Clinton vs. Trump Das raubt Wall-Street-Bankern den Schlaf

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Auch unter Trump gibt es Gewinner

Der Grund: Nicht alle Branchen werden unter einem neuen Präsidenten – auch wenn er Donald Trump heißt – leiden. Nach anfänglichen Panikverkäufen könnte sich der Blick der Anleger schnell „professionalisieren“, vermutet Colas und einigen Branchen neue Kunden bescheren. So glaubt der Finanzexperte, dass Trump eine Reihe von Aktienkursen gar befeuern könnte – etwa die von Banken und Finanzinstitutionen. „So streng sich Trump derzeit äußert, so wenig glaube ich, dass er wirklich bei der Bankenregulierung ernst macht“, sagt Colas. Im Gegenteil könnte Trump etwa das weitgehende Verbot des Eigenhandels von Banken wieder aufheben.

Dass er – trotz der Beschimpfungen der Wall Street im Wahlkampf – ein gutes Verhältnis zu den Bankern will, zeigt alleine schon die Spekulation um den möglichen Finanzminister in einem Kabinett Trump. Insider berichten, der Milliardär habe sich auf Freund und Ex-Goldman-Banker Steve Mnuchin als obersten Kassenwärter eingeschossen. Nicht nur, dass Mnuchin wie sein Vater bei Goldman Sachs arbeitet: Er versuchte auch, aus der US-Immobilienkrise Kapital zu schlagen.

Mutige Anleger könnten einen möglichen Ausverkauf bei Aktien in der Wahlnacht für den Einstieg in ausgewählte Papiere und Branchen nutzen. „Aktien von Banken und Großanlegern sind sicherlich kein schlechter Tipp, sollte Trump gewinnen“, sagt Colas.

Das wurde im ersten Halbjahr aus 100.000 Euro
Platz 20: Aktien VenezuelaDie Börse in Caracas ist winzig, nur wenige Aktien sind dort notiert und die Umsätze liegen oft bei nur ein paar tausend Dollar pro Tag. Internationale institutionelle Investoren meiden venezolanische Aktien. Die Inflation im Land galoppiert, der Versorgungsmangel eklatant, die Währung Bolivar ist auf Talfahrt. Anleger, die im Januar 100.000 Euro in den IBC-Index investierten, haben so jetzt nur noch 54.320 Euro. Im Vorjahr hatten sich die Kurse noch mehr als vervierfacht.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten. Quelle: Reuters
Platz 19: Aktien ChinaDie Wirtschaft in China macht Anlegern seit über einem Jahr Sorgen. Die Börse stürzte entsprechend weiter ab. Der Leitindex CSI 300, der die 300 größten Aktien Festlandschinas erfasst, brach um 15,6  Prozent ein. Da gleichzeitig der Yuan zum Euro leicht abwertete blieben Anlegern von 100.000 Euro nur 80.900 Euro übrig.  Schlusstand 30.6.2016,  Angaben ohne Transaktionskosten. Quelle: Reuters
Platz 18: Aktien Euro-ZoneDer Jahresauftakt an Europas Börsen war schon ein Horror, dann kam noch das Debakel um den Brexit hinzu. Die Folge: Die Aktien in der Euro-Zone notieren tief im Minus. Wer Anfang des Jahres 100.000 Euro in den Leitindex Euro Stoxx 50 investierte, verfügt angesichts des Minus von 12,3 Prozent jetzt nur noch über 87.670 Euro. Am schlimmsten erwischte es dabei Anleger in Italien – der FTSE MIB 100 Index verlor fast ein Viertel seines Wertes.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten. Quelle: REUTERS
Platz 17: Britisches PfundInvestoren haben die britische Währung nach dem Brexit-Votum regelrecht heruntergeprügelt. Schon vorher litt es deutlich, am Tag nach der Bekanntgabe des Referendums stürzte es dann zum US-Dollar um bis zu knapp 14 Prozent und zum Euro um mehr als acht  Prozent ab. Zur US-Währung liegt das Pfund auf dem niedrigsten Stand seit über 30 Jahren. Zum Euro liegt das Pfund „nur“ auf dem niedrigsten Stand seit rund zwei Jahren. In diesem Jahr wurden aus 100.000 in Pfund angelegten Euro 88.620 Euro.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: dpa
Platz 16: Aktien DeutschlandAuch Aktienanleger in Deutschland hat bislang kein schönes Jahr. Gleich zu Beginn des Jahres stürzte der Leitindex Dax ab. Danach erholte er sich zwar – machte die Verluste vom Jahresanfang aber nie ganz wett. Der Brexit-Schock setzte dem Dax dann erneut zu. Aus 100.000 im Dax investierten Euro sind innerhalb von sechs Monaten nur noch 90.110 Euro geworden.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: AP
Platz 15: Aktien SchweizAuch die Aktien der Schweiz gingen auf Talfahrt. Der Franken legte dabei zum Euro nur ganz leicht zu. Im vergangenen Jahr hatte er kräftig aufgewertet, nachdem die Schweizerische Nationalbank den Euro-Mindestkurs für den Franken aufgegeben hatte. Von daher machten Anleger mit Franken in diesem Jahr keine Währungsgewinne. Von 100.000 Euro blieben 91.320 Euro übrig.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: Reuters
Platz 14: Aktien GroßbritannienDas Brexit-Votum hat der britische Leitindex rasch verkraftet.  Der Leitindex „Footsie“ war zwar am 24. Juni heftig eingebrochen, holte die kurzfristigen Verluste dann aber wieder auf. Trotzdem sind Experten skeptisch, da wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU eine lange Phase der Ungewissheit droht. Dennoch notiert der Footsie auch auf Halbjahressicht 4,2 Prozent im Plus. Da der Euro jedoch zum Pfund kräftig zulegte, machten Euro-Anleger, die ihre Positionen nicht absicherten, einen Verlust von 8,01 Prozent und hatten bei einer Anlagesumme von 100.000 Euro so nur noch 91.990 Euro auf dem Konto.  Schlusstand 30.6.2016, Angaben ohne Transaktionskosten Quelle: Reuters

