Donald Trump 2021 Kommt jetzt Trump TV? Was dafür und was dagegen spricht

Seite 2/2

Trumps zeigte bereits Interesse an OANN und Newsmax

Beide Sender haben sich in den vergangenen Jahren voll der Trump-Agenda verschrieben. Wenn das Wahlkampfteam des Präsidenten Verschwörungstheorien über seinen Gegner in der zurückliegenden Präsidentschaftswahl platzieren wollte, dann gingen sie meist zu OANN. Eine respektable Redaktion, über die etwa Fox neben seinen Pro-Trump-Meinungsshows verfügt, gibt es dort nicht. Newsmax wiederum weigert sich bis heute, den Wahlsieg von Joe Biden überhaupt anzuerkennen. Das wird im Weißen Haus gern gesehen. Trump twitterte in der Vergangenheit immer wieder Unterstützung für die Sender. Eine Übernahme wäre also zumindest inhaltlich durchaus logisch.

Das Problem: Die Besitzer der Stationen wollen nicht verkaufen. Wie das Wall Street Journal berichtet, streckte Trumps Umfeld bereits Fühler Richtung OANN aus, wurde aber abgewiesen. „Unsere Familie hat dieses Unternehmen nicht aufgebaut, um es zu verkaufen“, so OANN-Präsident Charles Herring.

Auch Newsmax steht wohl nicht zum Verkauf. Der Sender hat in den vergangenen Wochen einen regelrechten Quotensprung hingelegt. Vor der Wahl erreichte der Spartenkanal im Schnitt rund 25.000 Zuschauer. Zuletzt erreichte das Pro-Trump-Programm jedoch ein Publikum von rund 800.000 – wohl getrieben von Unzufriedenheit mit Fox News. Experten bezweifeln zwar, dass dieser Schub anhalten wird, doch er zeigt das Potenzial für eine Alternative rechts des Murdoch-Senders.

Die USA haben gewählt. Joe Biden wird US-Präsident. Die Probleme des Landes aber bleiben. Auf ihn kommen in den nächsten Jahren sechs immense Herausforderungen zu.
von Julian Heißler

Bei Newsmax hoffen sie deshalb derzeit auf eine für sie elegante Lösung: die Verpflichtung von Donald Trump. Der Sender, so die Überlegung, könnte dem Ex-Präsidenten eine regelmäßige Sendung anbieten und ihn exklusiv unter Vertrag nehmen. „Donald Trump war und ist ein Quotenphänomen“, so Mehrheitseigner und Senderchef Christopher Ruddy zur L.A. Times. „Nach seiner Präsidentschaft würden wir seine neue Sendung ohne zu zögern bei uns willkommen heißen.“

Für Trump könnte ein solches Angebot durchaus reizvoll sein. Ein Millionenhonorar wäre ihm sicher, das unternehmerische Risiko trügen andere. Allerdings stellt sich die Frage, ob er tatsächlich bei einem Spartenkanal wie Newsmax seine Zukunft sieht. Schließlich könnte ihm Platzhirsch Fox News ein ähnliches Angebot machen – mit mehr Zuschauern und wohl einer besseren Entlohnung. Die Animosität zwischen dem zukünftigen Ex-Präsidenten und dem Sender könnte ein hoch dotierter Exklusivvertrag womöglich aus der Welt schaffen.

Ein solcher Schritt wäre allerdings wohl auch das Ende von Trumps weiteren politischen Ambitionen. In der Vergangenheit trennte sich Fox News immer wieder von republikanischen Politikern, die sich erneut um ein Amt bewarben. Will Trump also tatsächlich eine erneute Kandidatur anstreben, dann könnten Pläne für ein Trump TV wieder virulent werden. Vermutlich würde es die Form eines Streamingdienstes annehmen, der Geld über Abonnentengebühren verdient und nicht über Werbekunden.


Das interessiert WiWo-Leser heute besonders


Douglas ist kein Einzelfall

So schummels sich Ikea, Karstadt & Co. am Lockdown vorbei


„Doppelt so lang schwätzen, halb so viel verdienen“

Warum VW-Händler keine E-Autos verkaufen wollen


Curevac-Gründer Ingmar Hoerr

„Ich dachte, der KGB hätte mich entführt“


Was heute wichtig ist, lesen Sie hier



Auch dafür gibt es bereits Beispiele. Verschwörungstheoretiker Alex Jones vertreibt so seit Jahren erfolgreich sein Programm. Auch Fox News startete bereits vor einigen Jahren einen Streamingdienst namens Fox Nation, der durchaus erfolgreich zu sein scheint. Die Konversionsrate von Gratisnutzern zu zahlenden Abonnenten beträgt laut Axios 85 Prozent. Trumps Unterstützerliste aus Wahlkampfzeiten könnte sicherstellen, dass der Dienst schnell ein großes Publikum erreicht. Auch wäre der Aufbau deutlich billiger, als der eines eigenen Senders. Wenn Trump also weiter auf Sendung bleiben will, dann mangelt es nicht an Optionen.

Mehr zum Thema: Mit jedem Tag, den das Schauspiel Trumps weitergeht, wird deutlicher: Eine politische Kultur der permanenten Eskalation führt an den Abgrund.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%