Die größte Wette seines Lebens Was hat Peter Thiel als Trumps Berater vor?

Seite 3/3

Raumfahrt und Bildung

Für Thiel hat die Wende zum Schlechteren für die USA 1969 mit Woodstock begonnen, wo die Hippies im Schlamm tanzten und allerhand kulturelle Gegenbewegungen und Befindlichkeiten in den amerikanischen Alltag und die Lehrpläne in den Schulen einzogen. Er wünscht sich in die USA der Fünfziger- und Sechzigerjahre zurück, als die Raumfahrt die Amerikaner begeisterte und nicht Selfies auf Instagram. In diese Vergangenheit, wo noch ganz groß von den Verheißungen der Zukunft geträumt wurde, hofft Thiel, werde „Trump uns wieder zurückführen“. Er hegt seinen ganz eigenen Traum vom „Make America Great Again“.

Nun hat er Einfluss darauf, welches der vermeintlich richtige Weg dahin ist: Thiel hat Trump überredet, das Team, das über die Programme und das Personal der Raumfahrtbehörde Nasa entscheiden wird, mit mehr Mitarbeitern zu besetzen, die der privaten Raumfahrt wohlgesinnt sind. Beobachter erwarten, dass er auch Einfluss darauf nehmen wird, wie die staatlichen Ausgaben für Wissenschaft, Technologie und Verteidigung verteilt werden. Auch das Bildungssystem könnte er sich vornehmen: Thiel wettert schließlich, dass sich Amerika in einer Blase der Bildungskredite befände, die die Wirtschaft bedrohe.

Thiel wohnt in einer Villa mit Blick auf die Golden Gate Bridge. Dort debattiert er mit Bekannten über seinen Lieblingsphilosophen René Girard und studiert philosophische Schriften. Disziplinen, die dem Twitter-Präsidenten Trump fremd sein dürften. Gemeinsam sind beiden hingegen ausgefallene wirtschaftspolitische Positionen.

Thiel profitiert vom Kapitalismus, ist aber überzeugt, dass dieser sich nicht gut mit Wettbewerb vertrage. Das Ideal für ihn sind Monopole, deren Geschäfte so gut laufen, dass sich dadurch Ideen finanzieren lassen, die die Menschheit voranbringen. Etwa so wie Google mit den Profiten aus einem Suchmaschinengeschäft die Arbeit an lebensverlängernden Technologien oder selbstfahrenden Autos vorantreibt. Und die Globalisierung sieht er als ruinösen Wettlauf, bei dem China bestehende Geschäftsmodelle zu kopieren versuche und damit deren Wert nach unten treibe.

Beim Treffen mit der Techelite im Trump Tower saß Thiel direkt links neben Trump. Der tätschelte zärtlich Thiels rechte Hand. „Ich habe gedacht, hoffentlich sieht das nicht zu seltsam im TV aus“, sagte Thiel neulich der „New York Times“. Zwei Elitenverabscheuer und Außenseiter haben einander gefunden, dokumentiert dieses Bild. Der Pakt mit der Politik könnte sich nicht zuletzt auch geschäftlich auszahlen.

Die Wahlversprechen Donald Trumps

Längst macht Thiel mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner gemeinsame Deals, unter anderem ein Investment in das Versicherungs-Start-up Oscar Insurance. Dessen Gründer ist Kushners jüngerer Bruder Joshua. Thiel ist einer der wichtigsten Anteilseigner von SpaceX, dem Raketen-Start-up seines Freundes Elon Musk, das nun von der neuen Nasa-Mannschaft profitieren könnte. Und am Tisch im Trump Tower saß auch ein eher unbekannter Alex Karp mit dabei, Chef von Palantir. Das ist ein Start-up, das Thiel mitgründete und dessen wichtigster Gesellschafter er ist.

Das Datenanalyseunternehmen wird auf einen Wert von etwa 20 Milliarden Dollar geschätzt. Es hätte aber durchaus auch andere Start-up-Vertreter gegeben, deren Gründern ein Platz zugestanden hätte.

Von der „New York Times“ darauf angesprochen, dass Barack Obama das Präsidentenamt ohne Skandale ethischer Art übergebe, gab Thiel eine selbst für ihn seltsam verquere Antwort. Keine Korruption könne auch ein schlechtes Zeichen sei: „Es kann bedeuten, dass die Dinge zu langweilig sind.“

So redet nur einer, der sich eines Sieges gewiss ist. Der Blog Politico meldete neulich, Thiel erwäge, sich 2018 zur Wahl des Gouverneurs von Kalifornien aufstellen zu lassen. Bisher ist das Thiel-Spiel, alles gegen die Mehrheit zu setzen, Zug um Zug aufgegangen. Die Karte Trump aber ist seine steilste Wette. Verliert er sie, weil Trump als unerwarteter Retter Amerikas möglicherweise ausfällt, bleibt ihm noch die Suche nach dem ewigen Leben. Dann könnte Thiel sich einfrieren lassen und auf die bessere Zukunft warten und warten und warten.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%