Mit Immobilien hat US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump Milliarden verdient. Sein Reichtum und sein Erfolg als Unternehmer machten die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner erst möglich. Auch wenn sich Trump gefallen lassen muss, dass Kritiker immer wieder darauf hinweisen, dass er das Vermögen seines Vaters kaum weiterentwickelt habe und viele seiner Investitionen kläglich scheiterten. Umso kritischer werden sein Wirtschaftsprogramm und sein wirtschaftliches Beraterteams beäugt, wenn Trump beide an diesem Montag in Detroit erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Wenn schon Trumps eigene Wirtschaftskompetenz in Zweifel gezogen wird, wäre eigentlich zu erwarten, dass seine Berater über jeden Zweifel erhaben sind. Aber ganz so überzeugend ist das neue Gremium von Wirtschaftsexperten nicht. Vor allem deren prominentestes Mitglied sorgt bei vielen Beobachtern für Naserümpfen: Hedgefondsmanager John Paulson.
Neben Paulson gehören Trumps Beraterstab auch die Immobilieninvestoren Steve Roth, Tom Barrack und Howard Lorber, der Fracking-Unternehmer und Ölmilliardär Harold Hamm und der Banker Stephen M. Calk an. Insgesamt berichtet die "Washington Post" von 13 Beratern, eine Frau gehört nicht zum Team. Alle 13 sollen sehr vermögend sein. Die Zeitung spricht von einem Einkommen von mindestens mehreren Hundert Millionen Dollar im Jahr, das jeder einzelne der Experten vorweisen könne. Die meisten seien langjährige Geschäftspartner und Freunde Trumps, heißt es weiter. Zum Beraterstab gehört nur ein einziger promovierter Wirtschaftswissenschaftler.
Trumps Ernennung von John Paulson sorgt für den meisten Wirbel. Paulson zählt unbestritten zu den reichsten und auch erfolgreichsten Hedgefondsmanagern auf diesem Planeten. Berühmt wurde er für seine Spekulationen auf das Platzen der US-Immobilienblase, die ihm ab dem Crash 2007 bis zu fünf Milliarden Dollar Gewinn in die Kassen gespült haben sollen. Das von Paulson verwaltete Vermögen stieg seinerzeit um 15 Milliarden Dollar. 2010 erzielte Paulson mit 4,9 Milliarden Dollar das höchste Salär eines Hedgefondsmanagers bislang.
Später fiel er vor allem mit hohen Goldinvestments auf, die zwar viel beachtet wurden, aber nicht die erhofften Gewinne einbrachten. Auch seine Einschätzungen zum Aktienmarkt und zur konjunkturellen Entwicklung erwiesen sich als wenig prophetisch, Wetten auf eine Erholung Griechenlands gingen bisher ebenso wenig auf, wie die auf einen kommenden Boom in Puerto Rico. Mit einem geschätzten Privatvermögen von 9,8 Milliarden Dollar listet das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" Paulson auf Rang 108 der reichsten Menschen der Welt.
In den vergangenen Jahren machte Paulson vor allem als großzügiger Spender auf sich aufmerksam. Allein die Harvard Engineering School erhielt von ihm einen Spende in Höhe von 400 Millionen Dollar – die größte Spende, die die Elite-Uni bis dato erhalten hat. Seitdem trägt dieser Zweig der Universität Paulsons Namen.
Für Aufsehen sorgte auch die Übernahme des deutsch-amerikanischen Klavierherstellers Steinway, dem Paulson zu neuer Stärke verhelfen will. Bislang hat sich das Investment jedoch nicht ausgezahlt.
Die Wirtschaftsberater von Donald Trump
Der Hedgefondsmanager wettete 2007 gegen den überhitzten Immobilienmarkt und machte dadurch Milliarden Dollar Gewinn für sich und seine Investoren. Jüngst waren seine Einschätzungen zu Aktienentwicklungen und Konjunktur jedoch weniger akkurat. In den vergangenen fünf Jahren büßten seine Investments massiv an Wert ein.
Quelle: Reuters
Der Investmentmanager ist Chef der von ihm 1992 mitbegründeten Beteiligungsgesellschaft Cerberus Capital Management. Unter seiner Führung war das Unternehmen auch größter Anteilseigner von Chrysler, bis der Autobauer 2009 mit staatlicher Hilfe saniert wurde.
David Malpass war Vize-Staatssekretär im Finanzministerium unter Präsident Ronald Reagan und Vize-Staatssekretär im Außenministerium unter Präsident George Bush senior sowie Chefvolkswirt der Investmentbank Bear Stearns. Derzeit leitet er die Investmentberatungsfirma Encima Global. Er ist ein scharfer Kritiker der Geldpolitik der US-Notenbank, fordert mehr Investitionen in die Infrastruktur und Steuersenkungen.
Peter Navarro ist der einzige Vertreter auf Trumps Beraterliste, der in Wirtschaftswissenschaften promovierte. Derzeit lehrt er als Wirtschaftsprofessor an der University of California in Irvine. Drei seiner neun Bücher befassen sich kritisch mit Chinas Rolle in der Welt. Er fordert einen Importzoll in Höhe von 45 Prozent auf chinesische Waren. Die USA sollten seiner Meinung nach eine strengere Haltung zu Diebstahl geistigen Eigentums und in Handelsfragen einnehmen.
Howard Lorber ist Chef der Vector Group, die Zigaretten herstellt und im Immobiliengeschäft aktiv ist. Laut Trumps Wahlkampfstab ist Lorber einer der besten Freunde Trumps.
Der Investmentmanager konzentriert sich auf Finanzierungsvorhaben in der Unterhaltungsbranche. Der Ex-Goldman-Sachs-Partner ist Chef der Beteiligungsgesellschaft Dune Capital Management. Er hat in der Vergangenheit häufig Geld an die Demokraten gespendet, einschließlich deren Kandidatin Hillary Clinton. Mit Trump ist er nach eigenen Angaben seit mehr als 15 Jahren privat und beruflich verbunden.
Dan Dimicco ist Ex-Chef der Nucor Corp, einem der größten US-Stahlproduzenten. Er ist ein scharfer China-Kritiker und tritt ein für neue Handelsregeln zugunsten der US-Industrie.
Stephen Moore ist einer der führenden konservativen US-Wirtschaftsexperten, der für das "Wall Street Journal" arbeitete und derzeit der Denkfabrik Heritage Foundation angehört. Er gründete die Anti-Steuern-Lobbygruppe Club of Growth.
Der Immobilienfinancier und Hotelentwickler ist ein langjähriger Freund Trumps. Er ist Gründer und Chef der Beteiligungsgesellschaft Colony Capital.
Auch der mittlerweile zahlungsunfähigen und unter Betrugsverdacht stehenden chinesischen Holzfirma Sino-Forest ging Paulson auf den Leim. Unter dem Strich wird vermutet, dass sich der Wert der Aktienanteile, die Paulson in seinen Fonds hält, gegenüber dem Stand ein paar Jahre zuvor ungefähr halbiert haben. Das Glück scheint Paulson vorerst verlassen zu haben.
Im Frühling 2016 kündigte Paulson überdies an, seinen Hedgefonds mit einem Milliardenzuschuss aus seinem Privatvermögen zu stützen. Zuvor hatte seine Investmentfirma Paulson & Co. reihenweise Kunden verloren. Das Paulson mit Geld aus seiner Privatschatulle kurzfristige Kreditlinien zu Finanzierung von Investments erweitern will, soll die Anleger wieder beruhigen.
mit Agentur-Material