Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat mit einer zweideutigen Äußerung für Empörung gesorgt, wonach seine Rivalin Hillary Clinton womöglich mit Hilfe von Waffenbesitzern gestoppt werden könne. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Wilmington in North Carolina sagte der Milliardär, die Demokratin wolle das in der Verfassung verankerte Recht auf Waffenbesitz de facto abschaffen.
"Falls sie dazu kommt, ihre Richter auszuwählen, könnt ihr nichts machen, Leute", sagte Trump, um dann hinzuzufügen: "Obwohl, vielleicht die Unterstützer des zweiten Verfassungszusatzes, vielleicht ist es das. Ich weiß es nicht." Kritiker interpretierten die Worte als Aufruf, Clinton zu erschießen. Trumps Wahlkampfstab wies dies zurück. Der Unternehmer habe lediglich die Anhänger des Rechts auf Waffenbesitz dazu bringen wollen, für ihn Wähler zusammenzutrommeln.
Clintons Mitarbeiter bezeichneten die Äußerung als gefährlich. "Jemand, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will, sollte in keinster Weise Gewalt suggerieren", hieß es in einer Mitteilung. Die linke Senatorin Elizabeth Warren erklärte über Twitter, Trump "mache Todesdrohungen, weil er ein armseliger Feigling ist, der die Tatsache nicht ertragen kann, dass er gegen ein Mädchen verliert". Der demokratische Senator Chris Murphy warnte davor, den Vorgang als "politischen Fehltritt" abzutun: "Das ist eine Attentatsdrohung." Der Secret Service, der für den Schutz der Kandidaten zuständig ist und sich normalerweise mit Stellungnahmen zurückhält, ließ verlauten, er sei sich des Kommentars bewusst.
Trump sorgt seit Monaten mit kontroversen Äußerungen und Forderungen für Empörung und Kopfschütteln. Er wetterte gegen Einwanderer und Frauen, kündigte den Bau einer Mauer an der mexikanischen Grenze an und einen Einreisestopp für Muslime. Bereits im Vorwahlkampf, als es um die Kandidatur der Republikaner ging, erntete er zwar viel Kritik, letztendlich aber bekam er die meisten Stimmen. Anhänger halten dem politischen Quereinsteiger zugute, das zu sagen, was viele Berufspolitiker sich nicht trauten auszusprechen.
Zuletzt aber schien die Strategie nicht mehr völlig aufzugehen. So geriet er unter anderem nach einem Streit mit den Eltern eines im Irak-Krieg gefallenen muslimischen US-Soldaten in die Defensive. In Umfragen fiel er hinter Clinton zurück. 50 prominente republikanische Sicherheitsexperten warnten in einem Brandbrief, Trump würde "der rücksichtloseste Präsident der amerikanischen Geschichte sein".
Trump sagte dem Sender Fox News nach seinem Auftritt in Wilmington, "niemand in dem Raum" habe seine Worte anders verstanden als einen Aufruf, für Unterstützung gegen Clinton zu werben. Allerdings waren einige Besucher der Wahlkampf-Veranstaltung, die hinter Trump saßen, bei der umstrittenen Bemerkung sichtlich zusammengezuckt. New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani warf den US-Medien vor, Trumps Äußerung aus dem Zusammenhang gerissen zu haben. Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence, sagte dem Sender NBC, Trump habe keinesfalls zu Gewalt gegen Clinton aufstacheln wollen.
Der Zweite Zusatz der US-Verfassung garantiert US-Bürgern das Recht auf Waffenbesitz. Der Oberste Gerichtshof könnte dies ändern. Dessen Richter werden vom US-Präsidenten nominiert. Das Thema Waffengewalt spielt im Wahlkampf eine zentrale Rolle, nachdem allein in den vergangenen Monaten Dutzende Menschen bei mehreren Anschlägen erschossen wurden. Trump spekuliert gezielt auf die Unterstützung der einflussreichen Waffenlobby. Schon nach den Angriffen von Paris im November, bei denen Islamisten 130 Menschen töteten, sagte er, die Angreifer hätten gestoppt werden können, wären die Opfer bewaffnet gewesen. Clinton tritt dagegen für strengere Waffenregeln ein. Sie hat aber explizit erklärt, den zweiten Verfassungszusatz nicht anzutasten.