Der Gestank von geronnener Milch wehte von einem Schiffscontainer in Malaysias Port Klang herüber, als Umweltministerin Yeo Bee Yin im Mai einer Gruppe von Journalisten sagte, sie würde den mit Maden befallenen Müll dorthin zurückschicken, wo er hergekommen ist.
Yeo äußerte eine Besorgnis, die ganz Südostasien teilt, und löste damit einen Mediensturm aus, dass die reichen Länder ihre unerwünschten Abfälle bei ihnen abladen. Laut Greenpeace wurden zwischen Januar und November letzten Jahres rund 5,8 Millionen Tonnen Müll exportiert, angeführt von Ausfuhren aus den USA, Japan und Deutschland.
Nun sagen die Regierungen in ganz Asien Nein zu den Importen, die jahrzehntelang Anlagen für das Recycling von Plastikabfällen belieferten. Mit dem zunehmenden Müllaufkommen standen die Importländer vor einem wachsenden Problem, wie sie mit kontaminiertem Müll umgehen sollten, der nicht einfach recycelt werden konnte.
„In der Regel können 70 Prozent einer Lieferung verarbeitet werden, und die anderen 30 Prozent sind mit Lebensmitteln kontaminiert“, sagte Thomas Wong, Manager von Impetus Conceptus Pte. Das Unternehmen aus Singapur zerkleinert lokal produzierten Kunststoffabfall, bevor er zu Recyclinganlagen in Malaysia und Vietnam geschickt wird. Kontaminierter Müll werde gegen eine Gebühr an Müllverbrennungsanlagen und Mülldeponien geschickt, aber einige Recycler „finden einfach eine Ecke und verbrennen ihn“, sagte Wong. „Der Rauch riecht wie Palmöl, deshalb verstecken sie sich in einer Plantage und zünden ihn nachts an.“
Untersuchungen von Greenpeace in Indonesien, Malaysia und Thailand haben ergeben, dass illegales Recycling, offenes Verbrennen, Wasserverschmutzung und ein Anstieg der mit Umweltverschmutzung verbundenen Krankheiten zu verzeichnen sind, schrieb die Organisation in einem Bericht vom 23. April.
Auch aus Deutschland landet Müll auf illegalen Deponien etwa in Malaysia. Recherchen der WirtschaftsWoche und des ZDF-Magazins „Frontal 21“ zeigten im Februar dieses Jahres, dass auch deutsche Entsorger Kunststoffabfälle nach Asien verschiffen, wo der Müll dann auf illegalen Deponien landet. Auf solchen Müllkippen vor Ort fanden Reporter tonnenweise Plastikmüll von Haushalten und Gewerben aus Deutschland.
China löste einen Dominoeffekt aus
Als China im Januar 2018 die Einfuhr verbot, setzte ein Dominoeffekt ein. Die Lieferungen wurden nach Südostasien umgeleitet, das rasch überfordert war, was die Regierungen zum Handeln zwang.
Malaysia verkündete im Oktober ein Verbot. Thailand hat im vergangenen Jahr die Erteilung von Einfuhrlizenzen eingestellt und wird voraussichtlich 2020 ein Verbot verhängen, sagt Yash Lohia, Executive Director bei Indorama Ventures Pcl, einem in Bangkok ansässigen Kunststoffproduzenten und Recycler. Die Philippinen erklärten, sie würden 69 Müllcontainer nach Kanada zurückzuschicken. Indonesien kündigte an, die Einfuhrbestimmungen für Abfälle zu verschärfen, nachdem es Sendungen mit giftigen Abfällen entdeckt hat. Indien und Vietnam haben ebenfalls Einschränkungen angekündigt.
Yeo aus Malaysia zufolge gelangt der Müll immer noch in falsch deklarierten Ladungen ins Land, aber die Regierung hoffe, den Handel bis Ende dieses Jahres vollständig einstellen zu können.
Nachdem Südostasien den Müll nicht mehr annehmen will, werden sich die Unternehmen woanders umsehen, sagte Wong bei Impetus Conceptus. „Ich denke, Afrika wird als nächstes drankommen.“
Aber die sozialen Medien haben sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den reichen Ländern, die den Müll exportieren, die Öffentlichkeit für die Problematik sensibilisiert. Dadurch wird es zunehmend schwieriger, unerwünschte Abfälle zu exportieren.
„Jeder kann seine Meinung zum Müll äußern“, sagte Indoramas Lohia. „Dann fangen die Länder an, dies ernster zu nehmen.“ Die langfristige Botschaft für die Länder ist klar: „Kümmern Sie sich selbst um Ihren Müll!“
Aber wie funktioniert das? Menschen erzeugten im Jahr 2016 rund 2,01 Milliarden Tonnen an festen Abfällen, und bis 2050 könnten es laut Weltbank 3,4 Milliarden Tonnen sein. Rund 12 Prozent der städtischen Abfälle im Jahr 2016 waren Plastikabfälle – 242 Millionen Tonnen.
Die Lösung könnte in neuen Technologien und einem veränderten Sozialverhalten liegen, das die Notwendigkeit von Mülldeponien und Verbrennungsanlagen verringert oder sogar beseitigt.




