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Datenschutzpanne beim G-20-Gipfel Fehlpass bei der Einreise

Australiens Einwanderungsbehörde schickt die persönlichen Reisepass-Daten von zig Regierungschefs an einen asiatischen Sportveranstalter. Dass derlei Daten übermittelt werden, ist üblich, nur der Adressat war falsch.

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Teilnehmer des G-20-Gipfels in Brisbane Quelle: REUTERS

Down under ging es drunter und drüber. Teils vertrauliche Daten schickte die australische Einwanderungsbehörde im Vorfeld des G-20-Gipfels in Brisbane nicht an einen internen Empfänger, sondern an die Veranstalter der Asien-Meisterschaft im Fußball, die im Januar ebenfalls in Australien stattfand. Das Peinliche: Es handelte sich um personenbezogene Daten von insgesamt 31 Staats- und Regierungschefs, die zum G-20-Gipfel anreisen wollten, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama und der russische Präsident Wladimir Putin. Deren Reisepass-Nummern und Daten des Australien-Visums landeten bei den Sport-Organisatoren.

Es ist die typische Panne, die gern bei der Benutzung von Mail-Programmen geschieht: Nach wenigen Buchstaben zieht der Rechner einen Namen mit den entsprechenden Anfangsbuchstaben automatisch in die Adresszeile. Wer jetzt nicht kontrolliert, beglückt leicht den falschen Empfänger.

Die Daten gehören zur üblichen formalen Vorbereitung eines Gipfeltreffens, auch wenn später die Einreise der Staatsgäste reibungslos nach Protokoll verläuft. Denn natürlich muss sich Angela Merkel nicht am Einreiseschalter anstellen – weder im normalen noch im VIP-Bereich des Gastgeber-Flughafens. Die Abfertigung der Papiere erfolgt parallel oder mit zeitlicher Verzögerung, während der Staatsgast mit seiner Delegation einen Begrüßungsschluck mit dem Empfangskomitee nimmt oder direkt mit der Kolonne der Staatslimousine samt Begleitfahrzeugen in die Innenstadt braust. Denn am Flughafen wartet nicht der eigentliche Gastgeber, sondern meist ein Staatssekretär  oder der höchste Protokollbeamte.

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Vormachtstellung der Weltmächte

Bei Gipfeltreffen stets besonders heikel ist die Organisation der Flugtermine. Denn bei einer G-20-Veranstaltung kommen nicht nur diese 20 Repräsentanten und Potentaten angereist, sondern meist noch ein Dutzend mehr – vom Präsidenten der EU-Kommission bis zu Vertretern der Afrikanischen Union oder ozeanischer Staatenbünde. Dann geht es darum, welcher Führer wann mit seiner Maschinen starten oder landen darf. Denn auch wenn bei solchen Gipfeln der Luftraum in der Regel gesperrt wird, müssen einige eben länger warten als andere. Und die USA, aber bisweilen auch Frankreich und Russland reisen gern mit zwei Maschinen an, weil die Delegation aus Beamten, Sicherheitsleuten und Pressetross in einen Flieger gar nicht hinein passt.

Die Erfahrung lehrt: Auf wundersame Weise haben die Weltmächte auch heute noch auf dem Flugfeld eine Vormachtstellung. Erst wenn sie richtig abgehoben haben, dürfen auch die anderen zum Start rollen. Wer das klug einkalkuliert, nutzt die Zeit am Boden und bleibt etwas länger im Tagungszentrum: Eine Pressekonferenz für die heimischen Medien bringt politisch manchmal mehr als die schnelle Rückkehr nach Hause.

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