Wähler, die sich der Mitte zuordnen, könnten ebenso verschreckt werden wie Minderheiten, die Sanders in den Vorwahlen nicht ansprechen konnte. Selbst wenn Afroamerikaner, Hispanics und das große bürgerliche Lager nicht direkt zu Trump überlaufen, sondern einfach der Wahl fernbleiben, könnten sie den Republikaner indirekt zum Präsidenten machen. Die Demokraten brauchen eine hohe Wahlbeteiligung, um die Konservativen zu schlagen. Sanders könnte an dieser Hürde scheitern.
2. Hillary Clinton wird angeklagt
Die Demokratin musste bereits im vergangenen Jahr zugeben, während ihrer Amtszeit als US-Außenministerin keine dienstliche eMail-Adresse genutzt zu haben. Stattdessen verwendete sie – angeblich aus Bequemlichkeit – ihren privaten Account, der deutlich weniger stark gesichert ist.
Über den unsicheren Kanal schickte sie Zehntausende eMails. Auch solche, die vertrauliche Informationen enthielten. Das FBI hat sich eingeschaltet. Die Ermittlungen, die noch andauern, drehen sich um die Frage, ob durch Clintons Verhalten streng geheime Informationen nach außen gedrungen sind. Im Extremfall droht Clinton eine Anklage durch das Bundesjustizministerium. Sollte das der Fall sein, wäre Clinton schwer beschädigt.
Trump hält den Skandal bereits jetzt „für eine große Sache“. Es seien schon unzählige Politiker wegen weitaus geringeren Vergehen zurückgetreten, behauptet der Milliardär. In der Öffentlichkeit ist umstritten, wie schwer Clintons Vergehen ist. Die Ex-Außenministerin spielt die Affäre herunter. Die Taktik geht auf – sollte es nicht zu einer Anklage kommen.
3. Terroranschlag auf US-amerikanischen Boden
Die Bedrohung hat sich gefühlt verlagert. Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel scheint primär Europa im Fadenkreuz der Terrormiliz Islamischer Staat zu sein. In den USA scheint die Gefahr eines Anschlags derzeit geringer als in Frankreich, Deutschland oder an den Stränden Italiens. Sollte diese Annahme ein Irrtum sein, sollten die islamistischen Terroristen einen Anschlag auf US-amerikanischen Boden verüben, wäre Donald Trump über Nacht der Favorit bei den Präsidentschaftswahlen.
Trump hetzt seit Monaten gegen Muslime, stellt die Gläubigen unter Generalverdacht. Er fordert ein temporäres Einreiseverbot von Muslimen in die USA. Gleichzeitig will er den IS militärisch vernichten. Trump, der das US-Militär nach eigenen Worten größer und stärker denn je machen will, hat die Parole ausgerufen, den Islamischen Staat schlicht kaputt zu bomben ("bomb the hell out of ISIS"). Terroristen in Gefangenschaft will er foltern, um an Informationen zu kommen.
All diese Aussagen sind derzeit in den USA höchst umstritten, dürften aber auf überwältigende Zustimmung treffen, sollten die USA Ziel eines Anschlags werden. Die Sicherheit wäre dann plötzlich das Wahlkampfthema Nummer eins; ein Themenfeld, das Trump dominiert. Seine Wahl wäre wohl kaum zu verhindern.
Fazit: Donald Trump geht als Außenseiter in die US-Präsidentschaftswahl. Ausgeschlossen ist ein Sieg aber nicht. Zumal, wenn außergewöhnliche Ereignisse eintreffen.
Warum Deutschland ein Präsident Trump teuer zu stehen kommen würde, warum alleine seine Kandidatur schon hohe politische wie finanzielle Kosten verursacht, können Sie in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche lesen.