Entwicklungszusammenarbeit in Afrika Die Chinesen warten ab

Entwicklungsminister Gerd Müller möchte zusammen mit China in Afrika helfen. Die Idee ist gut. Aber leider nimmt noch keines der beiden Länder den Ansatz ernst genug, damit er erfolgreich sein kann. Ein Kommentar.

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Peking China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. In Afrika ist das aufstrebende Schwellenland der wichtigste Handelspartner der meisten Staaten. Überall engagieren sich chinesische Unternehmen. Doch das Image der Asiaten ist angekratzt. Nun kommt Deutschland ins Spiel. Gemeinsam könnten beide Staaten erfolgreiche Projekte durchführen, und so auch Chinas Ansehen helfen.

So ist zumindest das Kalkül von Entwicklungsminister Gerd Müller. Schon 2013 brachte er die Idee gemeinsamer Entwicklungszusammenarbeit von Deutschland und China in Afrika auf. Schließlich lassen sich die großen Herausforderungen unserer Zeit nur in Zusammenarbeit mit dem bevölkerungsreichsten Land der Welt lösen. Am Donnerstag eröffnete Müller ein deutsch-chinesisches Zentrum für nachhaltige Entwicklung in Peking. Doch gemeinsame Projekte gibt es auch nach jahrelangen Abstimmungen noch nicht.

Entwicklungszentrum ist eigentlich schon zu viel gesagt. Faktisch schickt Deutschland einen Mitarbeiter zum Handelsministerium nach Peking, das sich in China hauptsächlich um Entwicklungszusammenarbeit kümmert. Eine Person klingt nach nicht viel. China hält sich jedoch noch weiter zurück. Man werde projektbezogen Personal zusammenstellen, gibt ein Mitarbeiter des Handelsministeriums nach längerem Zögern zu. Anders gesagt: Das Ministerium stellt im Gegensatz zu den Deutschen nicht mal einen Mitarbeiter ab, der sich dauerhaft um die Zusammenarbeit mit Berlin kümmern.

Nicht nur das: Der Gegenpart für die Deutschen ist im Handelsministerium in Peking auch nicht die Abteilung, die sich um ausgehende Entwicklungshilfe kümmert. Ganz im Gegenteil wollen die Beamten in Peking den Entsandten aus Deutschland der Abteilung zuordnen, die für den Kontakt zu Geberländern zuständig war. Hier sitzen also Experten, die bislang Entwicklungshilfe für China verwaltet haben. Das Signal ist natürlich fatal, zumal es den Deutschen ja um eine gemeinsame Entwicklungshilfe im Ausland geht.

Zudem ist das Ansehen des deutschen Entwicklungsministers in China angekratzt. Sein Marshall-Plan für Afrika kam in Peking nicht besonders gut an. Lange hatten chinesische Experten die Deutschen für ihre ausgefeilten Konzepte in Afrika gelobt. Doch der Marshall-Plan wirkte aus Sicht einige Entwicklungsexperten von Anfang an nicht durchdacht.

Noch halbwegs wohlwollende Worte kamen vom renommierten Entwicklungsforscher der China Agricultural University, Li Xiaoyun. Der Marshall-Plan des Ministers sei an die chinesischen Entwicklungskonzepte angelehnt, die Europa noch vor Jahren scharf kritisiert habe, argumentierte Li. Kreditgarantien bei Investitionen heimischer Firmen in Afrika praktiziere China schließlich seit Jahren.

Allerdings sind Chinas Institutionen für Entwicklungszusammenarbeit derzeit auch kaum in der Lage, um neue Konzepte – wie eine Zusammenarbeit mit Deutschland – mit Nachdruck umzusetzen. Denn das chinesische System ist notorisch Intransparent. Immer wieder stehen Vorwürfe über Korruption im Raum. Die Kritik war zuletzt so massiv, dass sich Chinas Präsident Xi Jinping persönlich der Sache angenommen und eine grundsätzliche Reform der Entwicklungszusammenarbeit angekündigt hat. Erst wenn Xi seinen Laden neu aufgestellt hat, werden die Chinesen auch wieder für eine enge Zusammenarbeit mit den Deutschen verfügbar sein.

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