Diplomatie EU will mit Taliban-Regierung in Afghanistan in Dialog treten

Nach der Machtübernahme der Taliban will sich die EU mit der neuen Regierung arrangieren. Afghanistan braucht dringend Geld, denn dem Land droht eine Hungersnot.

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Der EU-Außenbeauftragte will mit den Taliban über die Einrichtung einer Botschaft sprechen, Quelle: dpa

Die Europäische Union (EU) will in Afghanistan den Dialog mit der Taliban-Regierung suchen. „Die Krise dort ist nicht vorbei“, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Dienstag im EU-Parlament in Straßburg. „Wenn wir die Vorgänge dort irgendwie beeinflussen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als mit den Taliban in Kontakt zu treten.“ Die EU wolle sich mit den Mitgliedern der Regierung austauschen, inwieweit eine diplomatische Präsenz in Kabul möglich sei.

Die EU will ihre humanitäre Hilfe für Afghanistan fortsetzen und will sich genau anschauen, wie die neuen Machthaber in dem Land regierten. Insbesondere der Umgang mit Menschenrechten und dem Recht auf Bildung für Frauen und Kinder ist der EU wichtig.

„Vielleicht ist es ein reines Oxymoron, über Menschenrechte zu sprechen, aber wir müssen sie danach fragen“, sagte Borrell. Die EU müsse sich auf eine Welle an Flüchtlingen aus Afghanistan gefasst machen, sollten die Taliban Ausreisegenehmigungen erteilen. Allerdings werde kein so starker Zustrom wie 2015 erwartet, als zahlreiche Menschen aus Syrien geflohen waren.

Die radikalislamischen Taliban hatten Mitte August die Kontrolle über das Land übernommen, das auf eine Hungersnot zusteuert. Der amtierende Außenminister Amir Khan Muttaqi forderte internationale Geldgeber wie Weltbank, asiatische Entwicklungsbank und islamische Entwicklungsbank am Dienstag auf, die Hilfszahlungen wieder aufzunehmen.

Afghanistan sei durch die Kriege geschwächt und brauche internationale Hilfe, um Bereiche wie Bildung, Entwicklung und Gesundheit zu stärken, sagte er. Die Vereinten Nationen (UN) stellten Hilfsgelder in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar in Aussicht. Laut dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) sind 14 Millionen Menschen - ein Drittel der Bevölkerung - von Hunger bedroht.

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