Donald Trump gegen Xi Jinping „Wenn es eskaliert, geht es an die Sojabohnen“

Chinesische Arbeiter verladen im Hafen von Nantong Säcke mit importierten Sojabohnen. Quelle: dpa

Peking plant im Handelskonflikt mit Washington hohe Strafabgaben auf zahlreiche Agrarerzeugnisse. Warum gerade die Zölle auf Sojabohnen Trump besonders empfindlich treffen könnten.

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Als Donald Trump im Februar dieses Jahres Zölle auf chinesische Solarzellen und Waschmaschinen erhob, reagierte Präsident Xi Jinping mit einem Warnschuss. Er erließ Schutzzölle auf Sorghum, ein Getreide, das vorwiegend für die Produktion von Tiernahrungsmittel benutzt wird. Im vergangenen Jahr exportierten US-Farmer Sorghum im Wert von einer Milliarde US-Dollar nach China. Die Schutzzölle trafen sie hart, waren aber vergleichsweise noch Peanuts.

„Dahinter steckte eine eindeutige Botschaft“, sagt Claudia Schmucker, die das Programm Globalisierung und Weltwirtschaft für die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) leitet: „Wenn es eskaliert, geht es an die Sojabohnen. Das war eine ernsthafte Drohung.“

Und nun macht China ernst. Als Reaktion auf die US-Liste mit Strafzöllen auf mehr als 1300 Importprodukte aus China belegte Peking 106 US-Produktgruppen mit Strafzöllen, darunter Whiskey, Autos, kleinere Flugzeuge – und Sojabohnen. Einigen sich Trump und Xi nicht, treten die Zölle am 22. Mai in Kraft.

„Das ist ein totaler Wandel der Handelspolitik der letzten Jahrzehnte“, sagt Sebastian Dullien, Professor für internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Bisher sei Handelspolitik nur selten als geopolitisches Instrument genutzt worden, Staaten betrieben sie primär, um Wirtschaftswachstum zu generieren. „Nun setzen die USA ihre Handelspolitik strategisch ein, in dem Glauben damit ihr Ziel erreichen zu können: China auszubremsen.“

Chinas Reaktion zielte schon Anfang des Jahres auf die US-Agrarindustrie ab. Das zeigte, wie ernst China die Auseinandersetzung nehmen würde. Die USA sind einer der größten Agrarproduzenten der Welt, Sojabohnen das wichtigste Agrarexportgut des Landes – und China wiederum der größte Abnehmer. „Marktzugang für ihre eigenen Agrarprodukte zu erlangen, ist eines der großen Ziele fast aller Handelsabkommen der USA, der Agrarhandel ist wahnsinnig wichtig“, erklärt Schmucker. „Je mehr der Handelsstreit eskaliert, desto mehr leiden die Farmer in den USA.“

Für Peking sind die Farmer ein Hebel, um US-Präsident Trump unter Druck zu setzen. Sojabohnen werden vor allem in Staaten wie Iowa, Illinois, Minnesota und Ohio angebaut. Staaten, in denen viele von Trumps treuesten Wähler sitzen. „Macht China mit den Zöllen auf Sojabohnen ernst, leiden ganze Landesteile in den USA darunter“, sagt Schmucker.

Und das in Zeiten, in denen die Farmer ohnehin schon zu kämpfen haben. Das US-Landwirtschaftsministerium prognostizierte bereits im Februar, dass das Nettoeinkommen für Landwirtschaftsbetriebe 2018 auf das niedrigste Level seit 2006 fallen könnte. Der Handelsstreit dürfte die Lage noch weiter verschärfen.

„Es ist einfach frustrierend“, sagt Mark Kenney, der in Iowa Sojabohnen anbaut, dem TV-Sender CNBC. „Die Landwirtschaft ist immer wieder ein Bauernopfer in diesen Handelskriegen. Ich mache mir wirklich Sorgen, China ist ein großer Absatzmarkt für uns.“ Im vergangenen Jahr haben die USA circa 33 Millionen Tonnen Sojabohnen nach China verschifft, fast die Hälfte der Sojabohnenexporte.

Von der chinesischen Warte aus betrachtet, ist die Abhängigkeit ebenfalls hoch, China ist der größte Sojabohnenimporteur der Welt: Ein Drittel seines Bedarfs deckt China mithilfe der USA. Rund 50 Millionen Tonnen verschifft Brasilien nach China, gut 55 Prozent des chinesischen Bedarfs.

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