Donald Trump So steht es um den „großartigsten Golfplatz der Welt“

Seite 2/4

Politischer Streit

Eines Tages tauchten Arbeiter vor dem Haus der Milnes auf und errichteten einen Zaun um ihr Grundstück. Anschließend schickte ihnen Trump eine Rechnung über rund 2500 Pfund, die Hälfte der angeblichen Kosten. David Milne zahlte die Rechnung nicht. Kurz darauf schichteten Arbeiter mit Baggern einen meterhohen Erdwall an der Seite des Milne-Grundstücks auf, das zum Landesinneren zeigt. Trumps Mitarbeiter legten in dieser Zeit auch Pläne vor, die angeblich belegen sollten, dass sich ein Teil der Garage der beiden auf Trumps Gelände befinde – ein weiteres Druckmittel. Auf dem Hang vor dem Haus der Milnes pflanzten Trumps Arbeiter Krüppelkiefern, um das Haus auf dem Hang vor den Augen der Golfer zu verbergen. Doch die Bäume hielten dem schroffen Klima nicht stand und mussten bereits ersetzt werden. Und auch die zweite Generation an Krüppelkiefern hängt windschief auf dem Hang.

David Milne revanchierte sich einige Jahre später. Als Trump während des Präsidentschaftswahlkampfes begann, davon zu sprechen, dass er eine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten und Mexiko dafür bezahlen lassen werde, besorgte sich Milne eine mexikanische Flagge und hisste sie auf seinem Dach. Sie ist nun, genauso wie das Haus der Milnes, von weiten Teilen des Golfplatzes aus zu sehen.

Auch auf der politischen Ebene ging es nicht weniger turbulent zu. Der Abschwung in der Ölindustrie hat die Region um Aberdeen hart getroffen. Ein Großprojekt, das Tausende Arbeitsplätze schaffen und Touristen in die Gegend holen könnte, klang daher verlockend.

Die ramponierte Flagge ist der sichtbarste Hinweis auf einen Nachbarschaftsstreit, der David Milne und seine Frau Moira auf Jahre hin beschäftigt hat und der in Schottland für viel Aufsehen gesorgt hat. Sie ist als Zeichen von Solidarität gedacht. Denn der Nachbar, mit dem die Milnes großen Ärger hatten, ist derselbe Mann, der auch mit Mexiko regelmäßig Streit sucht: Donald J. Trump. Quelle: Sascha Zastiral für WirtschaftsWoche

Doch Trumps Vorhaben löste von Anfang an Entsetzen bei Umweltschützern aus. Denn die Golfplätze sollten zum Teil in eine Landschaft aus Wanderdünen geschlagen werden, die in Schottland einzigartig ist. Das Gelände trug den Status „Standort von besonderem wissenschaftlichen Interesse“ und stand unter Schutz. Die Dünen wanderten damals bis zu elf Meter im Jahr und boten eine große Artenvielfalt.

In der Regionalverwaltung, dem Aberdeenshire Council, kam es zu hitzigen Debatten. Nach etlichen Sitzungen, Streits und Protesten lehnte der Rat Trumps Pläne Ende 2007 ab. Die Ratsmitglieder, die einen zu schwerwiegenden Eingriff in die geschützte Landschaft befürchteten, setzten sich durch.

Doch dann geschah etwas höchst Kontroverses: Die schottische Landesregierung in Edinburgh überstimmte die Regionalverwaltung – und erteilte Trump Ende 2008 die Baugenehmigung. Der Erste Minister Schottlands, Alex Salmond, der zugleich als Abgeordneter für Aberdeenshire im schottischen Parlament saß, sorgte persönlich dafür, dass Trump mit den Bauarbeiten beginnen konnte.

Ein dickes, schwarzes Schild neben dem Clubhaus des Golfplatzes. Auf ihm steht in goldenen Lettern eine Widmung, die klingt, als habe sie Trump persönlich diktiert: „Trump International Golf Links, Schottland, wurde von Donald J. Trump konzipiert und gebaut und am 10. Juli 2012 offiziell eröffnet.“ Der Golfplatz sei umgeben „von den größten Dünen der Welt“, heißt es weiter. „Das beispiellose Endergebnis ist nach Meinung Vieler der großartigste Golfplatz der Welt!“ Quelle: Sascha Zastiral für WirtschaftsWoche

Ein dickes, schwarzes Schild neben dem Clubhaus des Golfplatzes erinnert heute an dessen Eröffnung vier Jahre später. Auf ihm steht in goldenen Lettern eine Widmung, die klingt, als habe sie Trump persönlich diktiert: „Trump International Golf Links, Schottland, wurde von Donald J. Trump konzipiert und gebaut und am 10. Juli 2012 offiziell eröffnet.“ Der Golfplatz sei umgeben „von den größten Dünen der Welt“, heißt es weiter. „Das beispiellose Endergebnis ist nach Meinung vieler der großartigste Golfplatz der Welt!“ Es ist ein typischer Trump: Die Dünen sind natürlich weit davon entfernt, „die größten der Welt“ zu sein.

Der Bau der Golfplatzes stellte einen enormen Eingriff in die Natur dar. Arbeiter haben einen großen, beleuchteten Parkplatz wie eine Schneise in die Dünenlandschaft geschlagen. Neben dem Parkplatz liegt das Clubhaus, das wie ein historisches Gebäude aussehen soll. Es beherbergt ein großes Restaurant und einen Golfladen. Die 18 Löcher des Golfplatzes mit ihren künstlich angelegten Rasenflächen gehen nach Norden und Süden von dem Clubhaus ab. Die Dünen, die noch übrig sind, wurden bei den Bauarbeiten stabilisiert und bewegen sich heute nicht mehr. Die Anlage erinnert eher an einen Park als an eine natürliche, lebendige Landschaft.

Außer dem Golfplatz und dem Clubhaus hat Trump bis heute kaum etwas von seinen überschwänglichen Plänen verwirklicht. Anstatt des großen Luxushotels mit seinen 450 Zimmern gibt es heute auf dem Gelände nur 16 Zimmer in einem ehemaligen Landgut. Es trägt den Namen MacLeod House, nach Trumps schottischer Mutter, Mary-Anne MacLeod. Von den geplanten Heilbad, den Golfvillen und den 950 Ferienhäusern fehlt jede Spur. Quelle: Sascha Zastiral für WirtschaftsWoche

Doch außer dem Golfplatz und dem Clubhaus hat Trump bis heute kaum etwas von seinen überschwänglichen Plänen verwirklicht. Anstatt des großen Luxushotels mit seinen 450 Zimmern gibt es heute auf dem Gelände nur 16 Zimmer in einem ehemaligen Landgut. Es trägt den Namen MacLeod House, nach Trumps schottischer Mutter, Mary-Anne MacLeod. Von dem geplanten Heilbad, den Golfvillen und den 950 Ferienhäusern fehlt jede Spur. Auch nach den Arbeitsplätzen, die das Projekt schaffen sollte, sucht man vergeblich. Laut der Trump Organization arbeiten auf dem Gelände heute gerade einmal 150 Menschen – Teilzeitkräfte mitgerechnet. Anstelle der versprochenen Milliardeninvestition hat Trump nach eigenen Angaben gerade einmal 100 Millionen Pfund investiert. Kritiker bezweifeln selbst diese Zahl.

Trump erklärte nach der Eröffnung des Golfplatzes, dass er den Ausbau seines Projekte gestoppt habe, bis klar sei, was aus dem geplanten Windpark vor der Küste von Aberdeen werden würde.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%