technologie genauso gut ist wie die des Weltmarktführers Motorola, aber ein besseres Preis-Leistungsverhältnis bietet“, sagt Heinz Bick, der ursprüngliche Gründer des Geschäfts. „Bei Funk durch die Luft läuft man immer Gefahr, dass abgehört wird. Die zugelassenen Verschlüsselungsverfahren bieten zwar Schutz, sind aber – ganz unabhängig vom Hersteller – mit Aufwand und technischem Gerät durchaus abhörbar.“
Ehe das deutsche Wirtschaftsministerium dem Verkauf dieser kritischen Technologie an China zustimmte, legte es fest, dass die Verschlüsselungsverwaltung als eigene Abteilung ausgegliedert werden musste, auf die China keinen Zugriff hat. Auch das Bundesamt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) gewährt Hytera keinen Zugang zu dem geschützten Bereich seiner Website, wo für Hersteller erforderliche Informationen hinterlegt sind.
Problem fingierter Lieferengpass
Deutsche Sicherheitsexperten machen sich beim professionellen Mobilfunk weniger Sorgen, dass ein chinesischer Geheimdienst den Polizeifunk oder einen Feuerwehrmann abhört. Eine Abhängigkeit würde dann zum Verhängnis für den Westen werden, wenn China Lieferengpässe vorgeben würde und dann Kunden in Sachen Ersatzteile, Wartung oder gar Lizenzen am langen Arm verhungern ließe – „vielleicht sogar mit einem Lächeln und wortgewaltigen Versprechen auf den Lippen, dass man sich sofort drum kümmern werde, nur eben die Zulieferer gerade nicht lieferten“, so ein Insider der Telekommunikationsüberwachung.
Das könnte im Ernstfall auch dem Gefechtsübungsplatz der Bundeswehr drohen. Wobei hier die taktisch relevanten Kommunikation zwischen den Einsatzkräften ohnehin nicht über das Hytera-Netz läuft. Deren Tetra-Netz verknüpft Standort- und Statusdaten von Fahrzeugen und Teilnehmern, und übermittelt die Anweisungen des Managements – eine recht langweilige Materie für Spitzel.
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