
Kopfüber in einer Stahlröhre an der Decke einer Lagerhalle in Phoenix zu hängen, mittels flüssigem Stickstoff heruntergekühlt auf minus 196 Grad – was mit Peter Andreas Thiel, geboren am 11. Oktober 1967 in Frankfurt am Main, nach seinem natürlichen Ende passiert, ist vertraglich genau geregelt. Der futuristische Spezialfrostkonservierer Alcor wird sich dann um seinen Körper und sein Gehirn kümmern, damit diese irgendwann in der Zukunft wiederbelebt werden können.
Bis es so weit ist und für den Fall, dass noch zu seinen Lebzeiten ewiges Leben ermöglicht werden sollte, hält sich der Investor aus San Francisco mit Sport, Medikamentencocktails, Wachstumshormonen und zuckerarmer Diät für die Unendlichkeit fit. Künftig eventuell mit dem Blut junger Menschen. Nebenwirkungen solcher Transfusionen studiert er gerade aufmerksam.
Das Leben von Peter Thiel gäbe schon so genügend Stoff her für eine Geschichte über exzentrische Milliardäre aus dem Silicon Valley: ein Utopist, abgedrehter, als es sich jeder Drehbuchschreiber ausdenken könnte.
Trumps Amerika: Die Pläne des neuen US-Präsidenten
Trump will sich ganz von amerikanischen Interessen, vor allem den Sicherheitsinteressen leiten lassen. Höchste Priorität soll der Kampf gegen islamistische Terrororganisationen wie den Islamischen Staat (IS) haben. Russland wird in den Eckpunkten nicht direkt erwähnt, es gibt aber einen Satz, der als Botschaft an Russland verstanden werden kann. „Die Welt muss wissen, dass wir keine Feinde suchen, dass wir immer froh sind, wenn alte Feinde zu Freunde werden, und wenn alte Freunde zu Verbündeten werden.“ Internationale Bündnisse und Organisationen wie die Nato, die Europäische Union und die Vereinten Nationen kommen in den Eckpunkten nicht vor.
Trump setzt auf „harte und faire“ Handelsabkommen, die vorrangig der US-Wirtschaft nutzen sollen. Darauf will er seine „härtesten und klügsten“ Leute ansetzen. Erstes Ziel: „Rückzug aus der transpazifischen Partnerschaft.“ Das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta der USA mit Kanada und Mexiko will er neu verhandeln und aufkündigen, wenn es keinen „fairen Deal“ gibt. Verstöße anderer Länder gegen Handelsabkommen will er „mit allen Mitteln“ bekämpfen.
Die Kürzungen bei den US-Streitkräften will Trump rückgängig machen. „Unsere militärische Dominanz darf nicht infrage gestellt werden.“ Kein Land dürfe die USA militärisch überholen. Trump kündigt ein Raketenabwehrsystem zum Schutz vor Angriffen des Iran und Nordkoreas an. Dem Cyber-Krieg soll Priorität eingeräumt werden. Dabei sollen sowohl die defensiven als auch die offensiven Fähigkeiten der Streitkräfte gestärkt werden.
„Die Trump-Regierung wird eine Law-and-Order-Regierung (Recht und Ordnung) sein“, heißt es in den Eckpunkten. Vor allem die Gewaltkriminalität will der neue US-Präsident durch effektivere Polizeiarbeit, konsequentere Anwendung von Strafgesetzen und mehr bürgerliches Engagement bekämpfen. Das Recht auf Waffenbesitz soll nicht angetastet werden, um es jedem US-Bürger zu ermöglichen, sich selbst zu verteidigen.
Ein Grenzwall nach Mexiko soll illegale Einwanderung stoppen. Außerdem will Trump Migranten, die straffällig geworden sind, abschieben.
In zehn Jahren will Trump 25 Millionen Arbeitsplätze schaffen und vier Prozent Wachstum pro Jahr erreichen. Er will die Steuern für Bürger und Unternehmen senken sowie das gesamte Steuersystem vereinfachen. Staatliche Regulierung will die neue US-Regierung so weit wie möglich zurückfahren.
Trump will Energie für die Bürger möglichst billig machen und unabhängig sein von ausländischem Öl. Dafür will er Gesetze zum Klima- und Wasserschutz zurücknehmen, die Obama durchgesetzt hat. Stattdessen setzt er auf Fracking, also die Förderung von Erdgas aus Gesteinsschichten. Die US-Kohleindustrie will er „wiederbeleben“. Die Umweltbehörde EPA soll sich auf den Luft- und Wasserschutz konzentrieren. Trump hat früher abgestritten, dass es den menschengemachten Klimawandel gibt.
Nun will der Mann, dessen Vermögen, das er unter anderem mit dem Aufbau des digitalen Bezahldienstes PayPal und dem Anschubkapital für Facebook aufgebaut hat, auf 2,7 Milliarden Dollar geschätzt wird, auch die US-Wirtschaftspolitik in neue Sphären hieven. Mit dem Einzug Donald Trumps ins Weiße Haus sitzt Thiel als sein Wirtschaftsberater fortan am anderen Ende der direkten Leitung ins Silicon Valley.
Thiel wird in Washington zwar kein offizielles Amt bekleiden und vorerst nicht aus San Francisco wegziehen. Sein Einfluss auf die wichtigste Zukunftsbranche des Landes war aber schon vor der Inauguration zu spüren: Im Wahlkampf hatte Trump die Branche hart angegriffen, da sie nicht genügend in den USA produziere.
Was treibt den eher öffentlichkeitsscheuen Exzentriker aber in die Politik, und was will er überhaupt erreichen? Und wie passt diese Verbindung aus einem altmodischen Präsidenten, der ständig vor den Gefahren des Computerzeitalters warnt, und dem Repräsentanten des radikalsten Zukunftsflügels aus dem Valley zusammen?
Es ist noch gar nicht lange her, da hatte Thiel für die etablierten Parteien und Politik nur Verachtung übrig. Für ihn waren sie Synonym für Stillstand und eine Bremse des Fortschritts. 2009 schrieb er, der staatliche Regulierung verabscheut, in einem Essay: „Freiheit und Demokratie sind für mich nicht mehr miteinander vereinbar.“
Offiziell zumindest hat sich Trump von der Demokratie nicht verabschiedet. Doch auf dem Parteitag der Republikaner in Cleveland hielt Thiel im vergangenen Juli zum ersten Mal ein flammendes Plädoyer für Trump zur besten Sendezeit, kurz bevor der Immobilientycoon selber auftrat.
Auf den ersten Blick ein Widerspruch – und doch passt alles zusammen. Denn wenn sich Thiel auf einen Nenner zusammenfassen lässt, dann diesen: „Wann immer es einen starken Konsens gibt, macht mich das automatisch skeptisch“, sagt er. Seit seiner Jugend übt er sich darin, gegen den Strom zu schwimmen. Die Suche nach der anderen Wahrheit hat ihn zu Trump gespült.