Donald Trump „Amerikanismus, nicht Globalismus, wird unser Credo sein“

Für viele war es bis zuletzt unglaublich: Trump ist der Kandidat der Republikaner. Zum Ende des Konvents schlug er einen weiten Bogen, wie er sich seine Präsidentschaft vorstellt.

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Donald Trump führt die Republikaner in die US-Wahl. Quelle: REUTERS

Amerika zuerst, ein anderes Land sofort: Unter diese Überschrift will Donald Trump seine Präsidentschaft stellen, sollte er am 8. November zum US-Präsidenten gewählt werden. Der Immobilienmilliardär, der noch nie ein politisches Amt bekleidet hat, nahm in der Nacht zum Freitag in Cleveland unter riesigem Jubel zum Ende des viertägigen Konvents die Nominierung seiner Partei an. „Amerikanismus, nicht Globalismus, wird unser Credo sein“, rief er.

Im Ringen um das mächtigste Amt der Welt wird Trump (70) gegen die Demokratin Hillary Clinton (68) antreten, die nach aller Voraussicht in der kommenden Woche in Philadelphia von den Demokraten als Kandidatin nominiert werden wird.

„Meine Botschaft lautet, dass sie die Dinge ändern müssen, und zwar genau jetzt“, sagte Trump. „Es ist an der Zeit, der Welt zu zeigen, dass Amerika zurück ist, besser und stärker als jemals zuvor.“

„Alle die, die Euch sagen, Ihr könnt nicht das Land haben, das Ihr möchtet, sind die gleichen, die Euch gesagt haben, dass ich heute Nacht unmöglich würde hier stehen können“, sagte Trump.

Die voraussichtliche Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten, Hillary Clinton, hat auf ihrem spanischen Twitter-Profil die Rede von Donald Trump gekontert. Zu seiner auf dem Republikaner-Parteitag wiederholten Aussage, eine Mauer an der US-Grenze zu Mexiko errichten zu wollen, schrieb sie am Donnerstag (Ortszeit): „Ja, wir werden eine Mauer bauen - zwischen dich und die Präsidentschaft, Donald Trump.“

Nie mehr dürfe man sich verlassen auf die Eliten in Medien und Politik, die alles sagen würden, um ein zurechtgebogenes System am Leben zu erhalten. „Stattdessen müssen wir uns entscheiden, an Amerika zu glauben. Jetzt sieht uns die Geschichte zu.“

Trumps Rede war deutlich substanzieller und um Längen besser gearbeitet als bisherige Auftritte. Sie kombinierte alle von Anhängern umjubelten Elemente seiner bisherigen Kampagne mit Ernsthaftigkeit und Emotionalisierung. Sie kam im Saal ausgezeichnet an. Trump versuchte, sich präsidentiell zu geben.

Konkrete Vorschläge ließ die etwa 75-minütige Rede gleichwohl vermissen, das Programm ist gleichsam Trump selbst.

„Ich habe die politische Arena betreten, damit die Mächtigen nicht länger auf Menschen einschlagen können, die sich nicht verteidigen können. Niemand kennt das System besser als ich, deswegen bin ich der Einzige, der es reparieren kann“, sagte Trump.

Die Marke Donald Trump

Die Themen Handelsverträge und Arbeitsplätze sowie Recht und Ordnung nahmen in der Rede bei weitem den größten Raum ein.

Trump sagte, er werde Millionen Jobs zurück in die USA bringen. Er wiederholte unter riesigen Jubel, dass er an der Grenze zu Mexiko eine Mauer bauen werde. „Es kann ohne Gesetz und Ordnung kein Wachstum geben.“

Seine Gegnerin Clinton überzog er mit schweren Vorwürfen und Angriffen. Sie sei eine Marionette von Medien und Spendern.

„Ich bin Eure Stimme“, rief Trump seinen Unterstützern zu. Der Milliardär will sich als Anwalt all derer in Amerika sehen, die lange ignoriert oder vernachlässigt worden seien.

Entschieden will sich Trump gegen internationale Handelsabkommen wenden. Diese von Clinton maßgeblich unterstützten Verträge hätten in Amerika Hunderttausende Arbeitsplätze gekostet und Städte zerstört: „Menschen, die hart gearbeitet haben, aber keine Stimme mehr haben.“

Er könne nicht wegsehen, wenn unschuldige Menschen litten, sagte Trump. „Ich habe Milliarden von Dollar mit Geschäftsdeals gemacht - jetzt will ich unser Land wieder reich machen.“ Eine neue Wirtschaftspolitik werde Billionen zurück in die USA fließen lassen.

„Das Erbe Clintons: Tod, Zerstörung Terrorismus und Schwäche“

Außenpolitisch warf Trump einen Blick zurück in den Nahen Osten des Jahres 2009. Damals habe es die Terrororganisation Islamischer Staat noch nicht gegeben. „Libyen hat kooperiert, Ägypten war friedlich, der Irak hat eine Abnahme der Gewalt erlebt. Der Iran wurde von Sanktionen gedrosselt, Syrien war unter Kontrolle.“

Das alles habe Clinton als Außenministerin kaputt gemacht. Sie sei für das Ausbreiten des IS verantwortlich. Heute liege Libyen in Trümmern, Ägypten werde gezwungenermaßen wieder vom Militär kontrolliert, der Irak sei ein Chaos. Der Atom-Deal mit dem Iran müsse aufgehoben werden.

