Eklat beim Republikaner-Parteitag Konservative Parteirebellen stören die Trump-Show

Aufruhr auf dem Parteitag der US-Republikaner: Gegner des Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump scheiterten mit ihrem Versuch, eine Änderung der Abstimmungsregeln zu erreichen. Aus Protest verließen sie den Saal.

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Republikanische Trump-Gegner wollten das Abstimmungsverfahren ändern, aber kamen damit nicht durch. Es folgte ein Tumult im Saal. Quelle: AFP

Cleveland Drei Stunden lang lief alles nach Plan. Die Redner beschwören die Weisheit Donald Trumps und die Kraft republikanischer Minimalstaats-Ideale, zwischendurch spielte eine Band fetzige Songs. Dann plötzlich: Chaos, Konfusion. Vorbei der Schein der Normalität.

Gleich am ersten Tag des republikanischen Parteitags in Cleveland, Ohio, entglitt den Veranstaltern die Kontrolle, zumindest zeitweise. Die Never-Trump-Bewegung, eine Gruppe von konservativen Parteirebellen, mobilisierte ein letztes Aufgebot. Sie störten die Trump-Show, forderten lautstark eine Abstimmung über Regeländerungen, die letztlich darauf hinauslaufen würden, die Delegierten von der Pflicht zu befreien, für den Vorwahlsieger Trump zu stimmen. Die Anhänger des New Yorker Milliardärs brüllten mit „USA“-Rufen dagegen an.

Die Nominierung des Populisten zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten konnten die Aufständischen weder verhindern noch verzögern. Doch der Tumult, live im Fernsehen übertragen, ist eine Blamage für den Kandidaten, der sich als Einheitsstifter präsentieren will. Und womöglich nicht die letzte in dieser Woche.

„Das hier ist noch nicht vorbei“, drohte Kendal Unruh, Rädelsführerin der Dissidenten, anschließend in einem Fernsehinterview. „Ihr werdet mehr Aufruhr sehen.“ Eigentlich wollten die Republikaner unter dem Trump-Slogan „Make America Safe Again“ den Zusammenbruch von Recht und Ordnung unter Präsident Barack Obama anprangern, nach den Polizistenmorden von Baton Rouge und Dallas verfängt die Botschaft besser denn je. Doch statt zum Angriff auf die gegnerischen Demokraten überzugehen, führten die Republikaner dem Land ihre eigene Konfusion vor.

Dabei wollte Trump alles besser machen. Den Parteitag, den die Republikaner vor vier Jahren in Tampa veranstalteten, bezeichnete er als den langweiligsten, „den ich je gesehen habe“. Trump versprach mehr Glamour, mehr Aktion: „Die Leute brauchen ein bisschen Entertainment, sonst schlafen sie ein.“ Die Art der Unterhaltung aber, die der Delegierten-Aufstand bot, wird er damit sicher nicht gemeint haben.

Dass der Trump-Konvent keinen Konventionen folgen wird, war schon am Montagmorgen absehbar. Statt an die Einheit der Partei zu appellieren, griff Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort den republikanischen Gouverneur von Ohio, John Kasich, an. Im Vorwahlkampf war Kasich der letzte Republikaner, der Trump die Stirn bot, und noch immer weigert er sich beharrlich, Trump zu unterstützen. „Eine Peinlichkeit“, zürnte Manafort.

Wer sich Trump nicht fügt, wird angefeindet, nach diesem Prinzip operieren die Trumpisten. Newt Gingrich, lange als möglicher Vizepräsidentschaftskandidat gehandelt, knöpfte sich Mitt Romney und die Bush-Familie vor. Romney, der 2012 gegen Obama unterlag, unterstütze die Republikaner nur, „solange wir ihn unterstützen”, giftete Gingrich. Und die Bush-Familie? Deren Entscheidung, dem Parteitag fern zu bleiben, sei „kindisch“.


Melanias Auftritt ist der Höhepunkt

Erst im Abendprogramm widmeten sich die Republikaner wieder ihren eigentlichen Gegnern, den Demokraten und ihrer Kandidatin Hillary Clinton. Ein Redner nach dem anderen warf Clinton vor, Amerika im Kampf gegen den Terror zu schwächen und die Grenzen für illegale Einwanderer zu öffnen. Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt von Trumps Ehefrau Melania. Der Milliardär ließ es sich nicht nehmen, das Ex-Model selbst als die „nächste First Lady der Vereinigten Staaten“ vorzustellen. Am Ende lächelt sie ihr schönstes Laufsteg-Lächeln, Trump gibt ihr einen Kuss, und beide verlassen Hand in Hand die Bühne.

Doch letztlich sind es nicht diese Bilder der Harmonie, die hängen bleiben, sondern die Störmanöver der Never-Trump-Aktivisten. Die Stimmung in der Parteitagsarena war teils angespannter als draußen auf den Straßen, wo die Polizei schwere Krawalle befürchtet hatte.

Pro- und Anti-Trump-Demonstranten sammelten sich nur in kleineren Gruppen. Die Beamten, mit schusssicheren Westen ausgestattet und von Reiterstaffeln unterstützt, hatten meist keine Mühe, die beiden Lager auseinander zu halten. Damit das so bleibt, ist die gesamte Innenstadt mit Stahlbarrieren durchzogen, die Polizei und der Secret Service haben Kontrollpunkte an wichtigen Kreuzungen eingerichtet.

Für Dienstag und die kommenden Tage sind größere Demonstrationen angekündigt. Die militanten „Schwarzen Panther“ ebenso wie bewaffnete Rechtsextremisten. In Cleveland darf jeder entsprechend lizensierte Waffenbesitzer eine Pistole im Halfter tragen – ein Albtraum für die Polizei. Die Stadt verharrt im Schwebezustand zwischen politischem Volksfest, Alltag und Ausnahmezustand.

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