Der Grund: Nicht alle Branchen werden unter einem neuen Präsidenten – auch wenn er Donald Trump heißt – leiden. Nach anfänglichen Panikverkäufen könnte sich der Blick der Anleger schnell „professionalisieren“, vermutet Colas und einigen Branchen neue Kunden bescheren. So glaubt der Finanzexperte, dass Trump eine Reihe von Aktienkursen gar befeuern könnte – etwa die von Banken und Finanzinstitutionen. „So streng sich Trump derzeit äußert, so wenig glaube ich, dass er wirklich bei der Bankenregulierung ernst macht“, sagt Colas. Im Gegenteil könnte Trump etwa das weitgehende Verbot des Eigenhandels von Banken wieder aufheben.
Dass er – trotz der Beschimpfungen der Wall Street im Wahlkampf – ein gutes Verhältnis zu den Bankern will, zeigt alleine schon die Spekulation um den möglichen Finanzminister in einem Kabinett Trump. Insider berichten, der Milliardär habe sich auf Freund und Ex-Goldman-Banker Steve Mnuchin als obersten Kassenwärter eingeschossen. Nicht nur, dass Mnuchin wie sein Vater bei Goldman Sachs arbeitet: Er versuchte auch, aus der US-Immobilienkrise Kapital zu schlagen.
Mutige Anleger könnten einen möglichen Ausverkauf bei Aktien in der Wahlnacht für den Einstieg in ausgewählte Papiere und Branchen nutzen. „Aktien von Banken und Großanlegern sind sicherlich kein schlechter Tipp, sollte Trump gewinnen“, sagt Colas.
Zieht mit Hillary Clinton eine Demokratin ins Weiße Haus ein, sind Rüstungs- oder Gesundheitstitel einen Blick wert. „Wir haben die Technologiebranche für das Jahresende und den Beginn von 2017 auf dem Zettel“, verrät Finanzmarktkenner Christian. Ein klares Ziel für die Aktienmärkte möchte er nicht nennen. Wohl aber bestätigt er, dass sich die Märkte, wie schon im bisherigen Jahresverlauf, in den kommenden Monaten seitwärts bewegen werden.
Anleihen könnten gefragt sein
Über Jahrzehnte galt für US-Staatsanleihen: Viel Geld lässt sich mit ihnen nicht machen, aber die Schulden werden garantiert und in voller Höhe zurückgezahlt. Für zehnjährige Bonds gibt es derzeit nicht einmal 1,70 Prozent.
Das könnte sich noch in der Wahlnacht ändern. „Sollte Donald Trump gewinnen, wird es einen regen Handel mit US-Treasuries geben. Die Renditen werden schwanken“, sagt Philipp Finter, Leiter Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim. Genau wie beim Brexit-Votum rechnet Finter damit, dass die Renditen für US-Bonds in der Wahlnacht nicht steigen, sondern unter dem Strich fallen werden. „Die Volatilität an den Märkten wird hoch sein. Da suchen die Anleger nach sicheren Häfen“, erklärt der Finanzmarktexperte. US-Anleihen stehen da – schon aus Mangel an Alternativen – nach wie vor in der ersten Reihe.
Allerdings sollten Anleger auf mittlere Sicht ins Kalkül ziehen, dass zwei Gründe dafür sprechen, dass unter dem Republikaner Trump die Schulden der USA, damit die Risiken für Kreditgeber und daraus folgend wiederum die Renditen perspektivisch steigen werden. Dies hätte dann Kursverluste mit Bonds zufolge.