Donald Trump Arrogant, gnadenlos – und schrecklich erfolgreich

Milliardär Donald Trump baut seinen Vorsprung in den Umfragen aus. Seine Gegner, moderate Republikaner und Großspender, suchen nach Angriffspunkten – und könnten in einer neuen Biographie über Trump fündig werden.

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Donald Trump Quelle: REUTERS

Die Liste seine Opfer ist lang: Rand Paul musste sich als 1-Prozent-Mann verspotten, Carly Fiorina unpassende Kommentare über ihr Aussehen gefallen lassen. Und Journalistin Megyn Kelly wurde via Twitter als „ahnungslos in Migrationsfragen“ abgekanzelt. Keine Frage: Austeilen kann Donald Trump. Das Bizarre: Bei potenziellen Wählern kommt die „Abteilung Attacke“ an. Mit seinen Verbalangriffen auf parteiinterne Mitbewerber, kritische Journalisten und allen, die zum vermeintlichen „Establishment“ gehören, hat sich der New Yorker Milliardär vom Außenseiter zu einem der Favoriten auf die Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat entwickelt.

Schon seit Langem liegt Trump in den Umfragen in Iowa, New Hampshire und South Carolina, jene Bundesstaaten, in denen Anfang Februar die ersten Vorwahlen stattfinden, weit vorne. Nun aber hat er auch landesweit seinen Vorsprung ausgebaut. In einer aktuellen Umfrage unter potenziellen republikanischen Wählern sprachen sich 25 Prozent für Trump aus, sein bislang bester Umfragewert im Vorwahlkampf. An zweiter Stelle rangiert wie schon im vergangenen Monat der Neurochirurg Ben Carson mit 22 Prozent. Die etablierten Politiker und Favoriten der Moderaten in der republikanischen Partei, Senator Marco Rubio und Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush, liegen mit elf bzw. unter zehn Prozent deutlich zurück.

Diese Kandidaten wollen 2016 ins Weiße Haus
Donald Trump Quelle: REUTERS
Jeb Bush Quelle: AP
Ben Carson Quelle: AP
Mike Huckabee Quelle: REUTERS
Marco Rubio Quelle: AP
Ted Cruz Quelle: REUTERS
Rand Paul Quelle: AP

Trumps Kritiker schalten nun auf Gegenangriff um. Großspender, die dem Milliardär keine Chance in einem Duell mit Hillary Clinton einräumen und lieber Rubio oder Bush gegen die Demokratin ins Rennen schicken wollen, machen Geld locker, um Werbeplätze im Fernsehen zu kaufen. Mit Anti-Trump-Botschaften soll der unbeliebte Kandidat von seinem Thron gestoßen werden. Trump muss nun beweisen, dass er nicht nur gut austeilen, sondern auch gut einstecken kann.

Üben kann Trump schon einmal ab Dienstag. Dann erscheint das Buch „Never Enough: Donald Trump and the Pursuit of Success“ (auf Deutsch: „Niemals genug: Donald Trump und das Streben nach Erfolg“). Darin schildert der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Journalist und Autor Michael D’Antonio, wie Trump tickt. So viel sei verraten: Trump kommt nicht gut weg.

Der Autor traf sich mit den Kindern und Ex-Frauen des 69-Jährigen, mit Freunden und Feinden des umstrittenen Präsidentschaftskandidaten. Trump selbst war zunächst zur Zusammenarbeit mit D’Antonio bereit; erst als er erfuhr, dass er Journalist auch mit Widersachern sprach, brach er den Kontakt ab.

Das Duell der Dynastien
Eine schrecklich mächtige Familie: Der versammelte Bush-Clan beim 90. Geburtstag des ehemaligen US-Präsidenten George H.W. Bush (Mitte). Bush Senior war von 1989 bis 1993 der 41. Präsident der USA. Er ist nicht der einzige US-Präsident a. D. auf dem Bild... Quelle: AP
Der Knurrer aus Texas: Der damalige US-Präsident George W. Bush 2006 in Washington. Die Amtszeit von George W. zwischen 2001 bis 2009 als 43. Präsident der Vereinigten Staaten wird in den USA kritisch gesehen. Der Irakkrieg wird sein größter Fehler bleiben. In letzter Zeit ist er eher durch impressionistische Malerei aufgefallen. Bald könnte er jedoch zum Königsmacher werden... Quelle: AP
Der ehemalige US-Gouverneur Jeb Bush auf Stippvisite in Berlin: Nach Ansicht von Experten könnte der Bruder des 43. US-Präsidenten (George W. Bush) und Sohn des 41. US-Präsidenten (George H. W. Bush) bald seine Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner bekanntgegeben. Damit würde er ein Duell der Dynastien bei der Wahl zum 45. US-Präsidenten befeuern... Quelle: AP
Jeb Bush würde dann womöglich gegen Hillary Rodham Clinton antreten, die für die Demokraten bereits auf Stimmenfang. Die ehemalige First Lady hat sich bereits als Außenministerin ihre politischen Tantiemen verdient. Als Nachfolgerin Obamas würde sie eine weitere US-Polit-Dynastie aus der Taufe heben: Möglicherweise wiederholt sich bald die Geschichte. In den USA könnte es zu einem weiteren Duell der Dynastien Bush und Clinton kommen. Zuletzt setzten sich die Clintons durch. Quelle: AP
Der US-Präsident a. D. und bald First Husband? Dann heißt es Clinton-Clan gegen Bush-Dynastie. Die Präsidentschaftswahl am 3. November 1992 entschied Bill Clinton mit 43 Prozent für sich. Der amtierende Präsidenten George H. W. Bush konnte lediglich 38 Prozent der Stimmen ergattern. Clinton-Clan gegen Bush-Dynastie Quelle: AP
Die Kennedy-Brüder John Fitzgerald Kennedy (JFK), Robert Kennedy und Edward Kennedy (v.l.) 1963: Der Kennedy-Clan ist ein ganz besonderes Beispiel für eine US-Polit-Dynastie. Eine Vielzahl von ungewöhnlichen Schicksalsschlägen traf die Familie und ihren Umkreis. Edward starb als einziger der Brüder eines natürlichen Todes. JFK kam indes unter mysteriösen Umständen um... Quelle: AP
Am 22. November 1963 wurde JFK auf einer Wahlkampfreise gegen 12:30 Uhr an der Dealey Plaza in Dallas, Texas mit mehreren Gewehrschüssen während einer Fahrt im offenen Wagen ermordet. Knapp eineinhalb Stunden nach dem Attentat wurde ein Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet und dann der Öffentlichkeit präsentiert. Er wurde in Polizeigewahrsam erschossen. Quelle: REUTERS

