David Friedman Heftige Debatten um Trumps Israel-Botschafter

Trump will einen stärkeren Kurs für Israel fahren als Obama. Der Mann, den er als Botschafter nach Jerusalem schicken will, verkörpert den Wandel in jeder Hinsicht. Das löst selbst Besorgnis bei Israel-Unterstützern aus.

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Friedman ist gegen die Zwei-Staaten-Lösung eines israelischen und einen palästinensischen Staates, die friedlich nebeneinander existieren. Quelle: AP

New York Wenn Donald Trump signalisieren wollte, dass er die Israel-Politik von Noch-Präsident Barack Obama ausradieren will, dann hat er in David Friedman wohl den richtigen Mann gefunden. Der auf Konkursrecht spezialisierte Anwalt und Sohn eines orthodoxen Rabbiners, den Trump als US-Botschafter in Israel ausgewählt hat, ist alles, was Obama nicht ist: Ein entschiedener Unterstützer israelischer Siedlungen in palästinensischen Gebieten, Gegner eines palästinensischen Staates und unermüdlicher Verteidiger der israelischen Regierung.

So weit rechts steht Friedman, dass sogar viele Unterstützer Israels besorgt sind, er könnte Regierungschef Benjamin Netanjahu zu einem noch stärkeren Falken machen als dieser ohnehin schon ist. Damit würde Frieden mit den Palästinensern in noch größere Ferne rücken.

Die erhitzte Debatte über Friedman spielt vor dem Hintergrund frischer, starker Spannungen zwischen den USA und Israel. Der Entschluss der scheidenden Obama-Regierung, eine UN-Resolution des Weltsicherheitsrates gegen den israelischen Siedlungsbau nicht mit einem Veto zu blockieren, sondern sich stattdessen zu enthalten, ist in Israel von beiden Parteien zornig verurteilt worden. Und auch Trump reagierte. Via Twitter kündigte er einen Kurswechsel nach seiner Vereidigung am 20. Januar an. Zudem bezeichnete er die UN als „Club“, in den die Leute kämen, um lediglich eine „gute Zeit“ zu haben.

Friedman ist ganz gewiss anders.

US-Präsidenten beider Parteien sind für eine Zwei-Staaten-Lösung eingetreten – einen israelischen und einen palästinensischen Staat, die friedlich Seite an Seite existieren. Netanjahu sagt, dass er dem zustimmt. Friedman nicht. Er hat die Zwei-Staaten-Lösung als eine bloße „Erzählung“ bezeichnet, die aufhören müsse.


Friedmann wirft Obama „blanken Antisemitismus“ vor

Unter Obama haben die USA eng mit J Street zusammengearbeitet, einer liberalen, pro-israelischen Organisation in den USA, die Netanjahu äußerst kritisch gegenübersteht. Friedman hingegen wirft Obama „blanken Antisemitismus“ vor und nennt J Street „schlimmer als Kapos“ – eine Anspielung auf jüdische Häftlinge, die in Konzentrationslagern als Nazi-Handlanger fungierten.

Jahrzehntelang haben sich die USA gegen den israelischen Siedlungsbau in Gebieten gewandt, die im Zuge des Nahostkrieges 1967 besetzt wurden. Friedman leitet eine gemeinnützige Organisation, die Millionen Dollar für Beit El gesammelt hat, eine Siedlung religiöser Nationalisten nahe Ramallah.

So überrascht es nicht, dass Friedmans Nominierung die in den vergangenen Jahren gewachsene Spaltung unter amerikanischen Juden weiter vertieft hat – zwischen jenen, die wollen, dass die USA Israel zu einer Friedenslösung drängen, und anderen, die meinen, dass Obama Israel im Stich gelassen habe. Es ist eine Debatte, die sich sogar im Tempel Hillel in New York abspielt, wo Friedmans Vater fast ein halbes Jahrhundert als Rabbi gedient hat.

„Ganz klar ziehen Davids Meinungen nicht jeden an“, sagt Ken Fink, Präsident der Synagoge. „Aber es gibt jede Menge Stolz auf den Sohn der Gemeinde.“

Trump wies bei der Bekanntgabe der Nominierung darauf hin, dass die Bar-Mizwa des designierten Botschafters vor 45 Jahren an der Klagemauer in Jerusalem stattgefunden habe, wo Friedman jetzt auch ein Haus besitzt. War sein – verstorbener – Vater zwar ein orthodoxer Rabbi, gehört die Synagoge jedoch einer gemäßigteren konservativen Strömung an. Das heißt, die Friedmans sind strenger gläubig als viele der anderen Gemeindemitglieder.

Cindy Grosz kennt Friedman seit fast 50 Jahren und erinnert sich an große Partys der Familie mit turbulenten Debatten über jüdische Themen. „Er hat immer noch dieselben besten Freunde wie vor 30 Jahren. Das hat sich nicht geändert“, sagt Grosz.


Friedmann als respekteinflößender Gegner im Gerichtssaal bekannt

Friedman studierte an der Columbia University und der juristischen Fakultät der New York University. Er entwickelte eine Reputation als aggressiver Insolvenz-Anwalt, vertrat Trump, als dessen Kasinos in Atlantic City Konkurs anmeldeten. In Gerichtssälen ist er als respekteinflößender Gegner bekannt, wie Rechtsanwalt Tarik Munija, Friedmans Kontrahent in mehreren Rechtsfällen, schildert. Er habe zwar von Friedmans ausgeprägten Israel-Positionen gewusst, „aber wenn du dich mit David im Kriegsnebel befindest, ist der Nahe Osten das Letzte, worüber du sprichst.“

Wird er bestätigt, dürfte Friedman das Gesicht einer dramatischen Kursänderung unter Trump werden. Während Obamas Verhältnis zu Netanjahu bekanntermaßen belastet war, will sich Trump nach Friedmans Angaben an Israels Wünschen orientieren.

Beide – Friedman und Trump – haben einen Schwerpunkt darauf gesetzt, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen - nach jahrzehntelanger Abneigung der USA, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Die Palästinenser beanspruchen Ostjerusalem für sich. Aufgebracht über Trumps Personalentscheidung haben linksgerichtete Gruppen und palästinensische Vertreter gewarnt, eine Bestätigung Friedmans könne das Ende jedweder Friedensbemühungen bedeuten.

Netanjahu selbst hat sich nicht öffentlich zur Nominierung geäußert. Aber aus seiner Umgebung verlautet, dass er erfreut sei: Denn er wisse, dass Friedman eine direkte Verbindung zu Trump habe.

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