Die mächtigsten Männer der Welt Trump trifft Putin in Hamburg

Es könnten die Bilder des G20-Gipfels werden: Donald Trump trifft Wladimir Putin. Kaum jemand erwartet von der Zusammenkunft große Ergebnisse. Vielmehr geht es darum, welche Stimmung zwischen den Führern herrscht.

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Putin möchte Russland von Donald Trump ebenbürtig behandelt wissen. Quelle: Reuters

Washington/Moskau In Hamburg treffen sich an diesem Freitag die Mächtigen der Welt – und zwei Supermächtige treffen sich noch obendrein. Seit Donald Trump Präsident der USA ist, wartet die Welt auf ein Treffen mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin. Beim G20-Gipfel in Hamburg sollen sich beide erstmals begegnen – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da das Verhältnis zwischen Moskau und Washington so schlecht ist wie seit Jahrzehnten nicht.

Syrien, Ukraine, russische Wahleinmischung, Russlands Haltung zu nuklearen Mittelstreckenwaffen: US-Außenminister Rex Tillerson hatte schon vor Wochen von einem Tiefpunkt in den Beziehungen gesprochen. Seitdem wurde es nicht besser. „Ein großes Fragezeichen“ stehe hinter dem Ergebnis des Treffens, sagt der Europa-Experte vom Washingtoner Center for Strategic and International Studies (CSIS), Jeffrey Rathke. Wer nicht allzu viel erwarte, sei auf der sicheren Seite.

Auch der Kreml stapelt tief. Man versuche, „das sehr wichtige und notwendige Treffen“ mit Trump noch irgendwie in Putins vollem Terminkalender unterzubringen, sagte der außenpolitische Berater des russischen Präsidenten, Juri Uschakow. Als würde nicht auch im Kreml schon seit Monaten von dem Juli-Meeting gesprochen.

Wenige Tage vor dem Gipfel halten sich beide Seiten bedeckt, wann und wo und in welchem Format die Begegnung stattfinden soll. Vor oder nach dem Zwanzigertreffen? Der Zweiergipfel könnte die G20 unter Vorsitz von Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Schatten stellen. Doch die Probleme der Vorbereitung deuten an, wie labil das russisch-amerikanische Verhältnis derzeit ist.

Das Weiße Haus drückt ebenfalls auf die Erwartungsbremse und gibt sich bewusst vorsichtig. „Einen gemeinsamen Ansatz des gesamten Westens“ wolle Trump im Umgang mit Russland entwickeln, sagt sein Nationaler Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster. Nur keine Alleingänge, die als Kungelei ausgelegt werden können. Und: Natürlich werde Trump das Nötige tun, um Putin dort in die Schranken zu weisen, wo dieser sich destabilisierend verhalte. Was das konkret heißt, etwa im Ukraine-Konflikt, sagt in Washington jedoch derzeit niemand.

Russland will dagegen die Europäer möglichst aus dem Spiel halten - ausgerechnet bei Merkels Hamburger Gipfel - und Trumps Skepsis der EU gegenüber ausnutzen. Putin sieht die Europäer nur als Anhängsel des Hegemons USA. „Das Leben ist so, dass sich in vielen Fragen Russland und die USA einigen müssen“, sagt Lawrow.


Ein spannungsgeladenes Klima

Dem Kreml hat nicht gefallen, dass Trump im April Tomahawk-Flugkörper auf eine syrische Luftwaffen-Basis schickte. Jüngst schoss ein US-Jet ein syrisches Kampfflugzeug ab - auch darüber freute sich Moskau, die Schutzmacht Syriens, nicht. Im Gegenteil: Die gegenseitigen Absprachen zur Vermeidung von Flugunfällen wurden abgebrochen. Washington dreht weiterhin an der Sanktionsschraube gegen die Russen. Wohl auch aus wirtschaftlichen Interessen.

Vor wenigen Wochen lieferten US-Unternehmen erstmals Flüssiggas nach Polen. Ein Fingerzeig in Richtung Russland, das bisher den Gasmarkt in Europa dominiert. Durch neue Fracking-Techniken haben die USA ein Überangebot an Erdgas, dass sie auf die Weltmärkte bringen wollen. „Der Rest der Welt braucht etwas, das wir haben - unsere riesigen Reserven an Flüssiggas“, sagt der Wirtschaftsexperte im Weißen Haus, Gary Cohn. Dass ein Teil der US-Sanktionen gegen Moskau ausgerechnet die Energiemärkte berühren, wird von wenigen als Zufall betrachtet.

Für Putin ist das Wichtigste, dass Trump Russland als ebenbürtig behandelt. Sein Problem ist, dass er mit der mutmaßlichen russischen Einmischung in die US-Wahl mehr bekommen hat, als er wollte. Trump, der im Wahlkampf immer für ein besseres Verhältnis zu Russland geworben hat, ist zwar Präsident. Aber die erhoffte Verbesserung lässt auf sich warten, weil immer mehr Details zu russischen Hacker-Angriffen, zu dubiosen Kontakten von Trumps Team nach Moskau bekannt werden.

So sind Putins Wunschpartner Trump die Hände weitgehend gebunden. Jede positive Hinwendung in Richtung Moskau wird in Trumps eigener republikanischer Partei mit größtem Misstrauen begleitet - und vom politischen Gegner genüsslich ausgeschlachtet. So geschehen etwa, als Trump den Russen Geheimdienstinformationen zum IS zur Verfügung stellte. Was in normalen Zeiten eine Randnotiz wäre, wird im aufgeladenen US-russischen Verhältnis - auch dank einer Portion Trumpschen Ungeschicks - an die Grenze zum Geheimnisverrat gerückt.

Stattdessen bekommt Moskau eine traditionell harte republikanische US-Außenpolitik zu spüren. Trump steuert auf einen Konflikt mit Nordkorea zu, das Russland ebenfalls gern in Schutz nimmt. Und noch bevor Putin und Trump direkt über die Ukraine reden können, war der ukrainische Präsident Petro Poroschenko schon im Weißen Haus und hat sich der Unterstützung der USA versichert.

Die Erwartungen an das Treffen der Präsidenten sind deshalb in Russland gesunken. „Ich hoffe, dass bei diesem Treffen der Pragmatismus vorherrschen wird“, sagt der russische Außenminister Sergej Lawrow nüchtern. Dass der umstrittene russische Botschafter in Washington, Sergej Kisljak, Anlaufpunkt für die Trump-Leute noch vor der Amtsübernahme des neuen Präsidenten, zurück nach Moskau beordert wurde, ist vielleicht ein erster Schritt. Auch wenn der Kreml die Personalie als routinemäßigen Austausch von Diplomaten darstellt.

Als ein kleines Ergebnis des Treffens in Deutschland hofft Moskau auf die Rückgabe zweier russischer Botschafts-Datschen bei Washington. Präsident Barack Obama hatte Ende 2016 Moskau die Gelände weggenommen, weil sie mit Spionageausrüstung gespickt gewesen seien. Russland beteuert, es seien nur harmlose Wochenenddomizile gewesen.

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