Das Land Kim Jong Uns Ein Blick hinter die Kulissen von Nordkorea
Abgeschottet, geheimniskrämerisch und arm - Nordkorea ist eines der isoliertesten Länder der Welt. Nur selten bekommen Journalisten Gelegenheit für einen Blick hinter die Kulissen. Unser Reporter hat Eindrücke gesammelt.

Grün und modern
Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang stellt man sich im Westen als grauen Moloch vor, zugebaut mit hässlichen Betonbaracken. Doch schon vom Flugzeug aus zeigt sich Gegenteiliges: Die Stadt mit ihren rund drei Millionen Einwohnern ist erstaunlich grün, die Hochhäuser wirken keineswegs ärmlich.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche

Bauboom bei den Bösen
Tatsächlich entstehen in Pjöngjang viele moderne Hochhäuser, oft finanziert über den Handel mit China. Allerdings gehen dort bald nach Einbruch der Dunkelheit die Lichter aus, selbst in der Hauptstadt. Nordkorea mag über Zement verfügen, doch an Energie herrscht in diesem Land ein eklatanter Mangel.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche

Hell erleuchtet
So knapp der Strom in Nordkorea auch sein mag – die beiden „großen Führer“ Kim Il-sung (links) und Kim Jong-il sind Tag und Nacht hell erleuchtet. Im ganzen Land trifft man auf den Personenkult, der wichtig ist für den Zusammenhalt in diesem abgeschotteten Land.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche

Tischlein, deck dich!
Im Speisesaal wirkt das Ausländer-Hotel „Koryo“ mit den vielen Spiegeln fast wie eine Nobel-Absteige. Doch durch die Zimmer weht der Charme der Sechzigerjahre, man schläft auf Kopfkissen mit Strohfüllung. Vermutlich finden sich im Interieur auch noch einige Wanzen, denn Nordkorea gilt weiterhin als Überwachungsstaat.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche

