Denkwürdige Pressekonferenz Donald Trumps (un)geschicktes Ablenkungsmanöver

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Auf diese Fragen bleiben Trumps Antworten aus

Erstens: Wann wusste Donald Trump, dass Michael Flynn, sein geschasster Sicherheitsberater, mit Russland verhandelt hatte?

Flynn wurde entlassen, weil er über ein Telefonat mit dem russischen Botschafter unwahre Angaben gemacht hatte. Als Trumps Regierung noch gar nicht im Amt war, hatte Flynn bereits mit dem Botschafter über ein Ende der Sanktionen gegen Moskau verhandelt – womöglich war das eine Straftat, die die Behörden nun aufklären müssen. Für Trump ist das aber gar nicht das Problem: „Er hat seinen Job gemacht, er hat andere Länder angerufen“, sagte Trump gestern lapidar. Doch die Flynn-Affäre kann für Trump heikel werden. Der Vorwurf des Landesverrats steht im Raum.

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Zweitens: Welche außenpolitische Agenda verfolgt Donald Trump?

Erst lässt der Präsident ausrichten, die israelische Siedlungspolitik sei nicht hilfreich, um im Nahen Osten Frieden zu erreichen. Nur einen Tag später rückte er dann von der Zwei-Staaten-Lösung ab. Zweites Beispiel Russland: Schon im Wahlkampf hatte Trump klar gemacht, dass er sich um eine neue Entspannungspolitik mit Moskau bemühen werde. Doch dann intervenierte Russland erneut in Syrien, was das Weiße Haus scharf verurteilte. Zuletzt forderte Trump gar, Russland müsse die Krim an die Ukraine zurückgeben. Viele Wortmeldungen aus Washington widersprechen sich, ein einheitlicher außenpolitischer Ansatz ist nicht zu erkennen.

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Drittens: Wie will Trump sein Konjunkturpaket durchbringen, zugleich Steuern senken und die Staatsverschuldung im Griff behalten?

Bis zu 1.000 Milliarden US-Dollar will der US-Präsident ausgeben, um die amerikanische Infrastruktur zu erneuern und Jobs zu schaffen. Ein ähnliches Konjunkturpaket hatte Barack Obama bereits vor acht Jahren durch den Kongress gebracht. Damals kämpften die USA mit der Weltwirtschaftskrise und gegen eine Rezession – viele Republikaner machten dennoch gegen das Ausgabenpaket mobil. Warum die Abgeordneten nun für noch mehr schuldenfinanziertes Wachstum stimmen sollen – in Zeiten einer verhältnismäßig guten Konjunkturlage und niedriger Arbeitslosigkeit – muss Trump ihnen erst noch erklären.

Zu all diesen Themen wurde Trump gestern von US-Journalisten befragt. Nur Antworten liefert er so gut wie keine. Stattdessen zieht er die Aufmerksamkeit auf sich und seinen Regierungsstil. Irgendwann wird er die Probleme aber lösen und die Fragen beantworten müssen.

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