
Die kleine Bergstadt Davos ist auch der Ort der großen Visionen. Nehmen wir Tulsi Tanti, Eigentümer und Chef des indischen Windstrom-Konzerns Suzlon Energy. Er sitzt in einer kleinen Sitzecke und hat noch etwas Zeit vor seinem Gespräch mit Bill Clinton.
Vor knapp drei Jahren hat er sich eine Übernahmeschlacht um die norddeutsche Windmühlenfabrik Repower geleistet, im Mai 2007 übernahm Tanti Repower für 1,3 Milliarden Euro. Jetzt hofft er mit den Maschinen aus Deutschland auf das ganz große globale Wachstum – nach einem eher mauen Geschäftsjahr 2009.
In den letzten 12 Monaten, das sagt er ganz offen, war das Wachstum eher Null. Gerettet hat die Bilanz das ungerade Geschäftsjahr, das bis 31.3. reicht und die nach wie vor hohen Subventionen für Grünstrom in Deutschland.
Danach stieg der Umsatz von 1,2 auf 1,4 Milliarden, nachdem er zunächst infolge der Finanzkrise gebremst war. Aber jetzt soll es wieder richtig losgehen: Im laufenden Jahr will Tulsi den Umsatz um 10 Prozent steigern, und in den nachfolgenden 10 Jahren strebt Suzlon eine Verachtfachung seines Umsatzes an.
Von der Utopie über den Wunschglauben zur Realität?
Das Wachstum sollen tatsächlich die Mühlen aus den norddeutschen Fabriken, aber mehr noch die deutsche Technik bringen. Hier werden die größten, stabilsten und effizientesten Turbinen gebaut. Mit jeder neuen Anlage wächst das Wissen, wie man die Windräder im Meer vor Deutschland und Großbritannien baut und betreibt.
Tulsi Tanti will diese Erfahrung exportieren - schließlich liegen viele große Metropolen wie New York, Los Angeles oder die Riesenstädte Chinas am Perlflussdelta im Meer. Um die Großstädte herum will Tanti die betonierten Riesenspargel in die Meere rammen. Aus dem Umkreis von 30 bis 40 Kilometern soll dann der nahe und billige Windstrom fließen.
Rentabel werden soll dieses Art der Energieerzeugung durch die Kombination der hocheffizienten, dicht gesetzten Windturbinen mit den nicht zu aufwendigen Netzverbindungen vor den Stränden der Metropolen - trotz der hohen Baukosten draußen vor der Küste bei Wind und Wellen.
Anfangs war die Angst an den Repower-Standorten wie Bremerhaven und Rostock groß, dass Suzlon nur die Technik kaufen und abziehen, nicht aber die Industriestandorte erhalten wolle. Seit der Übernahme hat sich die Zahl der Mitarbeiter von 1200 auf 1900 erhöht. Tanti verspricht 200 oder 300 zusätzliche Ingenieursstellen am Standort Deutschland.