Drohender Handelskrieg Die USA erwarten Gegenschläge

US-Präsident Donald Trump

Donald Trumps Einfuhrzölle fordern Gegenmaßnahmen heraus, auch in Asien und bei den beiden Nachbarn Kanada und Mexiko. Die Folgen könnten gerade Trumps Anhänger zu spüren bekommen.

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Die angekündigten amerikanischen Strafzölle auf Stahl und Aluminium stellen den Welthandel auf den Kopf. Die Konsequenzen dürften auch in den USA bald zu spüren sein. Von Brüssel bis Beijing bereiten sich die wichtigsten Handelspartner der Vereinigten Staaten auf Vergeltungsmaßnahmen vor – auch wenn Präsident Donald Trump ankündigte, die Einfuhrabgabe „auf die liebevolle Art“ einzuführen.

Darauf will sich die chinesische Regierung nicht verlassen. Dort liegen bereits Pläne für den Rückschlag in der Schublade. Amerikanische Hirse und Sojabohnen sollen mit zusätzlichen Einfuhrzöllen belegt werden, sobald Trumps Maßnahmen in Kraft treten. 

Es wäre ein harter Schlag für die US-Landwirtschaft. Allein im vergangenen Jahr exportierten amerikanische Farmer Soja im Wert von 14,2 Milliarden Dollar und Hirse für mehr als eine Milliarde Dollar nach China. Sollten diese Exporte verteuert werden, droht der Absatz künftig zu sinken – insbesondere da China der mit Abstand größte Abnehmer für US-Sojabohnen ist. Treffen würde das vor allem die Bauern in US-Bundesstaaten wie Kansas, Texas oder Oklahoma, die in der Präsidentschaftswahl 2016 ganz überwiegend für Trump gestimmt haben.

Die Auswirkungen der Zölle werden allerdings auch andere asiatische Länder zu spüren bekommen. Für die Handelsbeziehungen der USA in diese Weltregion bedeutet das nichts Gutes. Vor allem, da es nicht das erste Mal ist, dass Trump diese Länder vor den Kopf stößt. Der Präsident war kaum vereidigt, da zog er die USA aus dem eigentlich ausverhandelten Freihandelsabkommen TPP zurück, das Barrieren für den Warenaustausch zwischen zwölf Anrainerländer des Pazifik abbauen sollte. Nach Washingtons Ausstieg einigten sich die übrigen elf Länder auf gemeinsame Regeln. Im März soll das modifizierte Abkommen, CPTPP, formal unterschrieben werden.

Dass die USA diesem Handelsvertrag doch noch beitreten könnten, gilt zumindest unter Präsident Trump als ausgeschlossen. Für die Staaten Südostasiens bedeutet das, dass sie sich in Handelsfragen anderweitig orientieren müssen. Derzeit verhandeln mehrere Länder in der Region über ein weiteres Freihandelsabkommen, RCEP. Es würde neben mehreren CPTPP-Mitgliedern auch die aufstrebenden wirtschaftlichen Supermächte Indien und China miteinbeziehen. Die USA hingegen sitzen nicht mit am Tisch.

Verhandeln will Trump hingegen mit den CPTPP-Mitgliedern Mexiko und Kanada. Sein Ziel ist es, das nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA zu verändern, in dem sich die drei Länder zusammengeschlossen haben. Quasi als Zuckerbrot ließ das Weiße Haus deshalb durchsickern, die beiden Nachbarstaaten seien vorerst von den Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen. Die Peitsche folgte jedoch umgehend: Sollte es bei den NAFTA-Gesprächen nicht vorwärts gehen, dann würden die Abgaben bald auch auf Importe aus diesen Ländern erhoben.

Diese Haltung kommt nicht gut an. Die Trump-Regierung „glaubt, sie habe einen längeren Hebel als sie tatsächlich hat“, so Antonio Oritz-Mena, ein ehemaliges Mitglied der mexikanischen Verhandlungsdelegation zu Handelsfragen, gegenüber Foreign Policy. „Mexiko hat andere Optionen. Sie mögen nicht ideal sein, aber es sind Optionen, die wir vor 25 Jahren noch nicht hatten.“

Auch die Distanz zu Europa dürfte größer werden. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kündigte bereits Vergeltungszölle auf typisch amerikanische Produkte wie Jeans, Bourbon oder Harley Davidson-Motorräder an. Ökonomen macht diese Aussicht Sorgen. „Wir haben allen Grund einen Handelskrieg zu erwarten – und in einem Handelskrieg verlieren alle und niemand gewinnt“, so Wirtschaftswissenschaftlerin Emily Blanchard zu Vox

Präsident Trump sieht das anders. Handelskriege seien „leicht zu gewinnen“, twitterte er bereits. Seine eigene Partei konnte er davon bislang jedoch noch nicht überzeugen. So schrieben insgesamt 109 republikanische Kongressabgeordnete einen Brief ans Weiße Haus, in dem sie „große Sorgen“ über die angekündigten Zölle zum Ausdruck brachten und den Präsidenten aufforderten, sie nicht zu verhängen. „Zölle sind Steuern, die amerikanische Unternehmen weniger wettbewerbsfähig und amerikanische Kunden ärmer machen“, schrieben sie. Beeinflussen können sie die Entscheidung des Präsidenten nach geltendem Recht allerdings nicht.

Auch die US-Unternehmen sind schockiert. Von der Automobilindustrie bis zu den Brauereien wird vor höheren Kosten und Arbeitsplatzverlusten gewarnt. Lediglich die Aluminium- und Stahlproduzenten sind zufrieden. „Wir wissen den Einsatz des Präsidenten für die amerikanische Aluminiumindustrie zu schätzen“, so der Zusammenschluss Aluminum Association.

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