Digitaler Neujahrsempfang 2021 WiWo-Journalisten erleben die bewegenden Themen der Welt hautnah

Sie berichten aus den Machtzentren der Welt: Silke Wettach (Brüssel) und Julian Heißler (Washington).

Diskutieren, Kontakte knüpfen, sich informieren: Beim Neujahrsempfang haben die Korrespondenten der WirtschaftsWoche Leserinnen und Lesern einen Einblick in ihre Arbeit gegeben. Gesprächsstoff gab es genug.

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Viele große Themen bestimmen zurzeit den Alltag der Journalisten und Journalistinnen rund um die Welt: Das Supermacht-Duell zwischen den USA und China, Europa nach dem Brexit und der Wirecard-Skandal aber sind Themen, mit denen sich die WiWo-Korrespondentinnen und Korrespondenten besonders intensiv beschäftigen.

Über einen Zoom-Call gewährten Julian Heißler, Jörn Petring, Matthias Hohensee, Silke Wettach, Sascha Zastiral, Volker ter Haseborg und Melanie Bergermann beim „Digitalen Neujahrsempfang 2021“ mehr als 200 Leserinnen und Lesern einen Einblick in ihre Arbeit. Moderiert wurde der Abend von Beat Balzli, dem Chefredakteur der WirtschaftsWoche.

Neben der Bekämpfung der Pandemie, der Bundestagswahl und dem Klimawandel sind diese drei Mega-Trends Programm:

Das Supermacht-Duell

So dreht sich die Welt weiter um das Duell der Supermächte. China greift nach der Vorherrschaft und die USA wollen die Führungsposition behalten. Das erste Panel zu dieser spannenden Ausgangssituation eröffneten die Korrespondenten Julian Heißler, Jörn Petring und Matthias Hohensee.

Schon lange verfolgen Heißler und Petring den Handelsstreit zwischen den USA und China. Heißler in Washington und Petring in Peking. Auch nach dem US-Wahlkampf ist China noch ein großes Thema, bestätigt Heißler. Zwar seien sich Donald Trump und Joe Biden in dem Punkt einig, China einzuschränken, aber der neue designierte Präsident würde dies anders angehen: „Erst friert Biden den Konflikt ein“, dann baut er die Beziehung zu anderen Nationen auf – unter anderem Europa – um dann gemeinschaftlich China zu schwächen. Trump habe hingegen eher das Gegenteil bewirkt. Durch ihn werde China als noch gefährlicherer Gegner angesehen. Und: Trump fokussierte sich laut Heißler bei seiner Führung nur auf den Handel. Durch den neuen Präsidenten würden die Menschenrechte wieder mehr in den Fokus rücken.

China-Kenner Jörn Petring.

China sehe die USA jedoch als immer schwächer an, so Petring. Der Grund: das Corona-Chaos. Nachdem die Pandemie zwar in China ausgebrochen ist, hat das Land das Schlimmste aber hinter sich bringen können, während die USA die Kontrolle verlieren. Deshalb werde China auch noch selbstbewusster auftreten, wenn es wieder um Handelsabkommen geht. Und auch die Bilder vom Sturm auf das Kapitol würde den Chinesen zeigen, wie schwach die USA in deren Augen sind. China möchte sich noch unabhängiger von den Amerikanern machen, so der China-Korrespondent. Deshalb steige zurzeit die Investition in Technologien enorm. „Dank Corona werden die Chinesen bis 2028 die Amerikaner von der Wirtschaftskraft überholen“.

Den wachsenden Einfluss Chinas spürt auch Matthias Hohensee, dabei sitzt er mitten im Hightech-Zentrum Amerikas. Seit 1998 lebt Hohensee im Silicon Valley. Aber wie lange hält dessen Mythos noch an? Silicon Valley Giganten sehen chinesische Unternehmen wie Tencent, Alibaba und Baidu zunehmend als Konkurrenz. Aber: Noch verhindert die Fragmentierung des Internets den direkten Schlagabtausch, glaubt Hohensee. Und: Etwa 80 Prozent im Silicon Valley seien gegen den Technologiekrieg, den Washington gegen Peking führt. „China ist einfach ein riesiger Markt, der hier gebraucht wird“, sagt Hohensee.

