Debatte der Vize-Präsidenten Republikaner Mike Pence stärkt Trump den Rücken

In der TV-Debatte der Vize-Kandidaten liefern sich Tim Kaine und der Mike Pence einen offenen Schlagabtausch. Trumps Vize bleibt hart in der Sache, aber gemäßigt im Ton. Der Republikaner dürfte verlorenes Vertrauen zurückgewonnnen haben.

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Handshake vor der TV-Debatte der Vizepräsidenten-Kanditaten: Republikaner Mike Pence (rechts) schüttelt seinem demokratischen Rivalen Tim Kaine (links) die Hand. Quelle: AP

Mike Pence gegen Tim Kaine - die Namen sagen laut Umfragen jedem zweiten Amerikaner nichts. Gerade deshalb könnte das TV-Duell der Vize-Kandidaten über die Wahl der diesjährigen Präsidentschaftswahl mitentscheiden.

Denn anders als sonst mussten der demokratische Kaine und der republikanische Pence das Image ihrer Chefs aufpolieren. Sowohl Donald Trump als auch Hillary Clinton sind bei den Wählern äußerst unbeliebt. Kaine und Pence hatten Dienstagabend die Chance zur Imagekorrektur.

Und die gelang vor allem dem Republikaner Pence gut. Trumps "running mate" punktete insbesondere beim wichtigen Thema Wirtschaft. Pence ist seit 2013 Gouverneur des US-Bundesstaates Indiana und gilt als werte-konservativer Kandidat. Er hat Indiana einem strikten Sparkurs unterzogen, gleichzeitig aber den Bildungsetat erhöht. Die Arbeitslosenzahlen habe er "halbiert". Die Argumente wirkten in der Debatte überzeugend.

Wenn Amerika am 8. November einen neuen Präsidenten wählt, werden die Themen Jobs und Wirtschaft eine große Rolle spielen. Pence verspricht, die Steuern für kleine und mittlere Unternehmen zu senken und Bürokratie zu reduzieren. Damit spricht er Wähler an, die hinter den traditionellen republikanischen Werte stehen.

Anders als sein Chef reüssiert Pence vor allem mit seiner Art. Er bleibt hart in der Sache, aber gemäßigt im Ton. Damit stellt er verloren gegangenes Vertrauen in die Partei wieder her. Mit einem republikanischen Präsidenten, so die unmissverständliche Botschaft, werde der Staat schlanker und stärker sein. Viele Wähler, die sich durch das sprunghafte und flegelhafte Verhalten Trumps abgestoßen fühlen, könnten sich durch Pence überzeugen lassen.

Pence ist kein Unbekannter in der Partei. Er galt 2008 sogar mal als Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur bei den Republikanern. Sollte Trump dieses Jahr nicht gewinnen, hätte Pence sicher gute Aussichten bei der Wahl 2020.

Pence distanziert sich sogar von Trump, wenn auch nur indirekt. Während Trump Putin einst als starken Führer gelobt hat, warnte Pence vor dem Millionenpublikum, der "russische Bär" sei niemals tot, sondern befinde sich nur "im Winterschlaf". Auf die Frage, ob Trump die nukleare Waffenarsenal ausbauen werde, spricht Pence von einer "Modernisierung". Sechs Mal wirft ihm Kaine in konkreten Punkten vor, sich zu weigern, Trump offen zu verteidigen. Pence ging nicht weiter auf die Vorwürfe ein.

"Donald, du lebst in deiner eigenen Realität"
Der Hitzkopf und die Atomwaffen„Das ist nicht das richtige Naturell, um Commander-in-Chief (Oberkommandierender) zu sein. Ein Mann, der von einem Tweet provoziert wird, sollte nicht in der Nähe der nuklearen Codes sein.“ Quelle: AP
Vorteil Temperament?„Ich habe eine viel bessere Urteilsfähigkeit als sie. Ich habe auch ein viel besseres Naturell als sie. Mein größter Vorteil ist mein Temperament. Ich habe ein gewinnendes Naturell. Ich weiß zu gewinnen.“ Quelle: REUTERS
Richtungswechsel oder Ablenkungsmanöver?„Ich werde meine Steuererklärung veröffentlichen. Meine Anwälte raten mir ab, aber ich werde sie freigeben.“ Quelle: REUTERS
Clinton glaubt nicht an Trumps Offenheit„Das ist nicht das richtige Naturell, um Commander-in-Chief (Oberkommandierender) zu sein. Ein Mann, der von einem Tweet provoziert wird, sollte nicht in der Nähe der nuklearen Codes sein.“ Quelle: AP
Eingeständnis„Ich habe einen Fehler gemacht, private Konten genutzt zu haben.“ (Clinton über ihre E-Mail-Affäre) Quelle: REUTERS
Wende des Zweiflers?„Stimmt nicht.“ (Trumps Reaktion auf den Vorwurf Clintons, den Klimawandel abgestritten zu haben) Quelle: AP
Die bösen Ausländer„Wir müssen Recht und Ordnung zurückbringen. (...) Illegale Migranten haben Waffen, und sie erschießen Leute.“ Quelle: REUTERS

Der Demokrat Kaine, der aggressiver auftrat, versuchte die offenen Flanken des Tandems Trumps/Pence geschickt zu nutzen. Dennoch ist es Pence gelungen, ein Korrektiv zum aufbrausenden Charakter Trump aufzubauen. Es war auch seine Aufgabe, den verbalen Querschlägen von Trump den Anschein der Vernunft entgegen zu stellen.

Doch am Ende zeigt die Debatte auch, dass es bei der anstehenden Wahl um zwei unterschiedliche Staatsmodelle geht. Jeder Zuschauer dürfte sich daher in seinen Überzeugungen bestätigt fühlen. Der Demokrat Kaine wirbt für einen fürsorgenden Staat, der die soziale Sicherheit im Alter sicherstellt, der Ausländern die Einwanderung erleichtert und viel Geld in die marode Infrastruktur steckt.

Der Republikaner Pence hingegen fordert mehr private Fürsorge, mehr Geld für innere Sicherheit und Grenzsicherung. Außerdem ist er gegen das Recht der Frauen auf Abtreibung.

Bei der Wahl geht es mehr denn je darum, die Wähler für sich zu gewinnen, die sich bislang noch nicht entschieden haben. Wer den Republikanern nahe steht, aber bislang mit Trump fremdelte, hat sich durch Pence womöglich wieder überzeugen lassen.

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