Donald Trump So steht es um den „großartigsten Golfplatz der Welt“

Donald Trump wollte in Schottland „den großartigsten Golfplatz“ der Welt bauen und tausende von Jobs schaffen. Verwirklicht hat er nur einen Bruchteil des versprochenen Projekts. Quelle: dpa

Donald Trump wollte in Schottland einen Golfplatz der Superlative bauen und Tausende Jobs schaffen. Verwirklicht hat Trump nur einen Bruchteil des versprochenen Projekts und dabei für jede Menge Ärger gesorgt.

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David Milnes mexikanische Flagge sieht mitgenommen aus. Sie hängt an einem Fahnenmast auf dem Dach seines Hauses. Die schroffen Nordseewinde haben sie in der Mitte durchgerissen. „Ich muss die mal austauschen“, sagt Milne und mustert sie skeptisch. Er habe auch schon Ersatz besorgt, gibt er zu. Nur die Zeit und Muße, eigens deswegen aufs Dach zu steigen, habe er noch nicht gehabt.

Die ramponierte Flagge ist der sichtbarste Hinweis auf einen Nachbarschaftsstreit, der David Milne und seine Frau Moira auf Jahre hin beschäftigt hat und der in Schottland für viel Aufsehen gesorgt hat. Sie ist als Zeichen von Solidarität gedacht. Denn der Nachbar, mit dem die Milnes großen Ärger hatten, ist derselbe Mann, der auch mit Mexiko regelmäßig Streit sucht: Donald J. Trump.

Das Haus der Milnes, ein funktionaler, gelb-brauner Flachdachbau, thront auf einem Hügel über der dramatischen Küstenlandschaft rund 15 Kilometer nördlich von Aberdeen im Nordosten Schottlands. Direkt darunter liegen die „Trump International Golf Links“, laut ihrem Namensgeber „der großartigste Golfplatz“ der Welt. Da die Grundstücke der Milnes und einiger anderer Anwohner teilweise oder ganz auf dem Gelände von Trumps Anwesen liegen, hat Trump jahrelang versucht, sie dazu zu bewegen, sie ihm zu verkaufen. Als das nicht klappte, ging Trump in die Offensive. Dabei ging er derartig rabiat gegen seine Nachbarn vor, wie er es derzeit als Präsident mit ganzen Ländern tut.

Donald Trump im April 2006 mit Plänen für ein neues Clubhaus nahe Menie Estate, Balmedie. Zwei Golfplätze mit je 18 Löchern sollten auf dem Anwesen entstehen, dazu ein Luxushotel mit 450 Zimmern, ein Konferenzzentrum, ein Heilbad, drei Dutzend Golfvillen, 950 Ferienhäuser, Unterkünfte für 400 Angestellte und ein neues Wohnviertel, das aus 500 Häusern bestehen sollte. Quelle: AP

Hochtrabende Pläne

2006 hat Trump das Menie Estate gekauft, ein Anwesen aus dem 14. Jahrhundert, zu dem fast sechs Quadratkilometer Land gehören. Das Gelände wurde damals vor allem für Jagden genutzt. Das Projekt, von dem Trump damals sprach, hätte monumentaler kaum sein können: Zwei Golfplätze mit je 18 Löchern wollte er auf dem Gelände bauen, dazu ein Luxushotel mit 450 Zimmern, ein Konferenzzentrum, ein Heilbad, drei Dutzend Golfvillen, 950 Ferienhäuser, Unterkünfte für 400 Angestellte und ein neues Wohnviertel, das aus 500 Häusern bestehen sollte. Trump versprach der wirtschaftlich angeschlagenen Region Investitionen in Höhe von einer Milliarde Pfund und Tausende von Arbeitsplätzen.