Europa nach dem Brexit

Ein weiteres Thema des Abends war das neue Europa: Mit dem Brexit schied Großbritannien aus der EU aus. „Die Sehnsucht nach Unabhängigkeit war größer als die Vernunft“, urteilt Beat Balzli. In Brüssel beschäftigt sich die Korrespondentin Silke Wettach mit dem Brexit. „Ich bin echt froh, dass diese langwierigen und zähen Verhandlungen nun endlich vorbei sind“, sagt sie. Als die Korrespondentin 2002 nach Brüssel gekommen ist, wurden die Briten noch hochgelobt. Das habe sich dann schnell geändert.

Silicon-Valley-Experte Matthias Hohensee.

Dennoch werde Deutschland das liberale, wirtschaftliche Denken Großbritanniens sehr vermissen, glaubt WiWo-Text-Chef Dieter Schnaas. Der Trennungsschmerz sei in Deutschland, Österreich und in den skandinavischen Ländern am größten.

Erleichterung über den Ausstieg aus der EU herrscht aber selbst in Großbritannien nicht. „Hier dreht sich momentan alles nur um Corona“, sagt England-Korrespondent Sascha Zastiral. Hauptsächlich durch die Untätigkeit der britischen Regierung habe sich dort eine noch gefährlichere Corona-Mutation rasch ausgebreitet. Seit Wochen würden die Krankenhäuser bereits an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.

Bislang mache sich durch das Corona-Thema noch niemand Gedanken darüber, was in den nächsten Wochen durch den Brexit noch auf die Bevölkerung zukommt. Doch spürbar sei das trotzdem schon. So ist zum Beispiel der LKW-Verkehr um 80 Prozent zurückgegangen, erklärt Zastiral. Er warnt: Die Barrieren im Handel werden noch langwierige Folgen haben.

Sascha Zastiral ist Korrespondent in London.

Der Wirecard-Skandal

Der Wirecard-Skandal bot für die Investigativ-Reporterin Melanie Bergermann und den Sonderkorrespondenten Volker ter Haseborg genug Stoff für eine ganze Reihe an Enthüllungsartikeln in der WirtschaftsWoche – und sogar ein eigenes Buch. Ihr Hintergrund-Wissen und ihre Recherchen teilten sie beim Neujahrsempfang gerne mit den Leserinnen und Lesern.

An der Plausibilität der Bilanzen des mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleisters hatte Bergermann bereits 2015 Zweifel angemeldet. Die wuchsen immer weiter. Den Durchbruch brachte dann eine Recherche-Reise von ter Haseborg nach Dubai. Denn dort sollte der wichtige Geschäftspartner Al Alam für riesige Umsätze bei Wirecard sorgen. Angeblich. Denn der Journalist entdeckte nicht viel mehr als eine verschlossene Tür. „Von da an war ich mir absolut sicher, dass Wirecard betrügt“, sagt Bergermann.

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Im Anschluss an die Themenrunden gab es noch einen tieferen Einblick in die Arbeit der Wirtschaftsjournalisten: In verschiedenen digitalen Räumen konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Fragen mit dem Chefredakteur und den Korrespondenten im kleineren Kreis klären.

Schnell wurde dabei klar: An Themen mangelt es auch im Jahr 2021 nicht. Täglich warten neue Geschichten, über die die Journalistinnen und Journalisten für die WirtschaftsWoche schreiben werden.

Mehr zum Thema: Korrespondenten der WirtschaftsWoche diskutierten mit Lesern und gaben ganz persönliche Einblicke in ihre Arbeit an den politischen Hotspots der Welt.

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