Ecclestones Schwiegermutter Steht Brasilien vor neuer Entführungswelle?

Die Behörden veröffentlichen keine Details zur Entführung von Bernie Ecclestones Schwiegermutter. Lange hat es in São Paulo keine spektakulären Entführungen mehr gegeben. Blitzentführungen dagegen gehören zum Alltag.

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Die brasilianische Schwiegermutter des Formel-Eins-Chefs wurde aus ihrem Haus in Sao Paolo entführt. Details geben die Behörden nicht bekannt. Quelle: dpa

São Paulo Bernie Ecclestones brasilianische Schwiegermutter entführt! Als die Zeitschrift „Veja“ am Wochenende exklusiv berichtete, dass Aparecida Schunck Opfer einer Entführung mit einer Lösegeldforderung in Höhe von umgerechnet 33 Millionen Dollar geworden sei – da staunten die Brasilianer.
Denn Entführungen Prominenter hat es seit fast einer Dekade nicht mehr gegeben.
Damals wurden die Eltern prominenter Fußballstars wie Romário und Robinho entführt. Mit Washington Olivetto wurde 2001 der Werbepapst Brasiliens gekidnappt und nach 52 Tagen - nach Zahlung eines Lösegeldes von 18 Millionen Dollar - wieder freigelassen. 2002 gab es 321 Entführungsfälle in São Paulo.
Doch seitdem ist die Zahl stark gesunken. Das liegt einerseits an der Polizei, die neue Anti-Sequestro-Brigaden gegründet hat. Andererseits vermuten Experten, dass es auch an der in São Paulo dominierenden Drogen- und Schmuggelmafia PCC liegt, die keine Entführungen Prominenter duldet, weil das den Drogenhandel, ihre wichtigste Einkommensquelle, stören würde. Auch die seit Jahren sinkenden Mordraten, sowohl im Zentrum als auch in der Peripherie São Paulos, erklären einige Kriminalisten mit der Dominanz der Drogenmafia.

Möglich, dass deswegen auch ausländische Entführungsspezialisten am Kidnapping Schuncks beteiligt sind, die ihre Helfershelfer nicht aus den lokalen Kriminellenvereinigungen rekrutieren müssen. Bei einigen der Entführungen Prominenter in der Vergangenheit waren Spezialisten aus Lateinamerika beteiligt, die sich für ihre lange geplanten Coups zusammengetan hatten.
Nicht verhindern konnten jedoch weder die Polizeieinsätze noch die Drogenmafia, dass es seit Jahren konstant viele Blitzentführungen gibt. Im ersten Halbjahr 2015 fanden in der Stadt Sao Paulo alleine 374 dieser „Sequestros relampagos“ statt.
Inoffiziell dürften es noch weit mehr sein, weil die Betroffenen oft gar nicht zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Dabei werden die Opfer „nur“ für ein paar Stunden entführt - in ihren Autos an einer Ampel, wenn sie in ihre Garagen einfahren oder im Parkhaus das Auto besteigen. Sie müssen dann mit den Entführern Geldautomaten abklappern, und mit ihren Kredit- und Geldkarten so viel Geld wie möglich ziehen – bevor sie meistens wieder laufen gelassen werden. Zwar wurden deswegen Bargeldabhebungen an den Cash-Automaten in Brasilien nachts beschränkt auf maximal 30 Euro. Dafür entführen die Blitz-Kidnapper einfach mehr tagsüber.
Die Chancen, dass die Entführer der 67-jährigen Schunck mit dem Lösegeld davonkommen können, sollte es bezahlt werden, sind jedoch gering: Die Kidnapper fast aller Prominenter in Brasilien konnten verhaftet werden.

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