Entführung im Jemen Chrobog bedankt sich für Unterstützung

Der im Jemen entführte ehemalige Außenstaatssekretär Jürgen Chrobog und seine Familie sind wieder frei. Nach dem Ende der dreitägigen Geiselhaft bedankte sich Chrobog für die Bemühungen um seine Freilassung.

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Jürgen Chrobog. Quelle: dpa

HB ADEN/BERLIN. "Ich muss wirklich anerkennen, wie man sich um uns und meine Familie bemüht hat", sagte er am Samstagabend bei der Ankunft in der Hafenstadt Aden im Süden des arabischen Landes. Dort wollte sich der jemenitische Staatspräsident Ali Abdullah Salih, der maßgeblich an den Verhandlungen mit den Kidnappern beteiligt war, mit Chrobog treffen. Danach wollten beide eine Pressekonferenz geben, erklärten jemenitische Regierungsvertreter am Abend der Nachrichtenagentur dpa.

Am Mittag war die Familie Chrobog von Angehörigen eines jemenitischen Stammes freigelassen worden. Die Familie wollte die Silvesternacht in Aden in einem Hotel verbringen. Wann die Familie nach Deutschland zurückkehrt, ist nach Angaben des Auswärtigen Amts (AA) in Berlin Chrobogs Privatsache. Im AA geht man jedoch davon aus, dass Chrobog zunächst nach Deutschland zurückkommt.

Große Erleichterung

Politiker aller Parteien in Berlin nahmen die Nachricht von Freilassung mit großer Erleichterung auf. "Nach unserem ersten Eindruck hat die Familie die Geiselnahme, die mehrere Tage andauerte, ohne Schäden an Leib und Seele gesund überstanden", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Die gesamte Bundesregierung sei "sehr glücklich über den guten Ausgang". Der Außenminister dankte besonders Jemens Staatspräsidenten Salih für ein "engagiertes und umsichtiges Vorgehen".

Der jemenitische Vize-Außenminister Mohy al-Dhabbi entschuldigte sich im Namen des Jemen für die Entführung. Das wertete Steinmeier "mit großem Respekt". Die Geiselnahme habe keinen terroristischen Hintergrund gehabt, sondern gehe auf Stammesstreitigkeiten zurück. Die Chrobogs seien zufällig Opfer geworden.

Einige Entführer wurden noch am Samstag im Jemen festgenommen. Die vier Männer würden vor Gericht gestellt, sagte der Sprecher des jemenitischen Botschafters in Berlin. Die Stammesführer hätten die Vereinbarung mit der Regierung, die zur Freilassung der Chrobogs führte, unterzeichnet. Danach hat sich die Regierung in Sanaa verpflichtet, fünf Mitglieder eines rivalisierenden Stammes festzusetzen. Die Übergabe der Geiseln fand in der bergigen Schabwa- Region statt, rund 450 Kilometer östlich der Hauptstadt Sanaa. Mit den Chrobogs ließen die Kidnapper zwei jemenitische Fahrer und einen Reiseleiter frei.

In Berlin lobten Union, SPD und FDP die Leistung des Krisenstabes im Auswärtigen Amt unter Leitung Steinmeiers. Der Minister und seine Mannschaft hätten "wieder einmal eindrucksvoll" ihre Leistungsfähigkeit und ihr diplomatisches Geschick unter Beweis gestellt, erklärte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla mit Blick auch auf die kürzlich erfolgreich bewältigte Geiselkrise um Susanne Osthoff im Irak. Ähnlich äußerte sich auch sein SPD-Kollege Hubertus Heil. FDP-Chef Guido Westerwelle würdigte ein "umsichtiges Wirken" des Krisenstabes. Auch die Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei, Gregor Gysi und Oskar Lafontaine, begrüßten, dass die Bundesregierung wie im Fall Osthoff dafür gesorgt habe, "dass die Entführung friedlich beendet werden konnte".

Die Verhandlungen über die Freilassung hatten sich zur Nervenprobe entwickelt. Steinmeier hatte die Regierung in Sanaa dringend um eine schnelle und gewaltfreie Lösung gebeten. Er rechnete seit Donnerstag mit einer Freilassung noch vor dem Jahreswechsel. Die Geiselnehmer sind Mitglieder des Stammes der Abdallah. Sie hatten die Freilassung von fünf Stammesangehörigen verlangt, die im Gefängnis sitzen. Als Kompromiss schlugen sie dann vor, dass fünf Mitglieder des rivalisierenden Stammes der Al-Riad ebenfalls inhaftiert werden, um einen fairen Prozess für beide Parteien zu gewährleisten. Chrobog war in seiner Zeit im Auswärtigen Amt ein geschätzter Krisenmanager. Im Jahr 2003 hatte er monatelang um die Freilassung von 14 Sahara-Touristen, darunter neun Deutsche, verhandelt.

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