Entführung im Jemen Chrobog noch immer gefangen

Die Verhandlungen über eine Freilassung des im Jemen entführten ehemaligen Staatssekretärs Jürgen Chrobog sind einem Zeitungsbericht zufolge durch die Nacht hindurch bis in den Morgen fortgesetzt worden.

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Jürgen Chrobog. Quelle: ap

HB SANAA/BERLIN. Kurz vor 10 Uhr Ortszeit habe der Chef der Entführer, Ahmed al-Lahjji, mitgeteilt, dass die Gespräche noch immer andauerten, berichtete der "Yemen Observer" auf seiner Homepage.

Al-Lahjji habe der Zeitung außerdem gesagt, etwa 300 Menschen seien an den Verhandlungen beteiligt, unter ihnen Parlamentarier, Mitglieder des örtlichen Rates und andere geachtete Persönlichkeiten. Die Geiseln seien in den vergangenen 24 Stunden zweimal an andere Orte gebracht worden. Derzeit würden sie fünf bis sieben Kilometer vom Verhandlungsort entfernt festgehalten. In der Nacht habe sich zwar zunächst eine Einigung über eine Freilassung der Familie Chrobog abgezeichnet, kurz darauf hätten die Entführer aber bestritten, dass es eine Verständigung gebe.

Das Auswärtige Amt wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. Die Bundesregierung sei weiter zuversichtlich, dass Chrobog, seine Frau und seine drei erwachsenen Söhne noch in diesem Jahr freikommen würden, sagte ein Sprecher in Berlin. Die Regierung und die Mitglieder des Krisenstabes stünden nach wie vor mit den zuständigen Stellen im Jemen in Kontakt, um eine Freilassung zu erreichen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat zwischenzeitlich eine neuerliche Festlegung auf einen Freilassungstermin für die Diplomatenfamilie vermieden. Ob sie noch in diesem Jahr frei komme, sei offen. Steinmeier sagte, er werde mit der Regierung in Sanaa darüber reden, ob der Zeithorizont, den die dortige Regierung für eine Lösung des Geiseldramas in Aussicht gestellt habe, verändert werden müsse. "Ich gehe im Augenblick davon aus, dass weitere Gespräche zwischen den Entführern und den Verhandlungsführern der Regierung stattfinden."

Am Vortag hatten Unterhändler von einer Einigung und einer unmittelbar bevorstehenden Freilassung gesprochen, aber die Geiselnehmer hatten die Angebote der jemenitischen Regierungsseite dann doch zurückgewiesen.

Jemens Vize-Außenminister Mohy al-Dhabbi hat unterdessen Berichte dementiert, Chrobog sei von seiner Regierung eingeladen worden. Der ehemalige Staatssekretär sei zu einem "vollständig privaten Besuch" in den Jemen gereist, sagte Al-Dhabbi dem Magazin "Focus" einem Vorabbericht aus der Nacht zum Samstag zufolge. "Herr Chrobog hatte seinen Wunsch geäußert, in den Jemen zu kommen." Als Freund habe er für Chrobog lediglich "einige Arrangements getroffen". Al-Dhabbi war dem Bericht zufolge früher als jemenitischer Botschafter in Berlin tätig.

Chrobog und seine Familie waren am Mittwoch während eines Urlaubsaufenthaltes entführt worden. Die Geiselnehmer vom Stamm der Al-Abdullah haben erklärt, mit der Entführung solle Druck auf die Regierung in Sanaa gemacht werden, fünf Mitglieder des Stammes aus der Haft zu entlassen.

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