Coronavirus in China Dem Tourismus steht weltweit ein China-Boom bevor

Nach dem Lockdown ist mit einer chinesischen Reisewelle zu rechnen. Wie die Tourismusbranche jetzt profitiert. Quelle: imago images

Während der Pandemie ließ Peking seine zahlungskräftige Mittelschicht praktisch nicht mehr ausreisen. Urlaub im Ausland war für Chinesen ein ferner Traum geworden. Das ändert sich nun schlagartig.

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Für reiselustige Chinesen brechen endlich wieder bessere Zeiten an. Seit dem Beginn der Pandemie vor drei Jahren hat Chinas Regierung den eigenen Landsleuten nur in Ausnahmefällen gestattet, das weitgehend abgeschottete Land zu verlassen.

Mit dem Ende der strikten Null-Corona-Politik ändert sich das. Während das Auswärtige Amt über das Wochenende wegen der hohen Infektionszahlen in China vor nicht notwendigen Reisen in die Volksrepublik warnte, schmieden Chinesen längst ihre Urlaubspläne für 2023.

„Wir konnten so lange nirgendwo mehr hin. Jetzt wird es höchste Zeit“, erzählt eine Pekingerin, die plant, schnell mit ihrer ganzen Familie Urlaub in Thailand zu machen. Auch in die USA soll es nach Möglichkeit in diesem Jahr gehen. „Meine Tochter ist jetzt 13 Jahre alt. Wir fanden, dass sie vor der Pandemie zu jung für lange Reisen war. Jetzt soll sie endlich die Welt sehen“.

Thailand war vor der Pandemie vor Japan, Vietnam und Südkorea das mit Abstand beliebteste ausländische Reiseziel für Chinesen. Die Preise in dem südostasiatischen Urlaubsparadies sind erschwinglich. Auch können Chinesen ganz einfach bei der Ankunft ein Visum beantragen. Reisten 2019 noch rund elf Millionen chinesische Touristen nach Thailand, hofft die thailändische Tourismusbehörde in diesem Jahr auf mindestens fünf Millionen Besucher aus China. Schon im kommenden Jahr soll das Niveau von vor der Pandemie erreicht werden.

China: Kapitulation vor dem Virus kam unerwartet

Während Regierungen rund um die Welt aus Angst vor einer möglichen neuen Virus-Variante derzeit damit beschäftigt sind, Reisebeschränkungen für China zu verhängen, hofft die globale Tourismus-Industrie auf ein Anknüpfen an alte Zeiten. Genau wie Airlines rechnete die Reise-Branche zwar damit, dass sich China im Laufe des Jahres 2023 langsam öffnen würde. Dass Peking jedoch praktisch über Nacht vor dem Virus kapituliert und alle seine Maßnahmen so schnell aufgeben würde, hatte kaum jemand für möglich gehalten.

2019 unternahmen Chinesen 154 Millionen Auslandsreisen und waren damit globaler Reiseweltmeister. Zum Vergleich: US-Bürger machten im selben Jahr rund 100 Millionen Reisen ins Ausland und gaben dabei mit 1363 US-Dollar pro Person deutlich weniger als Chinesen aus. Die ließen sich ihren Urlaub im Schnitt 1852 Dollar kosten.

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Die insgesamt rund 255 Milliarden Dollar, die Chinesen 2019 für Reisen ins Ausland ausgegeben haben, fehlten in den vergangenen drei Pandemie-Jahren weitgehend. 2021 reisten nur 8,5 Millionen Chinesen ins Ausland – und das war noch bevor die Regierung in Peking die Ausreise-Regeln im vergangenen Jahr weiter verschärfte.

Wie schnell die Erholung nun einsetzt, hängt auch von den chinesischen Behörden ab. Sie haben am Montag damit begonnen, wieder neue Reisepässe auszustellen. Doch für die große Reisewelle um das chinesische Neujahrsfest am 22. Januar, könnte es schon zu spät sein. „Es gibt derzeit noch viel zu wenig Flüge ins Ausland. Auch müssen Chinesen für die meisten westlichen Reiseziele erst Visa beantragen. Das hat schon vor der Pandemie oft mehrere Wochen gedauert“, berichtet ein Mitarbeiter einer chinesischen Reiseagentur. Er geht davon aus, dass über das bevorstehende Frühlings- und Neujahrsfest zunächst hunderte Millionen Reisen im eigenen Land unternommen würden.

So benehmen Sie sich in China richtig

Doch schon ab dem zweiten Quartal, wenn wieder mehr Flüge verfügbar sind, dürfte die Zahl der chinesischen Auslandsreisen sprunghaft zunehmen. „Im Oktober könnte es dann eine wahre Kernschmelze geben“, sagt der Experte voraus. Denn dann wird in China die „goldene Woche“ gefeiert. Das ist die nach dem Frühlingsfest wichtigste Reisezeit des Jahres.

Zwar schaffte es vor der Pandemie kein einziges europäisches Land in die Liste der zehn beliebtesten Reiseziele für Chinesen. Doch nahm die Zahl der Gäste spürbar zu. Deutschland und das Schloss Neuschwanstein gehörten zum Pflichtprogramm vieler chinesischer Reisegruppen, die in oft nur einer Woche gleich mehrere europäische Staaten besuchten.

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Auch in Hamburg oder Düsseldorf heuerten Boutiquen extra Personal mit Chinesisch-Kenntnissen an, um die Kunden aus Fernost ganz nach ihren Bedürfnissen bedienen zu können. Diese Sprachkenntnisse dürften schon bald wieder von Vorteil sein.

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