Zieht mit Hillary Clinton eine Demokratin ins Weiße Haus ein, sind Rüstungs- oder Gesundheitstitel einen Blick wert. „Wir haben die Technologiebranche für das Jahresende und den Beginn von 2017 auf dem Zettel“, verrät Finanzmarktkenner Christian. Ein klares Ziel für die Aktienmärkte möchte er nicht nennen. Wohl aber bestätigt er, dass sich die Märkte, wie schon im bisherigen Jahresverlauf, in den kommenden Monaten seitwärts bewegen werden.

Anleihen könnten gefragt sein

Über Jahrzehnte galt für US-Staatsanleihen: Viel Geld lässt sich mit ihnen nicht machen, aber die Schulden werden garantiert und in voller Höhe zurückgezahlt. Für zehnjährige Bonds gibt es derzeit nicht einmal 1,70 Prozent.

Die Nervosität an den Aktienmärkten steigt. Doch Dax, Dow Jones und Nasdaq signalisieren eher einen Sieg Clintons als einen von Trump.
von Anton Riedl

Das könnte sich noch in der Wahlnacht ändern. „Sollte Donald Trump gewinnen, wird es einen regen Handel mit US-Treasuries geben. Die Renditen werden schwanken“, sagt Philipp Finter, Leiter Research Investmentstrategie bei Sal. Oppenheim. Genau wie beim Brexit-Votum rechnet Finter damit, dass die Renditen für US-Bonds in der Wahlnacht nicht steigen, sondern unter dem Strich fallen werden. „Die Volatilität an den Märkten wird hoch sein. Da suchen die Anleger nach sicheren Häfen“, erklärt der Finanzmarktexperte. US-Anleihen stehen da – schon aus Mangel an Alternativen – nach wie vor in der ersten Reihe.

Allerdings sollten Anleger auf mittlere Sicht ins Kalkül ziehen, dass zwei Gründe dafür sprechen, dass unter dem Republikaner Trump die Schulden der USA, damit die Risiken für Kreditgeber und daraus folgend wiederum die Renditen perspektivisch steigen werden. Dies hätte dann Kursverluste mit Bonds zufolge.

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