Energie Russland will Gas-Bypass durch den Kaukasus verhindern

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Russlands Intimfeind BP ist Quelle: AP

Doch Russland bleibt nicht untätig: Gemeinsam mit dem italienischen Energiekonzern Eni plant Gazprom eine Pipeline, die in Konkurrenz zu Nabucco stehen würde. Ebenfalls durchs Schwarze Meer und hinauf nach Mitteleuropa wollen die beiden ihre Leitung South Stream verlegen. Sie soll allerdings russisches und nicht aserbaidschanisches Gas transportieren.

Unterdessen denkt der Geschäftsführer des Nabucco-Konsortiums, Reinhard Mitschek, bereits daran, auch turkmenisches Gas durch die Euro-Röhre zu pumpen – Gas, um das sich Wladimir Putin bei der turkmenischen Regierung persönlich noch in seiner Funktion als russischer Präsident bemüht hat: Auch Russland plant eine zusätzliche Pipeline nach Turkmenistan, um seinen wachsenden Bedarf zu decken.

Die Konkurrenz um turkmenische Explorationslizenzen –  auch China will heran an die kaspischen Felder – wird härter. Der RWE-Tochter Dea, die auch in Turkmenistan bohren will, schwebt vor, Gas an Bord von Spezialschiffen am Ostufer des Kaspischen Meeres zu verdichten, nach Baku zu verschiffen und via Nabucco zu den deutschen und europäischen RWE-Kunden zu schaffen. Auch eine Pipeline quer durch die See von Turkmenistan nach Aserbaidschan ist im Gespräch.

Russland macht aus seinem Missfallen an diesem Vorhaben keinen Hehl, denn je mehr Exportwege sich dem turkmenischen Energiekonzern Turkmengaz öffnen, desto höhere Preise kann er von seinem alten Stammkunden Russland verlangen, der den Rohstoff bisher noch zu günstigen Konditionen bekommt.

Intimfeind BP prescht vor nach Zentralasien

Geschichte sind die goldenen Zeiten, in denen das UdSSR-Ministerium für Gasförder- und Gastransportindustrie den südlichen Sowjetrepubliken die Abnahmepreise diktieren konnte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion pilgerten westliche Energiekonzerne in Scharen herbei. Die Liste derer, die vor Baku das Schwarze Gold aus dem Meeresgrund holen, liest sich wie das Who is Who der internationalen Ölindustrie. ExxonMobil, Chevron, Total, Agip und immer wieder – . BP – ausgerechnet BP. Der britische Ölmulti ist Moskaus aktueller Lieblingsfeind im großen Ringen um Ressourcen. Eine Gruppe staatsnaher Oligarchen versucht, die Briten aus dem russischen Joint Venture TNK-BP zu drängen, nachdem sie bereits die Kontrolle über ein sibirisches Gasfeld an Gazprom abtreten mussten.

BP tut sich seit Anfang der Neunzigerjahre durch besonderes Engagement bei der Erschließung der aserbaidschanischen Energie-Ressourcen hervor.  Der Konzern unterhält Ölfelder vor Baku, an Land dazu eines der größten Verlade- und Verarbeitungsterminals der Welt und der Konzern ist Konsortialführer für beide Öl-Pipelines durch Georgien sowie die Gasleitung BTE, die aus dem BP-Gasfeld Shah Deniz gefüllt wird. BP hat in der Region 7,5 Milliarden Dollar investiert und beschäftigt 2000 Menschen.

Hilfestellung erhielten die Briten bei ihren Pipeline-Projekten von der US-Regierung. 1999 etwa reiste Präsident Bill Clinton persönlich nach Istanbul und unterzeichnete die Absichtserklärung zum Bau der BTC-Leitung. An der amerikanischen Politik in der Region hat sich seither nichts geändert: Die USA unterstützen Energieprojekte und  politische Kräfte, die helfen, den Südkaukasus und Zentralasien dem Einfluss Moskaus zu entziehen, das energiehungrige China von den Quellen fernzuhalten und die Rohstoffe dem Westeuropa zugänglich zu machen – man will sich auf von Russland unabhängige europäische Verbündete verlassen können.

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