Mode in der Diktatur
Viele junge Frauen laufen mit Sonnenschirmen durch Pjöngjang. In der Hauptstadt bemühen sich die Damen, jegliche Gesichtsbräune zu vermeiden – denn so würde man ja wirken wie ein Bauer vom Land. Überhaupt wächst die soziale Ungleichheit in Nordkorea, seit sich das Land ein wenig der Marktwirtschaft öffnet.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Unfrei und trotzdem fröhlich
Im Westen stellen wir uns den Alltag in einer Diktatur wie Nordkorea unwillkürlich trist und düster vor. Dabei haben die Menschen im Alltag durchaus etwas zu Lachen – nicht nur die beiden Alt-Diktatoren, die vom Bahnhofsdach aufs Volk herab grinsen, sondern auch die Damen mit ihren Schirmen...
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Propaganda nonstop
Von den Betonbänken auf dem Bahnhofsvorplatz aus schauen die Einwohner von Pjöngjang den ganzen Tag fern. Bloß laufen auf den Leinwänden keine Spielfilme, sondern die immer gleichen Propaganda-Filmchen mit Kim Jong-un und seinen Vorfahren. Wie langweilig!
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Handel im Wandel
In den Regalen der Lebensmittelläden standen Waren bis vor ein paar Jahren nur für den schönen Schein, tatsächlich waren sie gar nicht auf Lager. Heute kann man allerlei Produkte an Kiosken wie diesen kaufen. Ob sich eines Tages auch deutsche Handelsunternehmen wie die Metro-Group hier ansiedeln werden?
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Deutschlands Freund
Ri Jong Hyok ist Vorsitzender der nordkoreanisch-deutschen Parlamentariergruppe – und ein echter Deutschland-Fan, obwohl seine Mimik gerade nicht darauf schließen lässt. Er kennt die Bundesrepublik von vielen Reisen, über ihn findet die deutsche Sicht des Korea-Konflikts ihren Weg in die Ohren der politischen Elite.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Nah am Volk
Im Plenum kommen die Abgeordneten der Obersten Volksversammlung nur zweimal im Jahr zusammen – ansonsten müssen sie auf dem Feld und in den Fabriken arbeiten. Soweit die Theorie. In der Praxis ist das Parlament vor allem dazu da, der Politik des sakrosankten Diktators Kim Jong-un den Anstrich der Legitimität zu geben.
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Schatten mit Verstand
Unser Dolmetscher spricht perfekt Deutsch und begleitet uns während der gesamten Reise. Auf sein Regime lässt der Diplomatensohn nichts kommen – aber die Welt da draußen interessiert ihn durchaus. Hier diskutiert er mit WiWo-Reporter Florian Willershausen über die Euro-Krise.
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Reis, wohin das Auge schaut
Überall auf dem Land findet man diese stark bewässerten Felder – dort wächst Reis, das wichtigste Lebensmittel in Nordkorea. Doch oft herrscht Wassermangel, im waldreichen Nordkorea sind die Flächen zu klein, die Produktivität des Bodens leidet unter falschen Anbaumethoden. Während Vietnams drei Reisernten pro Jahr schafft, muss das klimatisch schwierigere Nordkorea mit einer Ernte überleben.
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Kuh vom Dienst
Nordkoreas Diktator Kim Jong-un befehligt mehr als 1,1 Millionen Soldaten – die wenigsten müssen sich in Friedenszeiten in Kasernen langweilen oder stupiden Appellen folgen. Dieser hier ist offenbar landwirtschaftlich tätig, andere schuften am Bau.
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Reissaat unter Aufsicht
Anfang Juni ist in Nordkorea die Zeit, um Reis anzupflanzen. Das tun diese Bauern in mehreren Brigaden, die jeweils ihre roten Fahnen ans Ende des Felds gesteckt haben. Die Männer in den braunen Uniformen wachen über ihre Werktätigen, damit sich niemand dem Gemeinsinn widersetzt und ausruht.
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Freude am Fahren
Angst vor Ausländern? Das war einmal. Inzwischen freuen sich auch einfache Holzfäller wie diese jungen Leute, wenn sie einem Bleichgesicht mit Kamera begegnen. Es soll Zeiten gegeben haben, da mieden die Nordkoreaner jeden Blickkontakt mit den Fremden. Oder ist das bloß ein Klischee?
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Radl dich frei
Das Fahrrad ist in Nordkorea das wichtigste Verkehrsmittel für die ärmere Bevölkerung. Dieser Mann hat hinten transportiert Lebensmittel auf den Markt – vermutlich, weil seine Brigade einen Überschuss produziert hat. Seit die Nordkoreaner mit ihren Gütern ein wenig Handel treiben dürfen, kehrt ein wenig Freiheit in ihr Leben ein.
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Weltoffene Provinz
In Nordkoreas östlicher Provinz Hamgyong-namdo herrscht ein Gouverneur (stehend, rechts), der aktiv das Gespräch mit ausländischen Investoren sucht. Für seine Sonderwirtschaftszone wirbt er mit Steuernachlässen und langfristigen Pachtverträgen. Doch solange die Sanktionen bestehen und es keinen Rechtsstaat gibt, bleiben Investoren dem Niedriglohnland fern.
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Tägliche Flickschusterei
Die Fabrik könnte pro Jahr rund 700.000 Tonnen Dünger produzieren. Doch es fehlt an Ersatzteilen, die teils nur schwer zu bekommen sind. Schließlich stammt die älteste Anlage aus den zwanziger Jahren. Also kümmert sich das Gros der Arbeiter darum, die alten Geräte irgendwie zu flicken – bis sie wieder kaputt sind.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Auf zum Rapport
Eigentlich befinden wir uns auf dem Areal eines Freizeitressorts am Japanischen Meer. Die Angestellten dort dienen dennoch dem koreanischen Staat. Heute müssen sie wie jeden Samstag zur Selbstkritik antreten. In den roten Büchern schreiben sie die Woche über auf, was sie falsch gemacht haben. Strenge Sitten!
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Bruderhilfe der DDR
Nordkorea hat bis in die achtziger Jahre viele Anlagen von Maschinenbau-Kombinaten der DDR bezogen – meist sehr günstig im Rahmen der Bruderhilfe unter Sozialisten. Heute aber fehlen die Ersatzteile. Während sich die ostdeutschen Lieferanten modernisiert haben, sind die Nordkoreaner technisch im 20. Jahrhundert stehen geblieben.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Gemüse aus der Fabrik
Die Dünger-Fabrik bläst viele Schadstoffe in den Himmel. Trotzdem bauen sie auch hier überall Gemüse an. Seit Mitte der neunziger Jahre eine Hungersnot bis zu eine Million Nordkoreaner das Leben kostete, nutzen sie jeden freien Meter Erde für die Landwirtschaft – Befehl von ganz oben!
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Hilferuf aus Nordkorea
Die Dünger-Fabrik ist eines der größten Unternehmen des Landes. An der Spitze steht ein Staatsmanager, der gern seine Anlagen modernisieren würde – mit deutscher Hilfe. Doch dem stehen die Sanktionen im Wege, mit denen USA und UNO das Atomprogramm in Nordkorea stoppen will. Aus Mangel an Ersatzteilen laufen die Anlagen im Werk zur auf halber Kraft. Der Fabrikchef bittet Hartmut Koschyk um Hilfe mit Ersatzteilen.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Pech und Schwefel
Der Chef des Dünger-Kombinats macht keinen Hehl daraus: Die meisten Anlagen sind veraltet – und obendrein umweltschädlich. Dieser Schornstein bläst Schwefel in einem Umfang in den Himmel, dass der Grenzwert und das Zweifache überschritten ist. Eine neue Anlage werde aber bis Ende des Jahres eingebaut.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
Durchhalteparolen
Es ist praktisch unmöglich, sich auf dem riesigen Werksgelände der Propaganda zu entziehen: Überall preisen Plakate die „großen Führer“, sie rufen zu mehr Produktivität auf und schwören die Nordkoreaner auf einen Feind ein – den imperialistischen Westen.
Bild: Frank Zauritz für WirtschaftsWoche
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