Kiew, Berehowe, Budapest Im Streit um die Einbürgerung zahlreicher Ukrainer nach Ungarn hat Kiew einen ungarischen Diplomaten ausgewiesen. Der Konsul habe innerhalb von 72 Stunden das Land zu verlassen, teilte das Außenministerium am Donnerstag in Kiew mit. Das EU-Land Ungarn reagierte umgehend mit der Ausweisung eines ukrainischen Konsuls aus Budapest.
„Es handelt sich um eine angemessene Antwort“, sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto vor der Presse in Budapest.
Hintergrund des Streits ist sind Äußerungen des nun ausgewiesenen ungarischen Diplomaten bei einer Einbürgerungszeremonie im ungarischen Konsulat von Berehowe in der Westukraine. Bei der Veranstaltung bekamen mehrere Ukrainer, die der ungarischen Minderheit angehören, zusätzlich die ungarische Staatsbürgerschaft verliehen. Doppelte Staatsbürgerschaften sind jedoch in der Ukraine verboten.
Daher hatte der betroffene Konsul die Neu-Ungarn gemahnt, ihre neue Staatsbürgerschaft vor den ukrainischen Behörden geheim zu halten. Der ukrainische Außenminister Pawel Klimkin hatte Budapest deshalb aufgefordert, den Diplomaten abzuziehen. Ungarn ignorierte die Aufforderung.
Die Beziehungen der beiden Nachbarstaaten haben sich seit 2017 massiv verschlechtert, nachdem Kiew ein neues Bildungsgesetz mit Ukrainisch als verpflichtender Unterrichtssprache beschlossen hatte. Budapest sieht darin eine Verletzung der Rechte der ungarischen Minderheit. Im westukrainischen Transkarpatengebiet leben etwa 150.000 ethnische Ungarn.