Bemerkenswert sind vor allem drei Seiten von Trump, die das Buch „fair, geradlinig aber auch abrechnend“, so die New York Times, aufdeckt. Seine chauvinistische Art, seine Eitelkeit und seine Arroganz.

So studiert Trump regelmäßig, in welchen internationalen Medien sein Name auftaucht und wie er dargestellt wird. Reicht es gar für das Cover, wird die Ausgabe aufbewahrt und bestenfalls an die Wand gehängt. Stolz – und fernab der Realität – behauptet Trump, auf mehr Titelseiten zu sehen zu sein, „als jedes Supermodel“. Die Zeit am Morgen, so das Buch, reiche zwar selten aus, um sämtliche Artikel über ihn zu lesen, aber alleine der Anblick des Stapels, den seine Mitarbeiter zusammentragen, erfülle ihn mit Stolz. Ein klassischer Fall von „unbändigem Narzissmus“, befindet der Autor.

Donald Trump, eine "Sieger-Mentalität"

Bei seinen Wahlkampfreden betont Trump oft und gerne, wie erfolgreich er sei. Für seinen Reichtum, so erlebte es auch D’Antonio, will der Acht-Milliarden-Mann, so hoch gibt Trump jedenfalls sein eigenes Vermögen an, respektiert und geliebt werden. Schließlich habe er eine „Sieger-Mentalität“ und habe sich in den „Serien von Kämpfen“, aus dem das Leben besteht, noch immer durchgesetzt.

Kritiker bemängeln, dass Trump der Erfolg zu Kopf gestoßen ist. Munition für diese These liefert der Präsidentschaftskandidat zu genüge. In „Midas Touch“, eines der vielen Bücher von Trump selbst, beschreibt der Exzentriker, dass er „Verlierer auf den ersten Blick“ erkenne. Leute etwa, die ein Verkaufszettel in ihr Auto hängen, würden zur Schau stellen, dass sie Geld brauchen und könnten gnadenlos heruntergehandelt werden. Diese Leute könne er nicht respektieren. Wenigstens so zu tun, sei seine Sachen ebenfalls nicht. „Ich will nicht falsch sein“, erklärt Trump. Er wisse, dass er direkt sei, oft zu forsch und anmaßend. Aber so sei er halt. „Ich sehe keinen Grund, warum ich mich verstellen sollte.“

Dass er mit dieser Strategie bisher Erfolg hat, muss auch Buchautor D’Antonio in seinem neuen Werk anerkennen. „Niemand in der Geschäftswelt – weder Bill Gates, Steve Jobs oder Warren Buffett – war so lange so berühmt“, stellt der Journalist neidlos fest.

So erfahren und erfolgreich im Umgang mit der Öffentlichkeit und Geschäftsleuten, so unerfahren ist Trump in der Politik. Seine Gegner werden in den kommenden Wochen mutmaßlich auf die mangelnde Erfahrung des Immobilienmoguls hinweisen, so wie auf seine – oben beschriebenen – zweifelhaften Charaktereigenschaften. Wollen die Bürger einen US-Präsidenten, der aufbrausend, arrogant und selbstverliebt ist?, fragen seine Kritiker schon jetzt.

Trump selbst zuckt bei solchen Fragen gemeinhin nur gelangweilt die Schultern. Er sei der beste Kandidat, erwidert er. Denn: „Ich bin super im Verhandeln.“ Er würde mehr für die USA in den Gesprächen mit Russland, China und allen anderen Ländern herausholen als jeder andere Bewerber, so Trump, der gewillt scheint, die Liste seiner Opfer um prominente Name wie Wladimir Putin oder Xi Jinping zu verlängern. Doch zunächst muss er aufpassen, nicht selbst zum Opfer zu werden.

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