Nach Ansicht des ukrainischen Oligarchen Dmitro Firtasch hat die Regierung in Kiew im Kampf gegen die Korruption bisher versagt. „Seit einem Jahr spricht die Regierung von Reformen, aber der Umbau in ein modernes europäisches Land kommt nicht voran. Die Ukraine ist in einem fürchterlichen Zustand, die Politik geht wie eh und je der Korruption nach“, beklagte Firtasch im Interview mit der WirtschaftsWoche. Er fügte hinzu: „Die Ukrainer sind die Korruption leid, sie sind enttäuscht von der Politik, sie träumen von einem besseren Leben. Dafür haben sie auf der Straße ihr Leben riskiert.“
Statt Waffenlieferungen solle Europa einen Marshallplan in Höhe von 300 Milliarden Euro auflegen. „Das ist viel Geld, aber es würde die Ukraine voranbringen. Und die EU bekäme einen neuen Markt und ein Reservoir an Arbeitskräften“, sagte Firtasch mit Blick auf Deutschland.
Trotz der immensen Kosten für die Wiedervereinigung profitiere heute ganz Europa vom gewonnenen zusätzlichen Wohlstand in der Bundesrepublik. Zugleich warnte er vor dem Ausbluten der Ukraine, wenn noch mehr Unternehmen schließen und weitere Menschen ihre Heimat verlassen würden.
Firtasch plädierte für eine Freihandelszone mit der EU sowie mit Russland: „Ökonomisch sollten wir einen gemeinsamen Markt schaffen, der von Westeuropa bis nach Zentralasien und zum Pazifik reicht.“
Firtasch gilt als einer der mächtigsten Oligarchen der Ukraine. Chemie- und Titanverarbeitung sowie der dubios organisierte Handel mit russischem Gas in Europa haben ihm ein Vermögen von geschätzten zehn Milliarden Euro beschert.
