Auch McCallion bescheinigt Wray „herausragende Arbeit“ als Ankläger. Doch der New Yorker Jurist betrachtet mit Sorge, dass sein Kollege mittlerweile als hoch bezahlter Anwalt nicht nur amerikanische Pharma- und Ölkonzerne vertritt, sondern in der großen Kanzlei King & Spalding tätig ist, die auch zwei russische Energieriesen zu ihren Kunden zählt: Gazprom und Rosneft.
Mit Igor Setschin steht ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin an der Spitze von Rosneft. 70 Prozent der Anteile an dem Konzern hält der russische Staat. Sowohl gegen den CEO als auch gegen das Unternehmen sind US-Sanktionen in Kraft.
Laut einem Bericht des britischen Exgeheimdienstagenten Christopher Steele soll Rosneft-Chef Setschin dem US-Präsidenten 19 Prozent an seinem Konzern angeboten haben, sofern Trump die Sanktionen gegen Russland aufhebt. Und: Rosneft und der US-Konzern Exxon einigten sich 2012 darauf, gemeinsam Öl- und Erdgasvorkommen in der Arktis zu erschließen. Ausgehandelt haben den Deal Setschin sowie der ehemalige Exxon-Chef und heutige US-Außenminister Rex Tillerson. Die verhängten Sanktionen verhinderten schließlich die Zusammenarbeit. Sollten die Strafmaßnahmen jedoch gelockert werden, könnte ein neuer Vertrag ausgehandelt werden. Mutmaßlich dann wieder beratend mit an Bord: Wrays Kanzlei King & Spalding.
Jurist McCallion fürchtet fehlende Unabhängigkeit beim neuen FBI-Chef – selbst wenn dieser nicht persönlich Kontakt zu Rosneft hatte. „Jemand, dessen Firma keinerlei Geschäftsbeziehungen zu Russland hat, wäre eine deutlich bessere Wahl gewesen“, sagt McCallion. Der Weg zurück in den Staatsdienst sei ohnehin nicht einfach. Als Verteidiger habe man nur die Verpflichtung seinem Klienten gegenüber. Ein FBI-Direktor aber dürfe nicht nur eine Person oder ein Unternehmen im Blick haben, sondern die Verfassung der Vereinigten Staaten und alle US-Bürger. Die Umstellung sei „nicht unmöglich, aber sehr schwierig“, sagt Experte McCallion. Vor allem nicht bei einem Chef namens Trump.