David Milnes Haus liegt auf einem Hügel über der dramatischen Küstenlandschaft rund 15 Kilometer nördlich von Aberdeen im Nordosten Schottlands. Direkt darunter liegen die „Trump International Golf Links“, laut ihrem Namensgeber „der großartigste Golfplatz“ der Welt. Quelle: Sascha Zastiral für WirtschaftsWoche

Die Milnes bekamen 2006 zum ersten Mal mit, dass etwas im Gange war. David Milne sitzt jetzt in einem tiefen schwarzen Ledersessel im großen, gemütlichen Wohnzimmer der Familie. Er ist Mitte 50 und ein stämmiger Typ mit freundlichen Augen. Sein langer, gepflegter, graumelierter Schottenbart würde wohl so manchen Hipster vor Neid erblassen lassen.

Damals, 2006, sei plötzlich ein Mann bei ihnen zu Hause aufgetaucht, der sich als Peter White vorgestellt habe, erzählt Milne. „Er sagte uns, dass er einmal bei einer Jagd auf dem Anwesen gewesen sei, dass er die Landschaft liebe und sich in der Gegend ein Haus kaufen wolle.“ Der ominöse Käufer habe allerdings nur einen sehr niedrigen Preis angeboten, erzählt Milne weiter. So oder so habe er kein Interesse daran gehabt, sein Haus zu verkaufen, fügt er hinzu. Der Käufer habe es noch bei einigen anderen Nachbarn versucht. Ebenfalls ohne Erfolg.

Kurz darauf erfuhren die Anwohner davon, dass Donald Trump das Grundstück gekauft hat. Der damals in Schottland noch weitgehend unbekannte Immobilientycoon und sein Team luden die Anwohner zu einem Treffen ein, um über Trumps Pläne zu sprechen. Bei dem Treffen sahen die Nachbarn den mysteriösen Käufer wieder. Sein voller Name: Neil Peter White Hobday. Trumps Projektmanager.

Trumps Vorhaben löste von Anfang an Entsetzen bei Umweltschützern aus, denn der Bau der Golfplatzes stellte einen enormen Eingriff in die Natur dar. Die Golfplätze sollten zum Teil in eine Landschaft aus Wanderdünen geschlagen werden, die in Schottland einzigartig ist. Quelle: imago images

Zu Beginn hätten er und seine Frau gar nichts gegen die Vorstellung gehabt, das Gelände des Anwesens für ein Tourismusprojekt zu nutzen. „Dann haben wir die ersten Baupläne gesehen, und die waren einfach nur lächerlich“, sagt Milne, der früher einmal aus Bauinspektor für die Lokalverwaltung gearbeitet hat. „Das Projekt hat nicht in die Gegend gepasst, war viel zu groß und unter Umweltgesichtspunkten inakzeptabel.“

Trump erhöhte noch mehrmals den Betrag, den er den Milnes für ihr Haus bot – zuletzt auf 230.000 Pfund. Doch selbst das sei gerade einmal die Hälfte des damaligen Marktwerts gewesen, sagt David Milne. Das sei typisch für Trump, fügt er hinzu. „Trump schätzt nichts, das nicht seinen Namen trägt. Und er respektiert andere Leute nicht. Er denkt: Die sind nichts wert, warum soll ich denen Geld geben. Das ist nur Abschaum. Werdet sie los.“

Doch Trump ließ nicht locker. Auf Filmaufnahmen aus dem Jahr 2010 ist zu sehen, wieso. Sie zeigen den Immobilientycoon bei einem Besuch des Anwesens. Trump sitzt auf dem Beifahrersitz eines Range Rovers. Er deutet nach oben, auf das Haus der Milnes. „Ich möchte dieses Haus loswerden“, sagt Trump. Jemand wendet ein, dass das „für ein bisschen Ärger“ sorgen könnte. „Wen interessiert's, wen interessiert's, weißt du, wen interessiert's“, antwortet Trump. „Wir werden den großartigsten Golfplatz der Welt bauen, und dieses Haus ist hässlich.“

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