"Wenn heute der Präsident gewählt würde und die Kandidaten Clinton und Trump wären, wen würdest du wählen?"

„Dies ist das Erbe Clintons: Tod, Zerstörung Terrorismus und Schwäche“, rief Trump.

Zum Thema Einwanderung sagte er, Jahrzehnte der Immigration hätten zu sinkenden Löhnen geführt und die Arbeitslosigkeit der Bürger erhöht, besonders für Afro-Amerikaner und Latinos. „Wir werden ein Einwanderungssystem haben, das funktioniert, aber eines, das für Amerikaner funktioniert.“

Trump sagte, seine vornehmste Aufgabe sei nun, für das Land an die Arbeit zu gehen. „Amerika ist ein Land der Gläubigen, der Träumer und der Strebenden, das von einer Gruppe von Zensoren, Kritikern und Zynikern geführt wird.“

Seine Gegnerin habe den Slogan „Ich stehe zu ihr.“ Er dagegen wolle lieber sagen: „Ich bin mit Euch - dem amerikanischen Volk.“

Die Wahlkämpfer seiner demokratischen Gegenspielerin Hillary Clinton spießen sein vulgäres Vokabular nun mit einer Spruchmaschine „Trump Yourself“ für Facebook-Nutzer auf. Unter der Frage „Was hat Donald Trump über Leute wie dich gesagt?“ scannt das Programm das eigene Facebook-Profil – und spuckt dann eine Beleidigung nach Trump-Art aus.

Der Generator speist sich aus Trumps zahlreichen dokumentierten Ausfällen. Wie der Sender CNN feststellt, variieren die Sprüche, je nachdem, ob das Facebook-Profil einen Mann oder eine Frau zeigt. Zu Frauen vielen Trump Begriffe ein wie „fettes Schwein“ oder „abstoßende Tiere“. Auch mögliches Übergewicht („Ich habe noch nie eine dünne Person Diät-Cola trinken sehen“), sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder Religion gaben Trump Anlass zu trumpesken Kopfnoten.

Trumps Ansichten im Faktencheck
Milliardär und Republikaner Donald Trump Quelle: dpa
Trump und Putin Quelle: dpa
New York City am 11. Septembers 2001 Quelle: dpa
Trump und Geld Quelle: REUTERS
Trump und HandelTrump: „Beim Handel gehen wir völlig unter. . Mit China werden wir handelsmäßig 505 Milliarden Dollar verlieren. . . Mexiko, (sind es) 58 Milliarden Dollar. Japan, wahrscheinlich etwa, sie wissen es noch nicht genau, aber (da sind es) etwa 109 Milliarden Dollar.“Die Fakten: Trump liegt beim US-Handelsdefizit mit China völlig daneben. Es betrug 2015 insgesamt 365,7 Milliarden Dollar – ein Rekord und das größte Defizit der USA mit einem anderen Land. Doch das US-Defizit mit allen Ländern zusammen lag vergangenes Jahr bei 531,5 Milliarden nach 508,3 Milliarden im Jahr 2014 – also etwa so viel wie Trump nur dem Handel mit China zuschrieb. Bei den Zahlen für Mexiko lag Trump richtig, nicht aber bei jenen für Japan. Es betrug im vergangenen Jahr nicht 109 Milliarden, sondern 68,6 Milliarden. Quelle: dpa
Donald Trump Quelle: AP
Donald Trump und Hillary Clinton Quelle: dpa

Trump hatte seine Bewerbung vor 13 Monaten angekündigt. Wegen seines lautstarken Auftretens, auch wegen seiner Frisur und nicht vorhandener politischer Erfahrung wurde seine Kampagne monatelang belächelt. Seine nun endgültige Kandidatur ist Krönung eines beispiellosen Vorwahlkampfs.

An Trumps Ausfällen gegen Immigranten, Frauen oder innerparteiliche Gegner gibt es anhaltende Kritik. Seine außenpolitischen Äußerungen und ein Kurs des „Amerika zuerst“ sorgen rund um den Globus für Befremden.

Der politische Seiteneinsteiger setzte sich in einem ungewöhnlich breiten Bewerberfeld aus 17 republikanischen Mitbewerbern durch. In den Vorwahlen aller Bundesstaaten schlug er auch alle Kandidaten des Parteiestablishments aus dem Feld, das Trumps Kandidatur lange nicht ernst nehmen wollte.

Seinen Anhängern gilt Trump als Verkörperung eines Neuanfangs und einer Überwindung einer politischen Lähmung in Washington.

Noch nie in der US-Geschichte waren die Kandidaten beider großer Parteien laut Umfragen vor einer Wahl gleichermaßen so unbeliebt. Viele Republikaner zweifeln an den Erfolgaussichten Trumps. Wenig geeint zieht die Partei nun in die heiße Phase des Wahlkampfs.

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