Damm-Katastrophe Nach Dammbruch – Mitarbeiter von Vale und Tüv Süd müssen wieder in Haft

Ein Dammbruch in Brasilien kostete im Januar mindestens 200 Menschen das Leben. Nun geht es auch um die Frage, ob Fachleute des Tüv Süd mittelbar an der Katastrophe beteiligt sein könnten.

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Der Tüv Süd will in Brasilien keine Staudämme mehr begutachten. Quelle: dpa

Belo Horizonte Nach dem verheerenden Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien mit mindestens 200 Toten hat die Justiz erneut Haft für elf Mitarbeiter des Bergbaukonzerns Vale und zwei des Tüv Süd angeordnet. Der Gerichtshof des Bundesstaates Minas Gerais im Südosten Brasiliens machte damit am Mittwoch (Ortszeit) die im Februar angeordnete Haftentlassung der Mitarbeiter rückgängig. Die Justiz ermittelt wegen des Dammbruchs an der von Vale betriebenen Mine Córrego do Feijão nahe der Stadt Brumadinho am 25. Januar.

Der Tüv Süd will in Brasilien keine Staudämme mehr begutachten, wie der Vorstandsvorsitzende Axel Stepken der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Freitag) sagte. „Wir haben das Vertrauen in das gegenwärtige brasilianische Prüfverfahren verloren.“ Die Tüv-Fachleute des Unternehmens haben in dem südamerikanischen Land insgesamt 30 Dämme für den Bergbaukonzern zertifiziert.

Demnach gibt es bei 8 weiteren Dämmen Zweifel, ob die Berechnungsgrundlagen für die Statik stimmten: „Der erste Eindruck hat ergeben, dass die zur Berechnung der Stabilität verwendete Methodik bei bislang acht Dämmen zu hinterfragen ist“, sagte Stepken der Zeitung. „Obwohl die Erkenntnisse sehr vorläufig sind, haben wir sie weitergeleitet, um damit potenzielle Risiken für Mensch und Umwelt zu verringern.“

Bei dem Dammbruch war eine Schlammlawine über Teile von Brumadinho und angrenzende Siedlungen hinweggerollt. 108 Menschen sind immer noch vermisst. In der Pressemitteilung vom Mittwoch erwähnt der Gerichtshof explizit, dass zwei Ingenieure von Tüv Süd die Stabilität des Damms bescheinigt hätten.

Der Dammbruch gilt als die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte des Landes, wie es weiter hieß. Vorläufige Ermittlungen deuten darauf hin, dass sowohl Mitarbeiter von Vale als auch vom Tüv Süd und anderen Unternehmen von Stabilitätsrisiken am Damm wussten.

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