Zum einen hatte Trump im Wahlkampf für Aufsehen gesorgt, als er laut darüber nachdachte, die Schulden der USA „verhandeln“ zu wollen. Ökonomen und Marktteilnehmer warnten: Eine Neuverhandlung sei nichts anderes als ein Schuldenschnitt – und würde das über Jahrzehnte aufgebaute Vertrauen in US-Staatsanleihen untergraben. Auch wenn Trump später zurückruderte: Die Zweifel sind gesät.
Zum Zweiten hat Trump – ähnlich wie Clinton, nur ausgeprägter – keine nachhaltigen Konzepte, um die US-Staatsschulden zu reduzieren. Im Gegenteil. Trump verspricht eine radikale Steuerreform.
Das Tax Policy Center, eine in der Hauptstadt Washington ansässige unabhängige US-Denkfabrik, rechnet vor, dass seine Pläne zu jährlichen Mindereinnahmen des Fiskus in Höhe von rund vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) führen würden.
Sollte die neue konservative Regierung diesen Fehlbetrag durch Haushaltskürzungen nicht anderswo einsparen, würden sich allein während der ersten Amtszeit die Staatsschulden um rund 15 Prozent erhöhen, so die Steuerexperten. Nach zwei Amtszeiten würde der Schuldenberg – der bereits heute mit über 19 500 Milliarden Dollar oder 105 Prozent des BIPs kaum beherrschbar ist – um ein Drittel gewachsen sein. Je höher der Schuldenberg, desto größer die Zweifel, ob die Schulden in voller Höhe zurückgezahlt werden können. Das treibt die Renditen.
Dollar könnte kurzzeitig einbrechen
Für deutsche Exporteure und US-Konsumenten eine Freude, für europäische USA-Urlauber und US-Unternehmen ein Problem: Der Dollar hat seit Anfang 2014 eine Rally hingelegt. Damals gab es für einen Euro gut 1,40 Dollar. Heute sind es nur noch 1,09 Dollar. Ähnlich wie beim Brexit-Votum dürften noch in der Wahlnacht die Wechselkurse je nach Ausgang heftig schwanken.
Einen kurzfristigen Einbruch des Greenback um maximal bis zu drei Prozent erwarten Wall-Street-Händler, sollte Trump gewinnen. Der Grund auch hier: Unsicherheit über den weiteren Kurs der US-Politik und -Konjunktur.
Zum einen gefährden Trumps Pläne für die Wirtschaft – Aufkündigung von Freihandelsabkommen, Einführung von Importzöllen, Fokus auf heimische Produktion – die Gewinne der US-Unternehmen. Sollten etwa ausländische Produkte tatsächlich mit einer Strafsteuer belegt werden, müssen amerikanische Unternehmen und Konsumenten tiefer für deren Erwerb in die Tasche greifen. Das schwächt den so wichtigen Binnenkonsum und lässt die Profitmargen der Konzerne schmelzen. Schlecht für den Dollar.
Andererseits will Trump die Spitze der US-Notenbank Fed umbauen. Die derzeitige Chefin Janet Yellen kann unter Trump ihre Hoffnungen auf eine zweite Amtszeit begraben. Der Milliardär wünscht sich einen Notenbanker als Chef, der die Zinswende radikaler angeht. Schließlich sei die aktuelle Zinspolitik „unfair“. Leute, die fürs Alter gespart hätten, bekämen kaum Zinsen für ihre Mühen. Ein Anstieg der Zinsen lässt eine Währung aufwerten. Ein starker Dollar aber könnte die heimischen Unternehmer noch mehr unter Druck bringen, da sich ihre Exporte verteuern würden. Ob eine Zentralbank unter den Umständen an einer Zinswende festhalten kann? Unwahrscheinlich. Bis die Richtung, in der sich Wirtschaftswachstum und Zinspolitik bewegen, nicht klar ist, wird der Dollar schwanken.